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Bundesliga

Borussia Dortmund - Julian Brandt ein Gesicht der BVB-Krise: Wo ist der Führungsspieler?

  • Aktualisiert: 17.01.2025
  • 00:11 Uhr
  • Andreas Reiners

Julian Brandt hat die Zehn, ist Vize-Kapitän und seit über fünf Jahren im Klub. Doch anstatt das Gesicht des Klubs zu sein, ist er ein Gesicht der aktuellen Krise.

Von Andreas Reiners

Nuri Sahin weiß, was die Worte bewirken.

Sie können einen Spieler bei der Ehre packen, ihn anstacheln, kitzeln und eine Reaktion hervorrufen. Im Idealfall eine positive. Öffentliches Anzählen kann gut gehen, ist als stilistisches Mittel aber endlich.

Das weiß der Trainer von Borussia Dortmund ebenfalls.

So gesehen wird es spannend sein zu sehen, wie Julian Brandt nach der Schelte reagiert. Er war nicht der einzige, der von Sahin nach der Kiel-Blamage und vor dem Spiel bei Eintracht Frankfurt am 18. Bundesliga-Spieltag in die Pflicht genommen wurde.

Es ist bei Brandt aber ein bekanntes Problem. Hinzu kommt, dass sich Sahin in der Schusslinie befindet, er vor der Entlassung steht, wenn der BVB in den nächsten Spielen keinen Turnaround hinbekommt.

Brandt spielt in der Gemengelage eine exponierte Rolle.

"Jule Brandt ist einer dieser Spieler", sagte Sahin während seiner Führungsspieler-Kritik: "Ich hatte ein Gespräch mit Jule. Er ist sich der Lage bewusst und will mit anpacken. Er ist selbstkritisch mit sich selbst umgegangen nach dem Spiel."

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Das Problem: Mangelnde Selbstkritik ist das Letzte, was man Brandt vorwerfen kann. Der 28-Jährige ist der womöglich reflektierteste Profi beim BVB. Er legt den Finger in die Wunde, spricht die Probleme offen und schonungslos an, nimmt sich selbst nie raus, wenn es um eine kritische Aufarbeitung geht.

Die extrem ausgeprägte Einsicht hat allerdings noch nicht dazu geführt, dass die Fähigkeit zur Selbstkritik auch dauerhaft in den Fertigkeiten auf dem Platz zu sehen ist. Oder anders ausgedrückt: Brandt weiß, was zu tun ist. Er macht es nur nicht regelmäßig genug auf ganz hohem Niveau.

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Brandt beim BVB: Das Warten auf den Durchbruch

Der BVB wartet seit fünfeinhalb Jahren darauf, dass Brandt die Schritte zum absoluten Ausnahmespieler macht, zur Führungspersönlichkeit, wie es Mats Hummels oder Marco Reus waren. Dass er das Potenzial dafür nicht nur andeutet oder aufblitzen lässt, sondern kontinuierlich abruft.

Dass er für den BVB so wertvoll wird wie Jamal Musiala für den FC Bayern und Florian Wirtz für Bayer Leverkusen. Aktuell steht er noch klar im Schatten des Duos, obwohl 338 Bundesliga- und 48 Länderspiele eine andere Entwicklung vermuten lassen.

Vor der Saison bekam er die traditionsreiche Nummer zehn, dazu ist er Vize-Kapitän. Sein Vertrag soll sogar bis 2028 verlängert werden.

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Brandt beim BVB: Viel Ehre, aber auch eine klare Ansage

Viel Ehre, viel Vertrauensvorschuss, aber auch die klare Ansage, was von ihm erwartet wird.

Wahrscheinlich deutlich mehr als zwei Tore und vier Vorlagen in dieser Saison. Dazu fehlt allem die Attitüde eines Führungsspielers.

Denn zu selten gelingt es ihm, dem BVB-Spiel seinen Stempel aufzudrücken und dann Verantwortung zu übernehmen, wenn es zählt. Wenn es wacklig wird, inkonstant. Er lässt sich mit in die Formuntiefen dieser rätselhaften Mannschaften ziehen, anstatt für Ordnung und Stabilität zu sorgen und voranzugehen, wenn es kompliziert wird. Auch die DFB-Nominierung nach gut einem Jahr Pause im November hat nicht die erhoffte Wirkung erzielt.

Brandt beim BVB: Kritik von Lothar Matthäus

Ende 2024 brachte es Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne sehr treffend auf den Punkt.

"Er muss einer derjenigen sein, der andere mitzieht und vorangeht. Mir gefällt es, wenn er die Binde trägt und dann auch wie Schlotterbeck in diesen Momenten mehr Verantwortung übernimmt", meinte Matthäus: "Aufgrund seines Talents und der langen Zugehörigkeit im Klub erwarte ich dies aber in vier von fünf Spielen und nicht in jedem fünften Spiel."

Die klare Forderung auch von Matthäus: "Brandt", so Matthäus, "muss für den BVB das sein, was Wirtz für Leverkusen oder Musiala für den FC Bayern ist."

Da reicht bereits ein Blick auf die Zahlen. Kommt Brandt in der Bundesliga auf die beiden Tore und vier Vorlagen, sind es bei Musiala neun Tore und drei Vorlagen und bei Wirtz gar 14 Scorer (sieben Tore, sieben Vorlagen). In der Champions Legue sind Wirtz (5/1) und Musiala (2/3) ebenfalls effektiver als Brandt (0/2).

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Brandt beim BVB: Wirklich unersetzlich?

Den Vergleich nutzte Sahin kurz vor Weihnachten, als Brandt beim Sieg in Wolfsburg mal eines seiner deutlich besseren Spiele für den BVB machte. Die Erwartungshaltung erfüllte.

"Jule hat heute wieder einmal gezeigt, dass er für uns absolut unersetzlich ist", sagte Sahin damals. "Für mich ist Jule in der Bundesliga auf dieser Position unter den Top 3 – neben den anderen beiden Experten." An guten Tagen mag das so sein, doch die schlechten machen diesen Eindruck immer wieder und zu oft kaputt.

Musiala und Wirtz sind längst Gesichter ihrer Klubs. Brandt ist im Moment das Gesicht der BVB-Krise.

Weshalb Sahin hofft, dass seine aktuelle Kritik Wirkung zeigt.

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