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NBA - Milwaukee Bucks in der Krise: Flieht Giannis Antetokounmpo vor dem Coach-Chaos?

  • Veröffentlicht: 05.11.2024
  • 20:02 Uhr
  • Julian Huter

Die Milwaukee Bucks stecken bereits früh in der neuen NBA-Saison in der Krise. Die Angst, Superstar Giannis Antetokounmpo zu verlieren, grassiert. Head Coach Doc Rivers steht heftig in der Kritik. Doch die Probleme liegen tiefer.

Von Julian Huter

Ende September 2023 in Milwaukee: Hunderte, vielleicht sogar tausende Menschen fanden sich vor dem Fiserv Forum ein und warteten gespannt.

Und dann kam er endlich aus einem schwarzen Van gestiegen, die Kinder im Schleptau, die Jubelstürme rissen gar nicht mehr ab. Man hatte das Gefühl, hier wird ein Popstar vom Rang einer Taylor Swift empfangen, vielleicht sogar der neue Messias.

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Dabei ging es "nur" um Damian Lillard, der neue NBA-Star der Milwaukee Bucks, den die Franchise in einem kostspieligen Trade von den Portland Trail Blazers verpflichtet hatten. Doch Lillard war in diesem Moment mehr als ein Basketballspieler. Er war die personifizierte Hoffnung  - auf einen weiteren NBA-Titel, aber auch die Versicherung, dass Franchise-Gesicht Giannis Antetokounmpo mindestens die nächsten Jahre im vergleichsweise beschaulichen Wisconsin bleibt.

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Etwas mehr als ein Jahr später muss man konsternieren: Diese Hoffnung hat womöglich getrogen. In den vergangenen Playoffs war für die Bucks in der ersten Runde gegen die Indiana Pacers Schluss. Ohne den verletzten "Greek Freak" konnte auch Lillard - selbst angeschlagen - die Bucks nicht retten. Der Start in die aktuelle Saison lief noch schlechter: Nach dem Auftaktsieg gegen die Philadelphia 76ers setzte es sechs Niederlagen in Serie und die Bucks rutschten auf den letzten Platz der Eastern Conference ab.

Wenig überraschend brodelt die Gerüchteküche wieder hoch: Die anderen NBA-Teams - vor allem die Glamour-Franchises aus Miami, New York und Los Angeles kreisen um die Bucks wie Geier um ein todgeweihtes Reh.

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Giannis hat stets betont, wie viel ihm die Bucks-Franchise bedeutet. Der Grieche fühlt sich dort zu Hause, er weiß zu schätzen, dass Milwaukee ihn in der ersten Runde des Draft 2023 auswählte, als er noch ein unbekannter 18-Jähriger in Griechenlands 2. Liga war.

Allerdings hat Giannis gerade in den letzten Jahren immer wieder betont, dass er bereit wäre, Milwaukee zu verlassen, wenn die Chancen auf einen weiteren Titel woanders besser sind. "Am Ende des Tages bin ich ein Gewinner“, sagte Antetokounmpo 2023 im Podcast "48 Minutes". "Ich will ein Gewinner sein. Verträge, Ruhm, Status, Komfortzone spielen für mich keine Rolle. Was am Ende des Tages zählt, ist dieses Ding da." Dann zeigte er auf die Larry O'Brien Trophy hinter ihm.

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NBA: Wird Antetokounmpo einen Trade fordern?

Giannis unterschrieb wenige Wochen nach dem Lillard-Trade einen neuen Vertrag, der ihn bis Sommer 2028 an die Franchise bindet - noch herrscht also kein Grund zur Panik. Dennoch müssen die Bucks in den nächsten Wochen die Trendwende schaffen, wollen sie die Gerüchte kaltstellen. Wie kann das gelingen?

In der aktuellen Krise der Bucks haben viele Fans und TV-Kritiker Doc Rivers als Schuldigen ausgemacht. Er ist als Sündenbock naheliegend. Rivers ersetzte mitten in der vorherigen Saison Rookie-Coach Adrian Griffen. Ein mindestens solider Saisonstart mit einer Bilanz von 30-13 war den Verantwortlichen nicht gut genug.

Rivers Erfahrungsvorteil - so die Hoffnung - wäre vor allem in den Playoffs entscheidend. Das Playoff-Aus ist ihm aufgrund der Verletzungen kaum anzulasten - seine Gesamtbilanz von 18 Siegen bei 25 Pleiten allerdings schon.

Dennoch wäre es zu einfach, die Schuld nur dem Head Coach zuzuschieben - die Probleme der Bucks liegen tiefer.

Milwauke Bucks: Krise trotz starker Stars

Im Schnitt erzielen die Bucks 111,7 Punkte pro Spiel, Platz 19 in der NBA. Dabei liefern Giannis (31 Punkte pro Spiel) und Lillard (27,6 Punkte) offensiv ab und gehören aktuell beide zu den Top-10-Scorern der Liga. Was fehlt, ist eine dritte Option in der Offensive. Khris Middleton, beim Titelgewinn der Bucks noch entscheidend, hat mit 33 seine besten Jahre schon hinter sich und hat immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Auch aktuell laboriert er an einer Sprunggelenksverletzung - der Zeitpunkt für ein Comeback steht in den Sternen.

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Sein Ersatz, Neuverpflichtung Taurean Prince, agiert zwar effizient, kommt im Schnitt aber nur auf 8,1 Punkte pro Spiel. Zu wenig, um die beiden Stars zu entlasten.

Auch die Bank liefert keine Positiv-Überraschungen. Hoffnungsträger Gary Trent Jr., der mit einem Jahresgehalt von 2,6 Millionen Dollar als einer der Coups der Free Agency galt, spielt mit durchschnittlich acht Zählern pro Spiel bei einer Wurfquote von rund 29 Prozent bisher eine unterirdische Saison.

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NBA: Jrue Holiday wird in Milwaukee vermisst

Brook Lopez wäre ein weiterer Kandidat für Punkte, allerdings erzielt der Center im Schnitt nur 10,9 Zähler pro Partie und trifft nur miese 39,4 Prozent seiner Würfe aus dem Feld. Ein Abwärtstrend, der sich schon seit Beginn der vergangenen Saison fortsetzt. Mit inzwischen 36 Jahren wenig verwunderlich.

Defensiv merkt man Lopez sein Alter noch mehr an. War er beim Championship Run noch der defensive Anker, kommt er heute häufig einen Schritt zu spät bzw. reagiert er einfach zu langsam. Mit einem Defensive Rating von 116,5 liegen die Bucks ligaweit auf Platz 22 - nur knapp vor den Utah Jazz und den Washington Wizards.

Teil des Problems ist das Fehlen von Jrue Holiday. Der Defensivspezialist musste für Lillard Platz machen und wurde nach Boston verschifft - wo er direkt entscheidenden Anteil am Titelgewinn hatte.

Den Bucks fehlt bis heute ein Point of Attack Defender, also ein Spieler, der den ballführenden Gegenspieler im Eins-gegen-Eins stoppen kann. Dazu kommt die Schwäche in der Transition Defense. Im Schnitt erlauben die Bucks bei schnellen Gegenstößen 15,9 Punkte pro Partie - Rang 18 in der NBA und im Vergleich zum Vorjahr rund neun Plätze schwächer.

Bucks-Probleme: Zu alt, zu langsam, zu verletzungsanfällig

Teilweise kassiert Milwaukee sogar direkt nach einem Korberfolg einen gegnerischen Fastbreak. Selbst wenn der Wille da ist, wirkt dieses Team schwerfällig, alt und zu verletzungsanfällig.

Auf dem Papier liest sich der Kader der Bucks wie ein Superteam - aber im Jahr 2021. Es scheint so, als hätte das Front Office bei der Konstruktion dieses Teams die Tatsache ignoriert, dass einige Leistungsträger bereits damals am Ende ihres Zenits angekommen waren. Die Rechnung für diese fehlerhafte Kalkulation bezahlen sie aktuell.

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Und so könnte sich Hoffnungsträger Lillard sogar als Fluch entpuppen. Milwaukee musste nicht nur Holiday abgeben, sondern liegt auch wegen Lillards Maximalvertrag aktuell rund 67 Millionen Dollar über dem aktuellen Salary Cap.

Finanzielle Flexibilität, um den Kader zu verstärken, gibt es quasi nicht. Lediglich Free Agents, die bereit sind, für einen Minimumvertrag zu unterschreiben, können die Bucks aktuell verpflichten. Zukünftiges Draft-Kapital wurde bereits in vergangenen Trades verscherbelt.

Giannis: Team fehlt eine Identität

"Aktuell haben wir keine Identität", klagte Superstar Antetokounmpo vor wenigen Wochen. Der schnelle Coaching-Wechsel in der vergangenen Spielzeit war in dem Aspekt definitiv nicht hilfreich. Diese Identität und Spielidee zu finden und zu kultivieren liegt jetzt an Doc Rivers, aber vor allem sind auch die Routiniers des Teams in der Pflicht.

Sonst sucht sich Giannis womöglich einfach ein neues Team mit eben dieser. Dann würde der euphorische Lillard-Empfang 2023 zu einem makaberen Internet-Meme verkommen. Noch bleibt Zeit, um dieses Szenario abzuwenden. Gegen die Boston Celtics (So. ab 21:10 Uhr live auf P7 MAXX und auf ran.de) könnten sie ein wichtiges Statement für die Kehrtwende setzen.

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