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Bundesliga - Rose-Aus bei RB Leipzig: Diese Rolle spielte Jürgen Klopp bei der drastischen Entscheidung
- Aktualisiert: 03.04.2025
- 09:07 Uhr
- Franziska Wendler
Marco Rose muss seinen Posten als Trainer bei RB Leipzig räumen. Welchen Anteil Mastermind Jürgen Klopp daran hatte und wie es nun in der Trainerfrage weitergeht.
Von Franziska Wendler und Martin Volkmar
"Wir haben sehr lange an die Konstellation mit Marco und seinem Team geglaubt und bis zuletzt alles versucht, gemeinsam die Trendwende zu schaffen. Angesichts der Entwicklung und der ausbleibenden Ergebnisse sind wir allerdings fest davon überzeugt, dass wir für die verbleibenden Spiele einen neuen Impuls benötigen, um unsere Saisonziele zu erreichen."
Mit diesen Worten begründete Marcel Schäfer, seines Zeichens Geschäftsführer Sport bei RB Leipzig, in der Klubmitteilung die Entscheidung der Verantwortlichen, Cheftrainer Marco Rose am Sonntag beim Bundesligisten mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden.
Nach rund zweieinhalb Jahren ist also Schluss für den gebürtigen Leipziger, an seiner Stelle übernimmt ab sofort Zsolt Löw die Geschicke auf der Trainerbank.
"Uns ist nach der Niederlage in Gladbach bewusst geworden, dass wir eine Veränderung herbeiführen müssen", sagte Schäfer am Montag auf einer Presserunde. "Denn letztendlich stehen unsere Ziele und dieser Klub über allem".
Die Entscheidung gegen Rose fiel den Verantwortlichen alles andere als leicht. Allerdings wäre sie nach ran-Infos wohl schon viel früher gefallen, hätte sich nicht ein gewisser Jürgen Klopp lange für den nun entlassenen Coach eingesetzt.
Das Wichtigste in Kürze
RB Leipzig: Frühes Champions-League-Aus
Rückblick: Bereits im September 2024 verpasste Red-Bull-Boss und RB-Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff Rose einen gehörigen Schlag. Im "kicker"-Interview erklärte er seinerzeit, Leipzig sei "noch nie" dagewesen, wenn die Konkurrenz geschwächelt habe. So auch nicht in den beiden Jahren unter Rose.
Was seitdem folgte, konnte der RB-Führung nicht gefallen. Die prestigeträchtige Champions League mutierte zu einem Desaster. In der neu geschaffenen Gruppenphase gab es nur einen Sieg. Als 32. von 36 Teams waren die Playoffs der K.o.-Runde gänzlich außer Reichweite.
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RB Leipzig nur 10. in der Rückrunde
Und auch in der Bundesliga läuft es nicht wie gewünscht. In den zurückliegenden fünf Auswärtsspielen erzielte das Team nicht ein Tor, die Offensive ist trotz Topbesetzung harmlos, in der Rückrundentabelle steht nur Rang zehn und von der RB-DNA ist aktuell im Spiel fast nichts mehr zu sehen.
Dazu kommt: Derzeit steht Leipzig nur dank des besseren Torverhältnisses noch auf Platz sechs, der für Europa qualifizieren würde. Europa bedeutet in diesem Fall aber nicht Champions League, sondern Europa League.
Mehrfach stand Rose in der laufenden Saison bereits vor dem Aus, beispielsweise nach der 1:5-Pleite gegen Wolfsburg im November. Wäre es nach Mintzlaff und dem Technischen Direktor und Mintzlaff-Vertrauten Mario Gomez gegangen, hätte Rose wohl schon damals sein Amt räumen müssen.
Schäfer und Klopp standen lange zu Rose
Doch Sport-Geschäftsführer Schäfer stärkte Rose den Rücken. Dazu kamen die Siege im Achtelfinale und Viertelfinale des DFB-Pokals, beide retteten dem 48-Jährigen jeweils den Job.
Ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Aspekt: In dem gebürtigern Leipziger Rose hatte der Klub endlich eine lokale Identifikationsfigur gefunden. Ein Trainer, der noch dazu einen guten Draht zur Mannschaft vorweisen konnte.
Man erinnere sich nur daran, wie die Spieler mehrfach mit ihm jubelten, wenn es in engen Situationen Erfolgserlebnisse gab. An den schlechten Ergebnissen und der klar nach unten zeigenden Formkurve änderte dies jedoch nichts.
RB Leipzig: Fan-Zug mit Buttersäure attackiert
Und dennoch bekam Rose immer wieder eine Chance. Dank Schäfer – und auch dank Jürgen Klopp. Der langjährige Liverpool-Coach arbeitet seit Januar als Global Head of Soccer bei Red Bull und kennt Rose schon lange, zusammen stiegen sie einst mit Mainz 05 in die Bundesliga auf.
Den alten Kumpel direkt zum Jobeinstieg zu feuern, wollte Klopp vermeiden. Ewig seine schützenden Hände über ihn halten, konnte der 57-Jährige aber auch nicht.
Mintzlaff will maximalen Erfolg
Und so fiel in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Entscheidung. Nach der 0:1-Pleite bei Borussia Mönchengladbach sprachen sich die "Elefantenrunde" mit Mintzlaff, Gomez, Klopp und Schäfer in einer Telefonschalte gegen Rose aus. Weil nur Schäfer in Leipzig vor Ort war, musste dieser Rose am Sonntagmorgen von seinem Aus unterrichten.
Keine leichte Angelegenheit, zumal Rose laut ran-Infos von der Entscheidung überrascht wurde. Das bereits am Mittwoch anstehende Pokal-Halbfinale gegen den VfB Stuttgart erschien ihm wie eine letzte Chance, den Job doch noch weiter behalten zu können. Es kam anders.
Denn für Red Bull, allen voran Oberboss Mintzlaff, zählt vor allem eines: maximaler Marketingerfolg fürs Unternehmen. Die Teilnahme an der Champions League ist quasi Pflicht, der Einzug in das Finale des DFB-Pokals mehr als nur gerne gesehen. Von Emotionen geleitete Entscheidungen sind in diesem Zuge wenig hilfreich.
Werden Pokalsieg und Champions-League-Teilnahme verpasst, wäre dies nicht nur aus PR-Sicht ein großer Rückschlag, sondern vor allem finanziell. Vermutlich müsste im Sommer ein weiterer Topspieler verkauft werden. Ein Szenario, welches die Verantwortlichen unter allen Umständen verhindern wollen.
Spannende Trainersuche: Schmidt, Glasner, Hasenhüttl?
Noch bevor Rose am Wochenende entlassen wurde, galt ein Trainerwechsel im kommenden Sommer als fast sicher. Schlecht für RB: In Sebastian Hoeneß verlängerte ein Wunschkandidat erst kürzlich seinen Vertrag in Stuttgart.
Umso spannender dürfte sich die Suche gestalten. Aktuell gelten der derzeit arbeitslose Roger Schmidt und Oliver Glasner (bei Crystal Palace unter Vertrag) als Top-Kandidaten, beide können eine Vergangenheit im Red-Bull-Kosmos vorweisen.
Auch Ralph Hasenhüttl könnte zum Thema werden, schließlich ging dieser einst wegen Schäfer zum VfL Wolfsburg und bekam dort von Schäfer-Nachfolger Peter Christiansen im "kicker"-Interview nun keine Jobgarantie über die Saison hinaus.
"Wir haben einen klaren Plan, was das Profil angeht und eine klare Idee, wie wir Fußball spielen lassen wollen", sagte Schäfer am Montag: "Dementsprechend werden wir bis zum Sommer Gespräche führen und dann eine überzeugende Lösung präsentieren."
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Tuchels Ex-Assistent Löw muss es richten
Auf kurze Sicht muss nun aber erst einmal Zsolt Löw RB aus der Krise helfen. Eine alles andere als überraschende Entscheidung. Schon im Januar hatte Jürgen Klopp seinen früheren Weggefährten als "Head of Soccer Development" installiert.
"Wir sind überzeugt, dass er genau der richtige Mann ist, dass er diese Energie und das Leben dieser Truppe versucht einzuhauchen, so wie wir uns das gemeinsam vorstellen", erklärte Schäfer.
Der Ungar galt bereits als potenzieller Backup, sollte an einem der wichtigen RB-Standorte kurzfristig ein Trainer gesucht werden. Nun also ist es in Leipzig soweit.
Löw tritt sein Amt dabei mit einer üppig gefüllten RB-Vergangenheit an. Von 2012 bis 2018 arbeitete er an diversen Standorten, von 2015 bis 2018 als Co-Trainer von Ralf Rangnick und später Ralph Hasenhüttl in Leipzig.
In der Folge war er als Assistent von Thomas Tuchel bei PSG, dem FC Chelsea und den Bayern im Einsatz. Nur bei seiner neuen Position als englischer Nationaltrainer konnte Tuchel Löw nicht gebrauchen.
Auch Klopps langjähriger Assistent auf der Trainerbank
Viel Erfahrung bringt der Neue also mit, wenn auch nicht als Cheftrainer. Aber: Löw gilt ohnehin nicht als Dauerlösung, vielmehr soll im Sommer eine neue, große Lösung gefunden werden.
Klar ist schon jetzt: Der Einfluss von Jürgen Klopp wird bei seinem neuen Arbeitgeber in der Zukunft sicher noch größer.
Dies beweist allein die Tatsache, dass sein langjähriger Assistent Peter Krawietz nun als Co-Trainer von Löw fungieren wird. Wie viel Klopp-Fußball in Zukunft in RB steckt, bleibt dennoch abzuwarten.
Übrigens: Eine Rückkehr von Klopp auf die RB-Trainerbank, wie manche schon vermuten, ist derweil eher unwahrscheinlich. Denn dies hatte der langjährige Erfolgscoach beim Dienstantritt ausgeschlossen. Die Fäden hält er im Hintergrund ja trotzdem in der Hand.
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