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NBA Finals: Wie die Dallas Mavericks endlich den Bann brechen - Erkenntnisse nach Spiel 4
- Aktualisiert: 16.06.2024
- 15:31 Uhr
- Ole Frerks
Nach drei Pleiten gelingt den Dallas Mavericks in den NBA Finals der erste Sieg - und das auf dominante Weise. Was heißt das für die weitere Serie?
Von Ole Frerks
Die Dallas Mavericks haben sich endlich in den NBA Finals angemeldet und Spiel 4 in dominanter Manier gewonnen (122:84). Die Defense war elitär, endlich auch dank Luka Doncic.
Die Boston Celtics wiederum dürften gemerkt haben, dass sie dieses Team nicht im Schongang aus dem Weg räumen können. Was bedeutet dieser Sieg für die weitere Serie?
1. Die Mavs-Defense kehrt zurück
38 Punkte trennten beide Teams am Ende. Das ist gleichauf mit dem dritthöchsten Finals-Sieg der NBA-Geschichte, phasenweise roch es sogar danach, als würde der bisherige Rekord der 1998er Bulls (42) fallen. Kurios: Dallas hat nach diesem Sieg trotz des 1-3-Rückstands nun mehr Punkte in der Serie erzielt als die Celtics (408:402).
Natürlich können sich die Mavs dafür nicht viel kaufen, aber: Dallas hat sich mit einem Ausrufezeichen zurück in dieser Serie angemeldet, Spiel 4 in allen Phasen komplett dominiert. "Das war ein Arschtritt. Das ist die leichteste Art, dieses Spiel zusammenzufassen", erklärte Derrick White. Er hatte Recht.
Das Wichtigste in Kürze
Es stellt sich die Frage, wie viel die Mavs davon mitnehmen können und ob diese Anmeldung etwas zu spät kam, im ersten Schritt wurde nun aber immerhin schonmal der Sweep verhindert. Und wie.
Boston führte nach knapp sechs Minuten mit 11:10, dann traf Dereck Lively II den ersten Dreier seiner Karriere – und ab da blickte sein Team nicht mehr zurück. Die Mavs beendeten das zweite Viertel mit einem 24:10-Run, im zweiten Viertel entschieden sie de facto bereits das Spiel. Die Partie verlief so deutlich, dass Celtics-Coach Joe Mazzulla seine Starter bereits 3:18 Minuten vor Ende des dritten Viertels rausnahm und die Garbage Time einleitete.
"Wir müssen mit einer gewissen Verzweiflung spielen. Mit einer klugen Art der Verzweiflung", erklärte Kyrie Irving nach der Partie im Hinblick auf Spiel 5, diese Marschroute setzte sein Team auch in diesem Spiel um. Dallas war schneller an jedem Loose-Ball, an jedem Rebound, spielte mit dem bedingungslosen Einsatz eines Teams, das absolut nichts mehr zu verlieren hatte.
Allein Lively holte 7 Offensiv-Rebounds, mehr als das gesamte Celtics-Team (4). Die Mavs dominierten die Bretter komplett (52:31) und schafften es erstmals in dieser Serie, Boston über ein ganzes Spiel aus deren Komfortzone herauszubringen. Die Mavs waren physisch präsenter und gleichzeitig gedankenschneller als ihre fahrigen Gegner.
Die Offensiv-Rebounds und die eigenen guten Quoten (50,5% aus dem Feld) sorgten dafür, dass Boston nahezu nie ins Laufen kam und einfache Punkte in Transition bekommen konnte. Im Halbfeld wiederum machte Dallas sein bestes Defensivspiel dieser Serie. Es gab viel weniger Blow-Bys, zudem wesentlich schnellere Hilfe gegen gegnerische Drives.
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Anders als zuletzt fanden Bostons Wings am Korb immer Gegenwehr vor – gerade Jaylen Brown, der in der Serie bis dato jeden seiner Rim Attempts getroffen hatte, hatte beim Drive massive Probleme. Boston hatte als Team am Ende 26 Punkte in der Zone, Dallas hatte 60 (nach drei Vierteln stand es 54:18, Luka Doncic hatte 22). Die Mavs schafften es trotzdem, den Großteil der 41 Dreier-Versuche der Celtics vernünftig zu contesten.
Lively war der Anker – der Rookie holte nicht nur sein zweites Double-Double in Serie (11 Punkte, 12 Rebounds), er patrouillierte mit unbändiger Energie die Zone, half am Flügel aus und schaffte es immer wieder, seine Teamkollegen abzusichern. "Er verdient seine Blumen, er hat uns aufgerüttelt. Er hat uns gesagt, dass wir den Glauben nicht verlieren dürfen", schwärmte Irving.
Die Defense war, wie alle elitären Defensivleistungen, allerdings in erster Linie ein Team-Effort. Auch der beste Mav war diesmal prominent beteiligt.
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2. Doncic findet die richtige Antwort
Doncic stand nach Spiel 3 (zurecht) stark in der Kritik und präsentierte in Spiel 4 eine andere Version von sich selbst. Er ließ sich nicht auf Streitereien mit den Schiedsrichtern ein, machte offensiv sein Ding, vor allem aber spielte er richtig gute Defense.
Doncic tat alles dafür, um vor den Mavs-Wings zu bleiben, wenn diese ihn isoliert attackieren wollten. Mehrfach holte er dabei Steals, erzwang einen Pass oder brachte die Celtics dazu, den Ball wieder herauszudribbeln und "neu" anzufangen, was zu deren sehr langsamem Spieltempo entscheidend beitrug.
Bei Drives versuchte er dranzubleiben und Würfe am Korb zu contesten, ohne dabei wie in Spiel 3 ein Foul nach dem anderen einzusammeln. Auch wenn er geschlagen wurde, gab er die Possession nicht auf und versuchte stattdessen, konsequent weiter zu rotieren. Gerade in Spiel 3 war von dieser Arbeit viel zu wenig zu sehen.
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"Ich bin hier, um auf jede erdenkliche Art dabei zu helfen, dass wir gewinnen. So muss ich spielen", sagte Doncic, der sich nach Spiel 3 selbstkritisch gezeigt hatte. Der Unterschied in seinen Defensivleistungen legte die Frage nahe, wo dieser Einsatz zuvor gewesen war, in dieser Partie jedoch machte Luka genau das, was Kritiker zuletzt von ihm gefordert hatten.
"Ich denke, er hat einige Leute ihre Worte essen lassen", sagte Irving. "Auf eine gesunde Art. Er hat sehr gut geantwortet und das hatte ich auch erwartet."
Das schloss – natürlich – auch die Offense mit ein. 25 Punkte hatte Doncic bereits zur Pause, übertraf damit den Finals-Rekord der Franchise vom Courtside sitzenden Dirk Nowitzki. Es wären mehr als die 29 geworden, wenn es nötig gewesen wäre und das Spiel nicht im dritten Viertel geendet hätte. Doncic wirkte kontrollierter als zuletzt, leistete sich auch nur 1 Ballverlust.
Dreier traf er zwar gar nicht (0/8) – dafür bekam er im Zweipunktebereich fast alles, was er wollte. Doncic attackierte die Single Coverage der Celtics konsequent, ging etwas häufiger bis ganz zum Korb durch und nutzte es besser aus, dass Boston in Kristaps Porzingis der Ringbeschützer fehlte (auch wenn er, angeblich, hätte spielen können). Er nahm und traf bereitwillig Midranger, wenn sich die Möglichkeit dafür bot.
Und er spielte schnell. Besser als zuvor in der Serie schafften es die Mavs, nach Rebounds (oder den 14 gegnerischen Ballverlusten) aufs Tempo zu drücken und leichte Abschlüsse zu forcieren.
Dazu trug auch Irving bei, der Probleme von draußen hatte, aber genau wie Luka in Korbnähe dominierte (9/12 2FG!).
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Die Mavs erinnerten kurzum wieder deutlich mehr an das Team, das sich mit dominanter Defense und zielstrebiger Offense in einer brutalen Western Conference durchgesetzt hatte. "Unsere Gruppe war bereit loszulegen. Ihre Gruppe war bereit zu feiern", beschrieb Mavs-Coach Jason Kidd die unterschiedliche Mentalität beider Teams in dieser Partie.
3. Der Schongang reicht nicht
Kidd führte diesen Punkt noch weiter aus: "Das Schwerste in dieser Liga ist es, die Tür gegen ein Team zu schließen, das nichts mehr zu verlieren hat. Das hat man heute gesehen. Die Celtics haben es sich schnell entgleiten lassen." Er traf damit ins Schwarze. Boston trat auf wie ein Team, das den Hype der letzten Tage geglaubt hatte und sich sehr sicher fühlte.
Was nicht direkt verwunderlich ist – die Celtics hatten vor dieser Partie seit 36 Tagen kein Spiel mehr verloren, ihre letzte Auswärtsniederlage ereignete sich vor über zwei Monaten. Vielleicht dachten sie wirklich, dass ein weiterer Sieg, der elfte in Serie, unausweichlich war. Sie wurden eines Besseren belehrt.
Überraschend war dabei, wie schnell sich Boston von seiner gewöhnlichen und so erfolgreichen Spielweise abbringen ließ. Viel zu selten wurde die verbesserte Defense der Mavs durch gutes Ball-Movement und multiple Drive-and-Kick-Versuche attackiert, viel zu oft bestanden die Possessions aus vielen Dribblings und schwierigen Abschlüssen gegen zwei Verteidiger.
Boston geriet schnell ins Hintertreffen und versuchte danach, den großen Rückstand mit Homerun-Plays aufzuholen, statt wie bisher auf den offensiven Prozess zu vertrauen, der in jedem Spiel genug offene Looks produziert hatte. Die Celtics wirkten zudem seltsam ungenau – bei der Rebound-Arbeit, aber auch mit dem Ball in der Hand.
Allein Jrue Holiday, der in der Serie bis dato 0 Turnover fabriziert hatte, leistete sich diesmal 5, fast alle komplett ohne Not. "Wir müssen uns besser um die Dinge kümmern, die wir kontrollieren können. Wir müssen besser um Rebounds kämpfen, und vor allem ich muss besser auf den Ball aufpassen", sagte Holiday nach dem Spiel.
Er forderte sein Team dazu auf, mit mehr Verzweiflung aufzutreten, um diese Serie nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Die Celtics wissen natürlich, dass noch nie ein Team nach 0-3 noch gewonnen hat. Sie wissen aber auch, wie knapp es werden kann – sie waren letztes Jahr schließlich nah dran, diesen Meilenstein gegen Miami selbst zu setzen.
Sie wissen zudem, dass Dallas in diesen Playoffs eine gewisse Tradition daraus gemacht hat, Teams aus deren Rhythmus herauszureißen. Erstmals in dieser Serie (abgesehen vom vierten Viertel von Spiel 3) erinnerten die Celtics an Oklahoma City, das sich von Dallas ebenfalls von der Spielweise hatte abbringen lassen, die zuvor so gut funktionierte.
Die Mavs sind kein Team, das man im Vorbeigehen oder durch einzelne gute Viertel schlagen kann – und mit Sicherheit will man ihnen keine weitere Hoffnung schenken, so gering diese auch sein mag. Vielleicht reicht diese Erkenntnis, um den Celtics die Verzweiflung zurückzubringen, die in diesem Fall offensichtlich fehlte.
"Das hier sind die Momente, die dich definieren oder kaputtmachen können", sagte Brown. In der Nacht auf Dienstag (ab 2:20 Uhr live auf ProSiebenMAXX, ran.de und Joyn) werden wir erfahren, ob dieses Spiel ein Ausrutscher war oder der Anfang von etwas wesentlich Größerem.