"Monopolistisches System ohne Wettbewerb"
Hertha BSC: Präsident Kay Bernstein rechnet mit Profi-Fußball ab
- Aktualisiert: 01.07.2023
- 18:30 Uhr
- ran.de
Hertha-Präsident Kay Bernstein lässt kein gutes Haar an den aktuellen Zuständen im Profifußball. Von den Verbänden fordert er ein Umdenken.
Präsident Kay Bernstein vom Zweitligisten Hertha BSC hat massive Kritik am derzeitigen System im Profifußball geübt und von den verantwortlichen Verbänden Reformen gefordert.
"Wir sollten einfach mal fragen, wem der Fußball eigentlich gehört. Was haben wir für eine Verantwortung für das Spiel? Im Fußball ist ein monopolistisches System ohne Wettbewerb entstanden. Auf allen Ebenen", monierte Bernstein im Interview mit "n-tv".
Man brauche "neue Regeln für einen nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Fußball. Die gelten dann für alle. Keine Hinterzimmer mehr", fordert der frühere Hertha-Ultra, der seit 2022 an der Spitze des Berliner Klubs steht.
Vor allem die Situation um den ehemaligen Investor Lars Windhorst und der Machtkampf mit ihm hätten Bernstein "die Augen geöffnet", wie er betont: "Wie weit einige Personen gehen, um ihre Macht zu zementieren. Mir wurde klar, dass ich in einem Kreislauf gelandet bin, in dem es um sehr viel Geld geht, der zum Teil auch nicht fair spielt. Es ist ein korruptes System. Wenn es ums Geld geht, gibt es ganz viele, die mitreden wollen."
Bernstein liefert revolutionäre Ideen
Allerdings gehe es ihm nicht nur um den speziellen Fall der Hertha. "Das meine ich im größeren Sinne. Dazu müssen wir nur auf die FIFA, die UEFA, auf die Verbände schauen. Es wird von oben so vorgelebt. Das System wird so gelebt. Überall", kritisierte der 42-Jährige.
Konkrete Ideen, wie das System Fußball aus seiner Sicht verändert werden müsste, liefert Bernstein gleich mit. "Wir sollten das Ziel haben, über übergreifende Themen zu sprechen. Mit Blick auf Ökonomie: Man könnte prüfen, wie viel Ertrag ein Verein mit jedem eingesetzten Euro holt. Und dann könnte der wirtschaftlich nachhaltigste Klub das meiste Geld bekommen", schlug er vor.
Und weiter: "Wir sollten über einen Salary Cap diskutieren, über Beraterhonorare und auch darüber, dass man bei Vereinen, die gegen den Abstieg spielen, vielleicht fünf Prozent der Spielergehälter einbehält. Damit bei einem Abstieg keiner der Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz verliert, nur weil auf dem Rasen nicht 'performt' wurde."