VAR-Chaos regt erneut diskussionen an
Bundesliga - Witz-Rot für Karazor: Der VAR muss alle Platzverweise überprüfen dürfen! Kommentar
- Aktualisiert: 29.09.2024
- 15:29 Uhr
- Luca Wolkstein
Stuttgart-Profi Atakan Karazor fliegt gegen den VfL Wolfsburg mit Gelb-Rot vom Platz, obwohl er von Gegenspieler Maximilian Arnold gefoult wird. Der VAR kann nicht eingreifen - Schuld ist eine Regelung, die dringend überarbeitet gehört. Ein Kommentar.
Von Luca Wolkstein
VAR-Chaos? Das hatten wir ja locker schon zwei Tage nicht mehr in der Bundesliga. Doch dieses Mal ist der Aufschrei größer, die Entscheidung unverständlicher - letztlich wird mal wieder die Sinnhaftigkeit des VAR in Frage gestellt, oder zumindest bestimmter Regelungen.
Im Spiel VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg rutscht Maximilian Arnold mit gestrecktem Bein in Gegenspieler Atakan Karazor rein, malträtiert den Knöchel des Stuttgarters mit seinen Stollen. Vom Platz fliegt dennoch Karazor - eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung, die nicht korrigiert werden kann, weil der VAR bei Gelb-Rot nicht eingreifen darf. Eine Farce, die nicht nur Fans des VfB Stuttgart beschäftigt.
Es ist Zeit, dem Videoassistenten zusätzliche Befugnisse einzuräumen. Jeder Platzverweis in den beiden deutschen Oberhäusern sollte überprüft werden können!
Es soll hier kein plumpes VAR-Bashing betrieben werden, das wäre zu einfach. Stattdessen ist es für den DFB an der Zeit, ein seit Jahren bekanntes Problem auszumerzen, um sich selbst und allen Fußballfans weitere Kopfschmerzen zu ersparen.
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Dass ein Bundesliga-Spieler aufgrund eines Fehlers nicht nur vom Platz gestellt, sondern im Nachgang auch noch gesperrt wird, ist unzumutbar.
Dass dies mehr als nur regelmäßig passiert, ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten.
Hätte der VAR die Ampelkarte Karazors überprüfen dürfen, hätte der deutsche Fußball nicht nur ein Diskussionsthema weniger, sondern auch ein dickes Problem gelöst.
VAR soll jeden Platzverweis prüfen? Ja, bitte!
Dass Schiedsrichter Sven Jablonski nachträglich einen Bock in der Bewertung der Szene einräumte, ist natürlich das Mindeste. Und auch nicht weiter schlimm - Fehler passieren. In einem hitzigen Spiel ist es immer möglich, dass der Referee bei einer strittigen Szene nicht den optimalen Blick auf die Situation hat oder eine falsche Wahrnehmung besitzt.
Doch dass genau die Technik, die dafür eingeführt wurde, eben solch menschliches Versagen zu korrigieren, in solchen Fällen nicht genutzt werden darf, ist eine Absurdität.
Denn eine Rote Karte beeinflusst maßgeblich den weiteren Spielverlauf. Hätte der VfB die Partie mit elf Mann gewonnen? Was, wenn den Stuttgartern am Ende genau diese potenziellen Punkte im Kampf um das europäische Geschäft fehlen? Um sicherzustellen, dass Fehleinschätzungen weder ein Spiel noch die gesamte Saison negativ beeinflussen, muss der VAR bei sämtlichen Platzverweisen eingreifen können.
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Wolfsburgs Amoura darf trotz Rot weiterspielen
Vor allem, wenn es umgekehrt so einfach geht. Schiedsrichter Jablonski schickte nämlich auch Wolfsburgs Mohamed Amoura für ein scharfes, übermotiviertes Tackling in die Kabine. Nach Ansicht der VAR-Bilder änderte er seine Einschätzung ab - Gelb statt glatt Rot und damit weiterhin elf gegen zehn Mann.
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Das richtige Urteil und ein Beispiel, wie die optimale Zusammenarbeit zwischen Schiedsrichter und Videoassistent aussehen kann. Fehlentscheidung abgewendet, danke Technik!
"Für mich waren beide Platzverweise unberechtigt, aber bei Gelb-Rot darf der Videoschiedsrichter eben leider nicht eingreifen", analysierte auch VfL-Coach Ralph Hasenhüttl im Nachgang des Remis und sprach damit aus, was längst allen bewusst war. Es macht in dieser Form keinen Sinn!
Denn: Selbstverständlich sind Rote Karten und Gelb-Rote-Karten in der Bewertung unterschiedlich, die Konsequenz bleibt für das laufende Spiel aber dieselbe - ein Mann weniger und dadurch ein massiver Nachteil.
Schiedsrichter: Anpassung des VAR nicht praktikabel
Bundesliga-Schiedsrichter wie auch Jablonski argumentieren gegen eine möglich Anpassung: Sollten auch Ampelkarten vom Videoassistenten überprüft werden, wäre das zu zeitintensiv. Denn jeder Zweikampf eines bereits vorbelasteten Spielers müsste untersucht werden.
Doch abgesehen davon, dass man dieses Problem in der Praxis bestimmt geschmeidig umgehen oder zumindest abschwächen könnte - ist es das nicht trotzdem wert?
Klar, die deutschen Fußball-Fans beschweren sich auch lautstark über die langwierigen Schiedsrichter-Sitzungen am Monitor. Es nehme dem Spiel die Intensität, den Spielfluss und generell will man sich mit Neuerungen im Fußball nicht so recht anfreunden.
Aber noch viel bedeutender als nervige Wartezeiten sind die konstanten Fehlentscheidungen, die trotz der Einführung des VAR Woche für Woche in sämtlichen Newsoutlets aufgearbeitet werden müssen. Dass es trotz eines unparteiischen Sachverständigen, abgeschottet in einem Keller mit modernster Technik und sämtlichen Hilfsmitteln, die der DFB finanzieren kann und will, trotzdem noch zu solch eklatanten Irrtümern kommt.
Deswegen sollte sich der DFB an Sven Jablonski halten: Ihren Fehler, in der Schöpfung eines in diesem Punkt sinnfreien Regelwerks, zugeben und sich um eine Verbesserung bemühen.