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NBA-Analyse: Victor Wembanyama gehört schon jetzt in die MVP-Konversation

  • Veröffentlicht: 22.01.2025
  • 21:48 Uhr
  • Ole Frerks

Nach einer historischen Rookie-Saison und Olympia-Silber waren die Erwartungen an Victor Wembanyama bereits turmhoch. Der Franzose findet jedoch Wege, diese beständig zu übertreffen – obwohl seine Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen ist. Ein Limit scheint es für Wemby nicht zu geben.

Von Ole Frerks

Unkonventionelle Spieler erfordern unkonventionelle Maßnahmen. Wenn jemand auf dem Court nahezu alle Regeln bricht, im positiven Sinn, müssen für diesen Spieler vielleicht grundsätzlich andere Regeln gelten.

Vielleicht braucht es auch neue, eigene Statistiken. Die "forcierte Business-Decision" etwa – wie oft dreht ein Offensiv-Spieler auf dem Weg zum Korb ab, aus Angst, dort abgeräumt zu werden? Wie groß ist der Fear-Factor? Noch wissen wir nicht, wie dieser zuverlässig zu erheben ist. Wir wissen aber, wer die Kategorie anführen würde.

Vielleicht sprengt Victor Wembanyama schlichtweg unsere Vorstellungskraft – und sollte schon in Jahr zwei, mit einer negativen Teambilanz (19-22), irgendwo in der MVP-Konversation auftauchen, vielleicht sogar schon auf dem Wahlzettel. Ehrlich gefragt: Gibt es noch fünf Spieler, die aktuell einen größeren Einfluss auf Sieg oder Niederlage ausüben als er?

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Eigentlich gehört ein Spieler, dessen Team nicht einmal auf einem Play-In-Platz liegt, normalerweise natürlich nicht in diese Diskussion. Kareem Abdul-Jabbar wurde 1976 zwar mal MVP, obwohl sein Team mit 40-42 die Playoffs verpasste, aber … es waren andere Zeiten, diese Spielzeit taugt nicht zum Präzedenzfall.

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MVP-Rennen: Es gibt eine Lücke

Aktuell ist das MVP-Rennen allerdings ebenfalls etwas schräg. Die Top 4 (SGA, Jokic, Giannis, Tatum) dürfte mehr oder weniger gesetzt sein, dahinter gibt es unter anderem zwei (die New Yorker) oder sogar vier (die Clevelander) Teamkollegen, die sich Stimmen streitig machen könnten. Luka Doncic wäre ein fünfter "starker" Kandidat, ist aufgrund der 65-Spiele-Regel aber schon disqualifiziert.

Wembanyama wiederum ist kein starker Kandidat, im klassischen Sinn. Das liegt aber nicht an seinen Leistungen. Die sind eines MVP-Kandidaten schon würdig – obwohl er erst am 4. Januar 21 (!) wurde, seine zweite Saison absolviert und es in seinem Spiel noch alles Mögliche "aufzuräumen" gibt.

Das beste Argument gegen ihn ist die Team-Performance der San Antonio Spurs. Oder sogar das einzige?

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Der einflussreichste Verteidiger der NBA

Wir haben oben gelogen; in gewisser Weise lässt sich der Fear-Factor durchaus messen. Wenn Wemby auf dem Court steht, nehmen gegnerische Teams laut Cleaning the Glass um 4 Prozent weniger Abschlüsse am Ring und um 2,4 Prozent weniger Abschlüsse aus der Floater-Range, auch bekannt als "seine Spannweite" (offiziell 2,44 m).

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Die effektive gegnerische Wurfquote ist in seinen Minuten um drei Prozent schlechter, liegt bei (aus Sicht der Defense) sehr guten 52,8 Prozent. Die Spurs lassen in Wembys Minuten ein gegnerisches Offensiv-

Rating von 110,6 zu, was über die Saison dem Wert der Celtics (Platz sechs ligaweit) entspräche. Ohne ihn? Beträgt dieser Wert 121,9 … das wäre die schlechteste Defense der NBA.

Als Rookie wurde Wembanyama bereits Zweiter bei der Wahl zum Defensivspieler des Jahres. In Jahr zwei ist er eindeutig der einflussreichste Verteidiger der NBA, der ein biederes Kollektiv im Alleingang defensivstark macht und seinen ersten von vermutlich ziemlich vielen DPOY-Awards absahnen sollte.

Niemand sonst beeinflusst das Denken der gegnerischen Offense so offensichtlich, so vollständig. Es gibt Wemby, und dann gibt es alle anderen. Und dann gibt es da noch die Offense.

Offense: Viel Luft nach oben, aber …

In Jahr eins beeinflusste Wemby den Angriff seines Teams nicht positiv (-1,8), wobei sich das im Lauf der Spielzeit verbesserte, nachdem er nicht mehr auf der falschen Position startete und mit Tre Jones endlich einen Point Guard an seine Seite bekam. Diese Testphase zu Beginn gab es in diesem Jahr nicht, in gewisser Weise ist das Offensivspiel Wembanyamas trotzdem so etwas wie ein laufendes Experiment.

Vielen Kritikern nimmt er zu wenige Freiwürfe (3,9 pro Spiel) und zu viele Dreier (9,1), ist generell zu perimeter-orientiert. Den 165 Dunks in seiner Rookie-Saison stehen bisher 72 gegenüber, tatsächlich zu wenig, bedenkt man, dass er für diesen Abschluss nicht springen muss. Dabei ist sein Ansatz aber auch den Umständen um ihn herum geschuldet.

Victor Wembanyama  ist in seinem zweiten NBA-Jahr
Victor Wembanyama  ist in seinem zweiten NBA-Jahr© Getty Images

San Antonio fehlt es an Volume-Shootern und an Spielern, die Offense kreieren können. Der beste Passer heißt Chris Paul und wird im Mai 40; als Scorer wird CP3 schon länger nicht mehr gefürchtet. Devin Vassell startete verletzt und dann langsam in die Spielzeit – die anderen Scoring-Optionen wie Jeremy Sochan, Stephon Castle oder Keldon Johnson sorgen für keinerlei Spacing, gerade Sochan ist am besten, wenn er als Roll-Man oder generell in Korbnähe eingesetzt wird.

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Dieses Defizit verstärkt die Abhängigkeit von Wemby – und den Schwierigkeitsgrad für ihn, an leichte Punkte zu kommen. In gewisser Weise sorgt er selbst für sein Spacing, hält gerade früh im Spiel oft und gerne von draußen drauf, um sich Respekt (und Platz) für später zu verschaffen. An diese Würfe kommt er immer, während er im Post deutlich härter dafür arbeiten muss, zumal es ihm dort noch an Kraft und dem einen oder anderen sicheren Go-to-Move fehlt.

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Es geht bergauf

Von Zeit zu Zeit erzwingt er Würfe. Sein Ballhandling kann noch viel besser werden. Wie viele junge Stars hat Wembanyama keine herausragende Wurfauswahl, ist manchmal etwas ungeduldig. Es geht jedoch in die richtige Richtung, da sein Wurf konstanter fällt als noch im Vorjahr.

Von 32,5% ist die Dreierquote auf 35,4% gestiegen. Noch kein riesiger Schritt, angesichts des Volumens aber enorm wichtig. Gleichzeitig stieg der True-Shooting-Wert von unterdurchschnittlichen 56,5% auf überdurchschnittliche 59,2%, obwohl der offensive Kontext nicht viel schlechter sein könnte.

Regelmäßig beweist Wemby ein sehr gutes Auge für seine Mitspieler – er liest das Spiel korrekt und spielt aus seiner einzigartigen Vogelperspektive Pässe, die mit Ausnahme Jokic‘ so kaum ein Big Man auspacken könnte. Er wirft viel, ist aber mitnichten ein Egozocker. Mehr Shooting um ihn herum dürfte diese Facette sogar noch mehr zum Vorschein bringen.

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Unterm Strich beeinflusst er auch die Offense klar positiv – diese ist um +4,9 Punkte besser, wenn er spielt, für ein solides Offensiv-Rating von 114,2. In den Minuten mit Gevatter Paul steigt dieser Wert bereits auf sehr gute 117,4. Der beste Teamkollege Wembys laut allen Impact-Stats absolviert seine 20. Saison. Das ist ein Problem … aber eins der lösbaren Sorte.

Zeit für die Turbo-Taste?

Wie schon in seinem ersten Jahr geht es bei den Spurs aktuell vor allem darum, Erkenntnisse zu sammeln – herauszufinden, wer zu Wemby passt und welche Spielertypen neben ihm benötigt werden. Es liegt viel Arbeit vor ihnen, aber die Spurs haben durchaus die Möglichkeiten, aggressiv zu handeln und sich rapide zu verbessern.

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NBA: PSG-Fan? Haliburton heiß auf Champions League

Ihre Draft-Pick-Sammlung erreicht noch nicht ganz das Level der Thunder, kommt aber nicht weit dahinter – allein im hochkarätig besetzten kommenden Draft könnten sie bis zu vier Erstrundenpicks haben, zwei sind garantiert. Midsize-Verträge für größere Trades haben sie einige. Cap-Space hätten sie ab 2026 jede Menge.

Bisher war in und um San Antonio immer wieder von Geduld die Rede – man wolle um dieses Generational Talent etwas Nachhaltiges kreieren, nichts überstürzen. Das ist verständlich, andererseits ist die Phase bis 2027 – wenn Wembys erster Super-Max-Vertrag beginnt – ihre Phase der größten finanziellen Flexibilität.

Und Wemby wirkt schon jetzt bereit zum Gewinnen. Jedes noch so kleine Upgrade wird vor allem ihm zugute kommen. Wenn er jetzt schon so viel Schaden anrichten kann, wie sähe das erst mit einem legitimen Co-Star an seiner Seite aus, der Defensiven entsprechend beschäftigt? Mit zumindest durchschnittlichem Spacing?

Platz auf dem Wahlzettel?

Aktuell trennen Wemby von den Top-MVP-Kandidaten die Teambilanz und die etwas kürzere eigene Spielzeit (33,1 Minuten). Dennoch spricht viel dafür, dass Wemby schon jetzt den Impact eines Top-5-Spielers hat. Bei der On/Off-Differenz liegen nur Jokic und Paul (!) vor ihm, dann kommt SGA.

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Beim Estimated Plus/Minus belegt er Platz drei hinter SGA und Jokic. Bei Box Plus/Minus belegt er Platz 4, bei Value Over Replacement Player den siebten Platz. In Wembys Minuten haben die Spurs ein Net-Rating von +3,7 – das entspricht in etwa einem 50-Siege-Team.

Vielen ist es vermutlich dennoch zu unkonventionell, ihn schon jetzt in die Konversation aufzunehmen. Okay – es wird aber nicht lange so bleiben. Wir sehen aktuell wahrscheinlich die schlechteste Version von Wemby, die wir für lange Zeit sehen werden. Mit großer Sicherheit sehen wir die schlechteste Version der Spurs, solange er diese Franchise repräsentiert.

Das regt zum Träumen an, oder macht Angst – je nach Perspektive. Die Wemby-Ära kommt. Wenn sie nicht ohnehin schon angefangen hat.

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