Hopp über die Saison, die WM und die Deutschen Darts-Stars
Darts-WM 2024 - Max Hopp im exklusiven Interview: "Von 0 auf 180"
- Aktualisiert: 20.12.2023
- 18:00 Uhr
- Marcel Schwenk
Die Darts-WM 2024 läuft! Fünf deutsche Profis sind dabei. Für Max Hopp hat es dieses Jahr nicht gereicht. Bei ran spricht der Darts-Star exklusiv über seine Saison und die WM.
Max Hopp galt lange Zeit als größte Darts-Hoffnung Deutschlands. Mehrere Male war der 27-Jährige bei der alljährigen Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace vertreten.
Auch in diesem Jahr sind fünf deutsche Vertreter am Start - Hopp allerdings nicht. Der "Maximiser" hat erneut ein schweres Jahr hinter sich und die WM-Quali verpasst.
Der erste Auftritt eines Deutschen in diesem Jahr war der von Florian Hempel. Der 33-Jährige gewann am vergangenen Sonntag sein Auftaktmatch mit 3:1 gegen Dylan Slevin.
Max Hopp war bei seinem WM-Debüt gerade einmal im zarten Alter von 16 Jahren.
Im exklusiven ran-Interview spricht Hopp über seine Saison, die Auftritte im "Ally Pally", die Chancen der Deutschen und die laufende Weltmeisterschaft. Hopp nennt dabei einen überraschenden Namen als möglichen Sensations-Weltmeister.
Mehr zur Darts-WM 2024
ran: Sie sind 2012 erstmals bei der WM dabei gewesen. Wie war diese Erfahrung für Sie, was haben Sie besonders in Erinnerung behalten?
Hopp: Den ersten Walk On. Das erste Mal durch die tobenden Fans zu laufen, diese Energie des Ally Pallys zu spüren, das war sehr besonders. Mein erstes Spiel auf der Bühne gewann ich mit 4:1 gegen Charl Pietersen, das war auch ein super Gefühl.
ran: Sie haben einen erheblichen Beitrag dazu geleistet, Darts in Deutschland populärer zu machen. Wie beobachten Sie die aktuelle Entwicklung, auch im internationalen Vergleich?
Hopp: Das stimmt, Darts ist die letzten Jahre rasant gewachsen. Aktuell haben wir viele Deutsche, die den Sprung in die Weltspitze schaffen können. Leider haben wir immer noch keinen Top-16-Spieler im World Ranking, aber die Funktionäre der PDC und PDC Europe machen einen guten Job, da sind die Hallen fast immer bis zum letzten Platz besetzt. Die Fans, insbesondere in Deutschland, feiern Darts.
ran: Sie galten lange Zeit als die größte deutsche Darts-Hoffnung. Wie würden sie diese Zeit rückblickend betrachten, besonders hinsichtlich des steigenden Drucks und der Erwartungshaltung? War das eher eine Freude für Sie oder eine Bürde?
Hopp: Es war und ist eine Freude und eine Ehre, die deutsche Flagge bei internationalen Turnieren zu repräsentieren. Ich war sehr lange das Aushängeschild und der Fokus wurde und wird teils heute noch stark auf meine Person gelenkt. Rückblickend war ich vielleicht noch etwas zu jung und es ging alles zu etwas schnell. Quasi von 0 auf 180.
Darts-WM 2023: Die Walk-On-Songs der Stars
ran: 2021 waren Sie letztmals im Ally Pally mit dabei. Welche Erinnerungen haben Sie an das Turnier? Woran hat es gelegen, dass Sie im Anschluss nicht mehr die Qualifikation geschafft haben?
Hopp: "Woran hat es gelegen? Hinterher fragt man sich immer: Woran hat es gelegen?" Um mal eine sehr bekannte Interviewsituation zu zitieren. Es gab einige Einschnitte in meinem Leben. Eine Verletzung, Trennungen und auch eine Erkrankung (Pfeiffersches Drüsenfieber). Um es abzukürzen: Es ist viel passiert bei mir. Aber ich verspüre wieder viel Energie, die ich richtig einsetzen möchte. Das zählt. Im Sport wie im Leben will ich etwas bewegen und erreichen.
ran: Bei der World Youth Championship gewannen Sie 2015 im Finale den Titel gegen Nathan Aspinall. Der Engländer gehört mittlerweile zur Weltspitze, holte bereits zwei Major-Titel. Wie nehmen Sie seine Entwicklung wahr? Stehen Sie (noch) in Kontakt? Warum hat er den dauerhaften Sprung in die Elite geschafft?
Hopp: Klar, ich kenne Nathan auch lange noch aus einer Zeit, in der es alles andere als rosig lief. Umso mehr respektiere ich ihn. Bei ihm waren es ein, zwei Leute, die ihn zum richtigen Zeitpunkt gepusht haben. Martin Foulds, sein heutiger Manager, hat in ihn investiert, ihm alle Sorgen genommen und heute haben die beiden gemeinsam Großes erreicht. Die Kombination aus Investor und Kumpel scheint Aspinall - gerade vom Kopf her - freigemacht zu haben.
ran: Wie sieht Ihr Darts-Training aktuell aus? Peilen Sie eine Rückkehr in den Profisport an? Wie schätzen Sie ihre abgelaufene Saison ein?
Hopp: Für mich bin ich noch stets im Profisport aktiv. Auch wenn das trotz Workshops, Messeauftritten und TV-Expertise manchmal anders wirkt. Ich spiele quasi zurzeit zweite Liga, die beim Darts nicht so viel im TV gezeigt wird. Dennoch wird auch auf den Touren neben den Pro Tour Events gutes Darts gespielt. Es gibt inzwischen viele gute Spieler, die sich dort nahezu wöchentlich miteinander messen.
ran: Was sind Ihre kurz- und mittelfristigen Ziele im Hinblick auf Darts?
Hopp: "Weiter immer weiter", sagte Oliver Kahn einst. Das ist auch mein Motto. Ich bin 27, die Sportart Darts kann man sehr lange ausüben.
ran: Im November haben Sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass Sie es in Erwägung ziehen, sich einen Nebenjob zu suchen. Gibt es ein Update dazu oder voller Fokus auf Darts?
Hopp: Es gibt kein Update, aber ich bin offen für Vieles. Es gibt nur eine Handvoll Spieler, die es geschafft haben, sich ein gutes Polster durch Darts zu erspielen. Es gibt bei mir kein Festgehalt, Preisgelder variieren, die Auftragslage für Workshops und Messen ist oft schwer abzusehen. Dann gibt es paar weitere Einkommensquellen. Als Spieler bist du das "Produkt‘" und hast in dem Sinne bis auf Pfeile und Trikots kein physisches Produkt. Man muss schon gucken, dass ein guter Geldfluss da ist und man sich Rücklagen sichert. Das ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Kurz und knapp: Darts wird immer ein Teil bleiben - ob als Haupt- oder Nebenjob.
Externer Inhalt
Darts - So kamen die Profis zu ihren Spitznamen: Snakebite, German Giant, The Power
ran: Im Hinblick auf die Weltmeisterschaft: Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Teilnehmer ein? Wer ist am stärksten?
Hopp: Durchweg gut. Ich glaube, alle haben in 2023 tolle Spiele gezeigt. Am formstärksten habe ich in diesem Jahr Martin Schindler empfunden. Gabriel Clemens traue ich ebenfalls erneut einen Lauf zu, er war ja vergangenes Jahr im Halbfinale.
ran: Kann "Gaga" das in diesem Jahr wiederholen?
Hopp: Das wird schwer, aber sicher nicht unmöglich.
ran: Ricardo Pietreczko hat kürzlich die German Darts Championship gewonnen. Kam das für Sie überraschend? Kann er auch bei der WM was reißen?
Hopp: Ricardo ist seit Jahren ein beständiger Spieler. Dass er ein Event der European Tour gewinnt, insbesondere gegen Michael van Gerwen im Halbfinale und Wright im Finale, haben im Vorfeld die Wenigsten für möglich gehalten. Er hat sein Spiel in den vergangenen zwei Jahren stark verbessert.
ran: Wer sind für Sie die Top-Favoriten auf den Titel und warum? Welcher Außenseiter könnte überraschen?
Hopp: Luke Humphries, Michael van Gerwen und Gary Anderson sind meine Favoriten. Für Gary würde ich mich richtig freuen. Für eine Überraschung könnte aus meiner Sicht Chris Dobey sorgen.