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Super Bowl 2024: Chiefs-Sieg in der Overtime - Warum nahm Head Coach Reid vor dem Touchdown bei ablaufender Uhr kein Timeout?
- Aktualisiert: 14.02.2024
- 10:24 Uhr
- ran.de
Der dritte Super-Bowl-Sieg der Kansas City Chiefs mit Andy Reid und Patrick Mahomes war an Dramatik kaum zu überbieten. Die ablaufende Uhr in der Overtime störte das Erfolgsduo nicht – was mit den speziellen Regeln in der Postseason zu erklären ist.
Die Uhr tickte. Aber aus Sicht der Kansas City Chiefs nur scheinbar unerbittlich. Als der Titelverteidiger in der Overtime nach einem Catch von Travis Kelce bis auf drei Yards an die Endzone der San Francisco 49ers herangerückt war, liefen die Sekunden bedrohlich herunter.
Und Andy Reid ließ es geschehen. Trotz eines 19:22-Rückstands. Statt ein zweites Timeout zu nehmen, gab der Head Coach Patrick Mahomes die Anweisungen aufs Ohr, wie der nächste und letztlich entscheidende Spielzug auszusehen habe.
Sechs Sekunden standen noch auf der Uhr, als Center Creed Humphrey den Ball zum Quarterback snappte. Drei weitere Sekunden später erreichte Mecole Hardman nach Pass von Mahomes mit dem Ball in den Händen die Endzone und die Chiefs-Party konnte beginnen.
Der Spielzug – der laut dem nun dreimaligen Super-Bowl-MVP auf den Namen "Corn Dog" getauft wurde – schien wie im Schlaf zu funktionieren. Reid, Mahomes & Co. nie auch nur den Hauch eines Zweifels daran gehabt zu haben, dass dabei etwas schiefgehen könnte.
Das Wichtigste in Kürze
Chiefs gewinnen Super Bowl: In Overtime alle Zeit der Welt
Viele Fans aber dürften in diesen Sekunden um Jahre gealtert sein, vielleicht überproportional viel Schweiß ausgestoßen haben oder sogar einem Nervenzusammenbruch gefährlich nahegekommen sein. Wie die Supporter stellten sich auch viele Fans die Frage: Warum um alles in der Welt hielten die Chiefs die Uhr nicht an?
Spielten sie quasi mit ihrem sportlichen Leben in dieser Saison? Nur, weil sie beweisen wollten, wer die Hosen anhat, über die dickeren Eier verfügt?
Die lapidare Antwortet: Sie wussten es einfach besser. Denn ein Blick in die NFL-Regeln offenbart, dass derlei Aufregung gar nicht nötig gewesen wäre. Die Chiefs hatten tatsächlich alle Zeit der Welt. Auch wenn nur noch wenige Sekunden auf der Uhr angezeigt waren.
Denn anders als in der Overtime eines Regular-Season-Spiels gewährt die NFL in einer Extraspielzeit während der Postseason immer beiden Teams die Chance, ihren Drive zu Ende zu bringen – selbst wenn die offiziellen 15 Minuten abgelaufen sind. Clock Management ist in diesem Moment also von gestern.
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NFL-Regeln: Chiefs durften Drive in Overtime auf jeden Fall zu Ende führen
Wortwörtlich heißt es übersetzt in den Regeln: "Ist der Spielstand nach dem Ende einer Overtime ausgeglichen – oder das zweite Team hat seinen ersten Ballbesitz noch nicht zu einem Ende geführt – , spielen die Teams eine weitere Overtime. Das Spiel wird so lange fortgesetzt, unabhängig davon, wie viele Overtimes benötigt werden, um einen Gewinner zu finden."
Folglich wäre das Spiel für die Chiefs auch nicht verloren gewesen, wenn Mahomes‘ Pass Hardman nicht gefunden hätte oder der Receiver vor der Goal Line gestoppt worden wäre. Schließlich war es 1st&Goal – es wären also drei weitere Versuche erlaubt gewesen.
Was eine zweite Overtime von der ersten unterschieden hätte: Sie wäre wieder mit einem Two-Minute-Warning gespielt worden. Wie auch eine vierte Overtime. Danach hätten sich die Kapitäne wieder zum Coin Toss in der Feldmitte getroffen.
Die Overtime ist also im Grunde wie ein neues Spiel über bis zu vier Viertel.
Chiefs gewinnen Super Bowl: Erfolg steht erst gegen 20 Uhr Ortszeit fest
Bei diesen Aussichten leuchtet auch umso mehr ein, warum der Kickoff für 15:30 Uhr Ortszeit angesetzt war. Der Sieger sollte schließlich auf jeden Fall am selben Tag gekürt werden.
Letztlich war es etwa gegen 20 Uhr so weit. Zu vorgerückter Stunde durfte sich Reid dank des späten 25:22 zum dritten Mal die Vince Lombardi Trophy überreichen lassen. Und seine Lieblingsfrage ins weite Rund werfen: "How ‘bout those Chiefs?"
Auch weil er im entscheidenden Moment die Ruhe bewahrte. Und kein Timeout verschwendete, das womöglich in einer zweiten Overtime noch wichtig geworden wäre. Denn er kannte natürlich die Regeln – im Gegensatz zu manchen Fans und Zuschauern.