12 Minuten Schweigen
Deutsche Fans protestieren gegen Investoren-Deal der DFL - die Hintergründe
- Aktualisiert: 17.12.2023
- 19:43 Uhr
- ran.de / SID
Die Investoren-Pläne der DFL erzürnen die Fanszenen in Deutschland. Die Anhänger reagieren und starten unzählige Protestaktionen
Dieses Vorhaben kommt bei den Fußballfans in Deutschland alles andere als gut an. Die Investoren-Pläne der DFL erzürnen die Anhänger und sorgen dafür, dass die Spiele am Wochenende ganz im Zeichen des Protest stehen.
Bereits am Samstag wurde in den Stadien protestiert. In den ersten zwölf Minuten wurde geschwiegen, Banner ausgerollt, Pyrotechnik gezündet, dazu Gegenstände auf den Rasen geworfen.
In Bochum und Gladbach flogen symbolisch Schokotaler, auch Tennisbälle mussten vom Rasen entfernt werden. In Freiburg am Sonntag musste das Spiel wegen geworfener Schokotaler minutenlang unterbrochen werden. "Wir werden kein Teil eures Deals sein! Scheiß DFL" war auf unzähligen Plakaten quer über die Republik verteilt zu lesen.
Auch die Bayern-Fans planen in der Partie am Abend gegen den VfB Stuttgart (ab 19:30 Uhr live im Free-TV in SAT.1) einen Protest, wollen die ersten zwölf Minuten schweigen. Laut "Bild" ist sogar das Abbrennen von Pyrotechnik in einer Größenordung geplant, "die München so noch nicht erlebt hat".
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Bereits vor dem Spieltag hatten die Fanszenen Deutschlands zwölf Minuten Stille angekündigt, um gegen die Investoren-Pläne der DFL zu protestieren.
"Wir sind nicht bereit, dem Ausverkauf des deutschen Fußballs tatenlos zuzusehen. Um zu verdeutlichen, dass der vielbeschworene 12. Mann bundesweit nicht bereit ist, als Teil der Verhandlungsmasse des DFL-Deals mit dubiosen Investoren herzuhalten, werden wir zwölf Minuten schweigen."
Darum geht es beim Investoren-Einstieg konkret
Doch was erzürnt die Fußball-Anhänger eigentlich so? Am vergangenen Montag hatten die 36 Erst- und Zweitligisten bei ihrer Versammlung in Frankfurt am Main grünes Licht für den Einstieg eines Investors in den deutschen Profifußball gegeben. Mit der kleinstmöglichen Mehrheit von 24 Stimmen votierten die Vereine für Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern.
"Wir haben das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben - für die Entwicklung der Liga", kommentierte Klubchef Jan-Christian Dreesen von Rekordmeister Bayern München die Entscheidung. Man habe nun eine Gestaltungsmöglichkeit und Optionen zur Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur.
Noch im Mai waren die Bestrebungen gescheitert. Der neue Plan sieht vor, sechs bis neun Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro geben.
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Belohnung für Klubs, die ins Ausland reisen
Im Idealfall gehen 600 Millionen an die DFL-Zentralverwaltung zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells (Digitalisierung, Streaming-Plattform, usw.). 300 Millionen erhalten gemäß dem gültigen Verteilerschlüssel die Klubs, um die zunächst entstehenden Medien-Mindereinnahmen auszugleichen.
Mit den restlichen 100 Millionen soll ein Vergütungssystem geschaffen werden, das die Klubs belohnt, die zu Werbezwecken ins Ausland reisen.
Bundesliga: Fans mit umfangreichen Protesten gegen DFL - "Wir werden kein Teil eures Deals sein"
"Wir haben Einigkeit, dass wir in die Zukunft investieren müssen und dazu gab es verschiedene Meinungen", sagte Geschäftsführer Fernando Carro von Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen: "Wir haben nur das Mandat erteilt. Ob es so kommt, muss man sehen. Es ist nur ein kleiner Schritt gemacht worden."
Erster Versuch scheiterte vor einem halben Jahr
Es soll vier bis sechs interessierte Geldgeber aus dem sogenannten "Private-Equity-Bereich" geben. Es handelt sich dabei um Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die auf Beteiligungsformen spezialisiert sind.
Der erste Versuch, einen Investor ins Boot zu holen, war vor rund einem halben Jahr gescheitert. Damals wurde die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt. Der Plan sah vor, 12,5 Prozent der Anteile einer Tochtergesellschaft über 20 Jahre zu verkaufen. Zwei Milliarden Euro sollten erlöst werden.
Das Modell war riskant, denn selbst bei einem moderaten Wachstum der Einnahmen (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison) wären 12,5 Prozent über zwei Jahrzehnte gesehen deutlich mehr als drei Milliarden gewesen - in Summe also erst einmal ein riesiges Verlustgeschäft.
DFL spricht von "roten Linien"
Vor der Abstimmung am Montag hatten die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel die Klubs bei mehreren Gesprächsrunden über die Pläne informiert. Dabei wurden "rote Linien" gezogen.
Hoheitsrechte sollen nicht abgegeben werden. Es soll keine "Mitbestimmungsrechte eines Partners in Bezug auf Pflichtspiele im Ausland, Anstoßzeiten oder im Bereich der Spielplanung" geben.
Und: "Nach Ablauf der zeitlich begrenzten Minderheitsbeteiligung würden die lizenzierten Rechte automatisch an den DFL e.V. zurückfallen."
Die Kritik der deutschen Fanszenen heizt das alles nur noch weiter an.