Bundesliga
Borussia Dortmund: Der BVB muss ein Problem ganz dringend abstellen – ein Kommentar
- Veröffentlicht: 21.04.2024
- 23:44 Uhr
- Andreas Reiners
Borussia Dortmund kommt gegen Meister Bayer Leverkusen zu einem 1:1. Ein Spiel, das ein essenzielles Problem des BVB mal wieder entlarvt. Ein Kommentar
Aus Dortmund berichtet Andreas Reiners
Irgendeinen Grund findet man immer.
Da wäre natürlich das Mentalitätsmonster Bayer Leverkusen. 20 Pflichtspieltore hat die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso in dieser Saison ab der 86. Minute erzielt, 14 davon in der Nachspielzeit.
Da kann auch Borussia Dortmund in der siebten Minute der Nachspielzeit schon mal das 1:1 kassieren. Meister sind die Leverkusener ja auch. Mindestens also ein Gegner auf Augenhöhe.
Vielleicht war der Kopf auch nicht so frisch, nach den kräftezehrenden Wochen, nach dem emotionalen Halbfinal-Einzug in der Champions League am vergangenen Dienstag.
Das Wichtigste in Kürze
BVB: Ist die Luft ein bisschen raus?
Und dann ist um den Kampf um Platz vier, der die direkte Königsklassen-Quali für die kommende Saison garantiert, ein klein wenig die Luft raus, weil wahrscheinlich Rang fünf reichen wird. Auch das ist ein bisschen Kopfsache. Wenn man auch Fünfter werden kann, können die finalen fünf Prozent durchaus mal fehlen.
So gesehen ist das 1:1 des BVB gegen Bayer auf dem Papier in Ordnung. In der Theorie.
Ist es in der Realität aber nicht, weil sich der BVB mal wieder selbst entlarvt: Während die Dortmunder die aktuelle CL-Saison zu ihrer ganz eigenen machen und um den Titel spielen, schaffen sie es nicht, die konzentrierten, engagierten und straffen Auftritte aus der Königsklasse in der Liga zu bestätigen.
Der Alltag bleibt grau, wie schon die ganze Saison über.
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BVB: Ideenarm und statisch
Es war mal wieder das bekannte Bild: Ein statisches Spiel, ideenarm, ohne Bewegung, ohne Druck auf Ball und Gegner. Dortmund wurde durch Bayers Spiel in den eigenen Aktionen limitiert, fand selbst keine Lösungen, keine Griffigkeit in einem Spiel, das man als Ausrufezeichen hätte nutzen können.
Dass man als Mannschaft, wie Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem Atletico-Rausch sagte, tatsächlich reifer geworden ist. Dass man verstanden hat, dass die Saison nicht nur aus größer Bühne Königsklasse, rauschenden Fußball-Nächten und Europapokal-Enthusiasmus besteht.
Dass mag in dieser Saison funktionieren, ist aber in der Regel die Ausnahme. Soll heißen: Das Champions-League-Gesicht sollte der BVB in der Bundesliga nicht länger verstecken, sondern es dort zur Regel machen, vor allem im Hinblick auf die neue Saison.
Doch noch ist das Problem ein grundsätzliches.
BVB: Zu passiv, zu wenig Tempo
"Wir waren viel zu passiv, viel zu wenig Tempo im Spiel", kritisierte auch Trainer Edin Terzic: "Von der Leistung war es nicht das, was wir uns vorgestellt hatten.“Damit trifft Terzic den Punkt, allerdings ist auch er ein Teil des Problems, weil er selbiges weiterhin nicht in den Griff bekommt. Da es der BVB in der Champions League kann, dürfte der Kopf auch hier eine große Rolle spielen. Das oft zitierte Mentalitätsproblem? Auch, aber auch schlicht fehlende Konstanz, zu gewissen Teilen auch mangelnde Qualität.
Zwei Aussagen überraschen in diesem Zusammenhang.
Während der Trainer den Finger in die Wunde legte, befand Torschütze Niclas Füllkrug dass man, wenn man das ganze Spiel betrachte, "schon die bessere Mannschaft" gewesen sei und es verdient gehabt hätte, zu gewinnen. Kann man so sehen, sollte man nach dem Spiel aber eher nicht.
Torhüter Gregor Kobel wollte "nicht zu viel in dieses Spiel rein interpretieren", was die Tatsache angeht, dass man sich mit Mannschaften wie Leverkusen messen möchte und ja auch muss, wenn man in der kommenden Saison wieder weiter oben mitspielen möchte. "Wir hatten viele wichtige Spiele. Das sind emotional und körperlich zehrende Sachen. In so einem Spiel, in dem es nicht mehr um die Meisterschaft geht, auch wenn wir natürlich auch gewinnen müssen, wenn wir aus eigener Kraft in die Champions League kommen wollen, glaube ich, ist es auch normal, dass nicht 150 Prozent gehen", sagte Kobel.
Denn man sei in der Phase der Saison, wo es auch um die Kräfte gehe.
Irgendeinen Grund findet man eben immer. Dabei sollte der BVB schnellstens eine Lösung finden, um sein Liga-Problem abzustellen.