NBA: J.J. Redick als Lamm Gottes oder nächster Lakers-Sündenbock?
Aktualisiert: 24.06.2024
17:06 Uhr
Seb Dumitru
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Die Los Angeles Lakers – die bekannteste Marke in der NBA – haben einen neuen Head Coach. Einen ohne vorherige Trainererfahrung. Kann ausgerechnet LeBrons Podcast-Partner die Franchise retten?
Von Seb Dumitru
Woj hatte es als Erstes, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag: Die Los Angeles Lakers verpflichten den ehemaligen NBA-Spieler, Journalisten und Podcaster J.J. Redick als neuen Head Coach.
Vier Jahre, 30 Millionen US-Dollar, unendlich viele Erwartungen.
Gut einen Monat pfiffen es die Spatzen von den Dächern, am Ende waren alle Abzweigungen und Beinahe-Ausfahrten nur Umleitungen auf dem Weg zum kolportierten Wunschkandidaten.
Showtime war schon lange nicht mehr bei Purple & Gold. Daran ändert auch der Bubble-Titel 2020 nichts. Theater hingegen, das können sie in "La-La-Land" wie nirgendwo sonst. Redick ist der dritte Lakers-Coach in den vergangenen fünf Jahren und bereits der achte, seit Phil Jackson 2011 seine Hall-of-Fame-Karriere mit über 70-prozentiger Siegesquote und elf NBA-Titeln beendete – davon fünf in Los Angeles.
Los Angeles Lakers: Redick schon lange im Gespräch
Heiß spekuliert wurde es seit Mai, seit Darvin Ham, weniger als ein Jahr nach Erreichen der Conference Finals, gefeuert wurde. Ham hatte nie eine Chance, seinen Job zu behalten. Selbst ein Platz in den NBA Finals 2024 hätte den stark kritisierten Ex-Cheftrainer wohl nicht retten können.
Dass LeBron und Redick im März einen eigenen Podcast starteten, war Menetekel genug; dass die Lakers nur mit Ach und Krach die Playoffs packten und erneut an Denver scheiterten, waren Sarg und Nagel für Ham (der seither als Top-Assistent zu den Bucks nach Milwaukee zurückkehrte, wo er 2021 den Titel holte).
Jeanie Buss, die Lakers-Besitzerin, hätte College-Coach Dan Hurley bevorzugt. Hurley hat mit UConn zwei NCAA-Titel in Folge gewonnen und bekam von den Lakers 70 Millionen US-Dollar für sechs Jahre offeriert – zu wenig, wie er später selbst sagte, um sein gemütliches Uni-Leben gegen den Schleudergang NBA mitsamt dem medialen Zirkus in L.A. einzutauschen.
James Borrego, Sam Cassell und Kenny Atkinson waren ebenfalls Kandidaten, die sich die Lakers genauer anschauten, um die zuletzt verschmutzte Eigenmarke wieder reinzuwaschen. LeBron selbst "soll sich nicht in die Trainersuche eingemischt" haben. Is' klar, "Klutch Sports" Gruppe. Was auch immer ihr sagt...
Die Ironie des Ganzen: Während Brons Buddy und Agent Rich Paul das Narrativ um Bronny James und dessen künftigen Arbeitgeber manipuliert – es sollen wohl nur die Lakers und Phoenix Suns Workouts mit dem projizierten Second-Round-Pick abgehalten haben dürfen – ist selbst LeBrons Verbleib in Los Angeles noch keine Gewissheit.
Was als sicher gilt, ist, dass der Megastar seine Spieleroption für 2024-25 ablehnen und mindestens einen Zwei-, vielleicht sogar einen Dreijahres-Deal unterzeichnen wird. James feiert im Dezember seinen 40. Geburtstag.
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Hoffen auf Pat Riley 2.0
"Viel Prestige, aber Scheisse in jeder anderen Hinsicht" – so beschrieb ein Mitarbeiter eines anderen NBA-Teams vor Kurzem die vakante Coaching-Position bei den Lakers. Keiner der acht Coaches seit Jackson überlebte länger als drei Saisons im Amt.
Die Lakers wetten, glauben, hoffen, dass Redick einen ähnlich legendären Weg einschlagen wird wie einst Pat Riley – ein anderer Ex-Laker, der zu einem der besten Coaches der Geschichte avancierte. Auch Steve Kerr schaffte erfolgreich den Sprung vom Profi zum Cheftrainer in Golden State.
Andere berühmte Ex-Spieler, die ohne vorherige Coaching-Erfahrung Sneaker gegen Taktik-Board eintauschten, waren Larry Bird, Magic Johnson, Kevin McHale, Isiah Thomas, Lenny Wilkens, Bob Cousy, Bill Russell, Doc Rivers, Mark Jackson, Derek Fisher, Steve Nash und Jason Kidd. Nur die wenigsten hatten im Anzug ebenso viel Erfolg wie im Jersey.
Am Ende spielt es nur eine untergeordnete Rolle, wen die Lakers als Coach verpflichten. Redick, Riley, Jackson... nicht einmal Red Auerbach würde mit diesem dünnen Kader etwas reißen. James absolvierte in dieser Saison 71 Partien, Davis sogar 76. (Die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese Werte künftig wieder erreichen, ist gering). Und dennoch waren die Lakers nicht mehr als ein Play-In Team.
Der Westen ist tiefer und besser denn je. Zwölf Klubs in der Conference machen sich realistische Hoffnungen für 2024-25. Und selbst die Denvers, Dallas', Minnesotas und Oklahoma Citys dieser Welt scheinen Galaxien von Boston entfernt zu sein, die in puncto Qualität, Management und Coaching die Liga deklassieren.
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Rob Pelinka pries Redicks Basketball-IQ und seine Fähigkeit, mit Spielern zu connecten. Redick ist smart, scharfsinnig und gewieft. Er kennt die Liga, ihre Protagonisten, und weiß, was im Jahr 2025 guten, erfolgreichen Basketball konstituiert.
Selbst, wenn Pelinka und Co. jedoch für einen weiteren Star traden (Trae Youngs Sanduhr gefällig?) und endlich fähige Shooter, Playmaker und Wing-Defender auf den Rollenspieler-Positionen verpflichten sollten, die im Gegensatz zu Russell, Dinwiddie, Prince, Hachimura, Wood und Reddish spielerisch zu LBJ und AD passen, wird es schwer bis unmöglich, die Konkurrenz einzufangen und die immer absurd hohen Erwartungen dieser Franchise zu erfüllen.
Der Einfluss von Coaches auf die On-Court-Produktivität von NBA-Teams ist viel geringer, als viele wahrhaben wollen. Die Anzahl der Übungsleiter, die jemals wirklich einen Unterschied gemacht haben, ist überschaubarer als das Talentlevel dieser Lakers.
Die Los Angeles Lakers – die bekannteste Marke in der NBA – haben einen neuen Coach. Einen ohne jegliche Trainer-Erfahrung, egal auf welchem Level. Wie die Lakers diese Offseason navigieren werden, ist jetzt noch interessanter als ohnehin schon. Cap Space ist nicht vorhanden, große Sprünge sind unrealistisch.
Im besten Fall erhält Redick genug Zeit, um seine Vision umzusetzen und den dringend benötigten Übergang in eine Post-LeBron-Ära durchzuziehen. Im Worst-Case-Szenario verlieren die Lakers, ihre Entscheider und Fans wieder frühzeitig ihre Geduld und arbeiten sich am nächsten Sündenbock ab.
Wie gesagt: Erfolg, Misserfolg, Explosion, Implosion - zumindest für Unterhaltung ist in La-La-Land immer gesorgt.
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