NFL
Seattle Seahawks holen Mike Macdonald: Eine gute Wahl, doch eine Frage bleibt
- Aktualisiert: 01.02.2024
- 14:01 Uhr
- Chris Lugert
Die Seattle Seahawks haben die Nachfolge von Pete Carroll geklärt: Mike Macdonald wird neuer Head Coach im Pazifischen Nordwesten. Eine Wahl, die mutig, aber nachvollziehbar ist. Eine wichtige Frage aber bleibt noch zu klären.
Von Chris Lugert
Die Seattle Seahawks drehen einmal die Uhren zurück - und wie!
Mike Macdonald, bisheriger Defensive Coordinator der Baltimore Ravens, wird neuer Head Coach der Seahawks. Das Team sorgt damit für ein Kuriosum. Denn während Seattle mit Pete Carroll in den vergangenen Jahren stets den ältesten Head Coach der NFL beschäftigte, haben die Seahawks nun plötzlich den jüngsten der Liga.
Mit seinen 36 Jahren ist Macdonald genau halb so alt wie Carroll. Es ist ein gewagter Schritt, aber er passt perfekt. Nach der Trennung von Trainer-Legende Carroll, der im Hintergrund nun offiziell als Berater fungiert, wollten die Seahawks eine Verjüngung einleiten und auf neue Ideen setzen, ohne aber die Kultur der Franchise auf den Kopf zu stellen.
Das, was die Seahawks unter Carroll groß gemacht hat, soll weiterhin bewahrt werden. Die Mentalität, ein gelebtes Sieger-Gen, der Zusammenhalt in der Umkleidekabine. Macdonald verkörpert all das. Was auch mit seiner Vita zu tun hat.
Ja, Macdonald hat bislang keinerlei Erfahrungen als Head Coach gesammelt, er geht als Rookie auf dieser Position in die neue Saison. Aber er hatte die vielleicht besten Lehrmeister, die man in Sachen Teamführung und Management haben kann. Denn Macdonald arbeitete gleich unter beiden Harbaugh-Brüdern.
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Seit 2014 war er Teil der Ravens und arbeitete sich bis 2020 zum Linebackers Coach hoch. Während der gesamten Zeit war John Harbaugh der Head Coach.
Nach sieben Jahren in Baltimore folgte der Ruf des zweiten Harbaugh-Bruders, Jim Harbaugh. Er machte Macdonald beim College-Team der Michigan Wolverines zum Defensive Coordinator. Der Erfolg stellte sich sofort ein: Michigan stellte in der Saison 2021 eine Top-10-Defense im College Football.
Macdonald machte die Ravens zu einem Defensivmonster
Schon nach einem Jahr ging es für ihn zurück nach Baltimore, wo John Harbaugh ihn zum Nachfolger von Don Martindale als Defensive Coordinator machte.
In zwei Jahren formte Macdonald bei den Ravens eine unglaublich starke Defense, die so ziemlich jede noch so gute Offense vor Probleme stellte. In der Saison 2023 wurden die Ravens zum ersten Team überhaupt, das die Liga sowohl bei den wenigsten zugelassenen Punkten, den meisten Sacks als auch den meisten defensiven Turnovern anführte.
Dass Baltimore in diesem Jahr erneut den Einzug in den Super Bowl verpasste, lag nicht an der Defense der Ravens. Nun folgt der logische Schritt auf der Karriereleiter eines NFL-Coaches - bei einem Team, das gerade defensiv in der abgelaufenen Saison enttäuschte.
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Macdonald bekommt Sechsjahresvertrag in Seattle
Durch seine langen Jahre unter John Harbaugh weiß Macdonald genau, was es braucht, um in einer Franchise Kontinuität zu gewährleisten. Etwas, was auch den Seahawks extrem wichtig ist, denn sie statten Macdonald gleich mit einem Sechsjahresvertrag aus. Er soll im Optimalfall eine Ära prägen, wie es auch Carroll getan hat.
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Die Seahawks bleiben sich außerdem treu und wagen nicht den Sprung zu einem offensiv denkenden Head Coach wie etwa Ben Johnson, Offensive Coordinator der Detroit Lions. Was allerdings eine wichtige Frage noch offen lässt.
Denn nach dem Abgang von Shane Waldron zu den Chicago Bears suchen die Seahawks ihrerseits einen neuen Offensive Coordinator. Und diese Entscheidung müssen die Verantwortlichen im Verbund mit Macdonald jetzt sehr weise treffen.
Wer wird Offensive Coordinator?
Mit einem defensiven Head Coach, der auch noch Rookie in seiner neuen Rolle ist, braucht es einen starken Playcaller in der Offensive. Einer, der über einen klaren Plan verfügt und eigenständig eine Offense leiten kann. Keine einfache Aufgabe für den neuen Chef.
Die Houston Texans könnten hier eine Blaupause sein. In einer ähnlichen Situation brachte DeMeco Ryans im Vorjahr Bobby Slowik aus San Francisco mit, der aus C.J. Stroud den mutmaßlichen Rookie des Jahres und bereits einen der besten Quarterbacks der Liga machte. Slowik war zuvor Offensive Passing Game Coordinator bei den 49ers gewesen.
Doch ganz gleich, ob er einen offensiven Coach aus Baltimore mitbringt oder aber sich ganz anders entscheidet: Gelingt Macdonald hier gleich ein glückliches Händchen, strahlt die Zukunft im Pazifischen Nordwesten golden.