2. Bundesliga
Hamburger SV - 2024 im HSV-Rückblick: Zwei Trainer weg, Sportchef gefeuert, Dopingsperre - und die ewige Hoffung
- Aktualisiert: 31.12.2024
- 15:21 Uhr
- Chris Lugert
Das Jahr 2024 brachte den Fans des Hamburger SV wieder einmal mehr Kummer und Schmerz als Grund zur Freude. Ein Rückblick auf ein turbulentes und teils erneut chaotisches Jahr.
Von Chris Lugert
Auch zum Jahreswechsel 2024 auf 2025 spielt der Hamburger SV in der 2. Bundesliga. Es ist bereits das siebte Silvester in Folge, das der einstige Bundesliga-Dino in der Zweitklassigkeit verbringt. Ein Grund zum Feiern ist das gewiss nicht.
Dabei sollte der unfreiwillige Ausflug ins Unterhaus einst nur ein kurzes Intermezzo bleiben, doch immer wieder scheiterte der HSV an der Rückkehr in die Bundesliga. Auch 2024 blieb die Hoffnung unerfüllt, der 2. Liga zu entkommen.
Stattdessen schrieben die Norddeutschen wieder reichlich Negativ-Schlagzeilen, verschlissen Trainer und Sportchefs und mussten zusehen, wie plötzlich sogar Holstein Kiel aufstieg. Ein Jahr zum Vergessen. ran blickt zurück.
HSV im Januar: Es fing eigentlich gut an ...
Eigentlich ging das Jahr für die Hamburger perfekt los. Im ersten Spiel 2024 gewann der HSV mit 2:0 auf Schalke und weckte die Hoffnungen, dass dieses Jahr ihr Jahr ist - ganz im Stil der Dallas Cowboys aus der NFL.
Nach dem ersten Spieltag der Rückrunde stand das Team von Tim Walter auf Platz drei, nur zwei Punkte hinter der Tabellenspitze. Der Frühling ist noch ein bisschen weg, der Start einer Serie schien denkbar.
Das Wichtigste in Kürze
Aber weil das K in HSV für Konstanz steht, wurde daraus natürlich nichts. Direkt eine Woche nach dem Sieg in Gelsenkirchen gab es ein wildes 3:4 zu Hause gegen den Karlsruher SC.
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HSV im Februar: Erste Trainerentlassung - Ende des "Walter-Balls" - der Messias übernimmt
Nach einem Auswärtssieg bei der Hertha setzte es am 9. Februar das nächste 3:4 zu Hause, dieses Mal gegen Hannover 96. Für Tim Walter war es das letzte Spiel als HSV-Coach, er wurde kurz darauf entlassen. Das Ende des "Walter-Balls".
Fairerweise muss man sagen, dass Walter zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre und sieben Monate im Amt gewesen war. Verglichen mit der Halbwertszeit des durchschnittlichen HSV-Trainers war er schon ein Stück Käse, das im Kühlschrank vergessen wurde.
Zeit also für etwas Neues. Und Sportvorstand Jonas Boldt zauberte den vermeintlichen Heilsbringer, den Messias höchstselbst, hervor. Steffen Baumgart wurde verpflichtet - und im HSV-Umfeld entstand der Eindruck, die deutsche Meisterschaft sei nur noch Formsache.
Nach dem 2:2 zum Auftakt bei Baumgarts Heimatklub Hansa Rostock folgte der 1:0-Heimsieg gegen die SV Elversberg - angesichts der vorherigen Ergebnisse zu Hause fast schon ein Wunder. Wer sollte die "Rothosen" jetzt noch stoppen?
HSV im Frühjahr: Typischer HSV im Frühjahr - Sportvorstand entlassen
Zwei Dinge konnten den HSV stoppen: Er selbst und dieser gemeine Frühling, der sich jedes Jahr wie ein Fluch auf den Klub legt. Auch unter Baumgart gab es keine Konstanz, Siege und Niederlagen wechselten sich ab. Aus den ersten acht Spielen gab es magere acht Punkte. Vom Aufstieg redete bald niemand mehr.
Rechnerisch war der Zug am 10. Mai, also am vorletzten Spieltag, abgefahren. Der HSV verlor beim SC Paderborn mit 0:1 und war auch faktisch mindestens ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga gefangen.
Der verpasste Aufstieg hatte dann auch weitere personelle Folgen, aber nicht für Baumgart, sondern für Boldt. Der Sportvorstand wurde kurz nach Saisonende gefeuert und durch Stefan Kuntz ersetzt.
HSV im Spätsommer: Ordentlicher Saisonstart, dann Doping-Sperre
In der Sommerpause bastelte der HSV an seinem Kader und verpflichtete unter anderem Davie Selke. Zum Saisonauftakt stand das Topduell beim Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln auf dem Programm, also beim Ex-Klub von Baumgart und Selke. Und der HSV gewann mit 2:1.
Natürlich: Die Euphorie stieg ins Unermessliche. In dieser Saison wird es doch klappen, Baumgart ist unser Mann! Den HSV in seinem Lauf hält ab sofort niemand mehr auf!
Aber die 2. Bundesliga ist eben eine Liga, in der jeder jeden schlagen kann, und deshalb ging die Achterbahnfahrt der Vorsaison direkt weiter.
Einen bitteren Rückschlag setzte es für den Klub aber Ende August, als die Dopingsperre gegen Mario Vuskovic nicht nur bestätigt, sondern vom CAS sogar auf vier Jahre ausgeweitet wurde. Da er bereits seit November 2022 vorläufig gesperrt war, darf Vuskovic im Herbst 2026 wieder spielen.
Der HSV selbst zeigte Größe und löste den bestehenden Vertrag zwar auf, stattete den 23-Jährigen aber bereits mit einem neuen Arbeitspapier ab 2026 aus. "Wir bieten Mario damit eine Perspektive und dem HSV eine Chance", sagte Kuntz.
Sportlich blieb der HSV in den folgenden Wochen eine Freude für jeden Wettanbieter, denn die Ergebnisse waren nicht vorhersehbar. Das Glück der Hamburger: Die gesamte Liga beeindruckte durch Abwesenheit von Konstanz, sodass man irgendwie trotzdem immer vorne dabei war.
HSV im Herbst: Zweite Trainerentlassung - Baumgart muss gehen
Doch im Oktober nahm die Krise besorgniserregende Züge an. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass zu diesem Zeitpunkt Frühling auf der Südhalbkugel und im Kosmos irgendetwas aus der Spur geraten war?
In der Liga blieb der HSV zwischen Ende Oktober und Ende November vier Spiele in Folge sieglos, im Pokal gab es das Aus beim SC Freiburg. Nach einem 2:2 gegen Schalke war Baumgarts Zeit abgelaufen.
Als Nachfolger wurde zunächst Merlin Polzin bestimmt, während im Hintergrund ein Name nach dem anderen durch den Volkspark getrieben wurde, der dauerhaft übernehmen könnte. Polzin selbst hinterließ aber durchaus Eindruck und hatte schnell die Fürsprache seiner Spieler sicher.
Das Jahr endete schließlich mit einem klaren 5:0 gegen Greuther Fürth und der Entscheidung von Kuntz & Co., Polzin dauerhaft das Vertrauen auszusprechen.
Der Hamburger SV beendet die schlechteste Hinrunde seiner Zweitliga-Historie auf Platz drei.
Und so sind die Hoffnungen beim Dino der Liga groß, 2025 dann doch endlich den Aufstieg schaffen zu können. Ein weiteres Silvester als Zweitligist will beim HSV niemand erleben.