Titelkampf in der Bundesliga
Borussia Dortmund - Chaos beim FC Bayern als goldene Chance für den BVB: Wenn nicht jetzt, wann dann?
- Aktualisiert: 15.04.2023
- 12:53 Uhr
- ran.de
Der FC Bayern München wankt nicht nur sportlich, sondern kreiert auch noch seine eigenen Nebenkriegsschauplätze. Lange war die Chance für Borussia Dortmund nicht mehr so groß, die Meisterschaft zu holen. Der BVB muss jetzt zuschlagen - oder es gelingt womöglich auf absehbare Zeit nicht mehr.
Von Chris Lugert
Die Dominanz des FC Bayern München in der Bundesliga hat ein geflügeltes Wort hervorgebracht. Es handelt von Kindern, die eingeschult werden und in ihrem Leben bislang nie einen anderen deutschen Meister als die Bayern erlebt haben. Tatsächlich verlassen die meisten der Kinder, die rund um die bayrische Meisterschaft 2013 geboren wurden, in diesem Jahr bereits die Grundschule. Und nie holte ein anderer Klub den Titel.
Doch für diese Kinder war die Chance auf Abwechslung in diesem Bereich lange nicht so groß wie derzeit. Denn erstmals seit elf Jahren könnte die Meisterschale tatsächlich ein neues Zuhause finden.
Das liegt nicht unbedingt daran, dass die Konkurrenz aufgeholt hat. Sondern mit jeder Woche scheint es eher so, als würden die Bayern förmlich darum betteln, diese inzwischen zur Gewohnheit gewordene Prozedur mit Schalenübergabe und Weißbierdusche mal nicht praktizieren zu müssen.
Trainerwechsel, sportliche Misserfolge, Kabinen-Prügelei: Beim Rekordmeister geht es aktuell drunter und drüber. War die Situation bis Ende März noch halbwegs stabil - wenngleich auch auf für Bayern-Verhältnisse unterdurchschnittlichem Punkteniveau in der Liga -, so kam ab der Entlassung von Julian Nagelsmann eine Unruhe in den Klub, die auch im Westen der Republik registriert wurde.
BVB registriert Unruhe beim FC Bayern
"Das geht auch an uns nicht vorbei", sagte Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic, als er auf die Lage im Süden des Landes angesprochen wurde. Schnell schob er hinterher, dass der BVB genug eigene Themen habe. Aber die Intention der Frage ist klar: Ist diese Phase beim FC Bayern nicht die Chance für den BVB, zuzuschlagen und den ersten Meistertitel seit 2012 zu holen?
Das direkte Duell vor knapp zwei Wochen lieferte keine Argumente dafür, dass die Dortmunder die Bayern am Ende tatsächlich hinter sich lassen könnten. Als Tabellenführer fuhr der BVB nach München, mit einem 2:4 im Gepäck und als Tabellenzweiter ging es zurück.
Doch verloren ist deshalb noch lange nichts, in der Tabelle fehlen nur zwei Punkte. Und den Schwung aus dem gelungenen Debüt von Thomas Tuchel gegen seinen Ex-Klub konnten die Bayern nicht mitnehmen. Aus im DFB-Pokal, fast sicher raus aus der Champions League. Auch die Dortmunder schieden im Pokal aus, allerdings ist die Stimmungslage eine ganz andere.
Während beim BVB Verträge mit Leistungsträgern wie Julian Brandt verlängert werden, gehen sich die Bayern-Stars derzeit gegenseitig an die Gurgel. Der anfangs gefeierte Transfercoup mit Sadio Mane erweist sich immer mehr als Missverständnis und als reelle Gefahr für die Stimmung in der Kabine, der Senegalese wurde nach seiner Handgreiflichkeit gegen Leroy Sane vorübergehend suspendiert.
"Diese Auseinandersetzung zwischen den beiden Spielern zeigt, dass die Mannschaft in sich vielleicht sogar zerstritten ist", sagte der frühere Europameister Steffen Freund dazu im Gespräch mit "RTL/ntv": "Gerade, wenn es schlecht läuft, zeigt sich, ob eine Mannschaft zusammenhält. Und das tut der FC Bayern im Moment nicht."
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Das Restprogramm liefert keine Ausreden
Und das ausgerechnet in jener Phase, in der die Bayern stets am stärksten waren - wenn die Titel vergeben werden. Doch von Einigkeit derzeit keine Spur. Ganz anders der BVB, der zwar sportlich zuletzt auch etwas durchhing, nun aber Blut geleckt hat. Lange war die Chance auf die Meisterschaft nicht so groß, doch die Dortmunder sind in der Pflicht, diese Chance auch zu nutzen.
Sieben Spiele sind noch zu absolvieren, los geht der Endspurt für den BVB am Samstag beim VfB Stuttgart. Das Aus im Pokal könnte sich als vorteilhaft erweisen, denn jetzt kann der komplette Fokus auf die Liga gelegt werden.
Für Ausrutscher gibt es keine Entschuldigungen, Dortmund spielt gegen keine Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel mehr. Die vermeintlich schwierigste Aufgabe ist auf dem Papier das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt in der kommenden Woche. Die Bayern hingegen müssen am vorletzten Spieltag noch gegen RB Leipzig ran. Ein weiterer Vorteil für den BVB?
Borussia Dortmund hat eine goldene Gelegenheit. Wenn die Dominanz des FC Bayern gebrochen werden soll, dann jetzt - oder aber die baldigen Fünftklässler werden in einigen Jahren auch ihr Studium beenden, ohne einen anderen Meister erlebt zu haben.