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Bundesliga

Der FC Bayern München und die Abwehrprobleme: Zeit für unangenehme Fragen

  • Aktualisiert: 09.01.2021
  • 14:32 Uhr
  • ran.de/David Kreisl
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© Imago Images

Der FC Bayern fängt sich wieder drei Gegentore und kassiert gegen Gladbach eine überfällige Niederlage. Von Hansi Flicks System bis hin zur Kaderbesetzung: Es ist Zeit, in München Grundsätzliches zu hinterfragen.

München – Es birgt durchaus eine gewisse Ironie. Dass nämlich genau jenes Spiel, in dem die Bayern nach zuletzt acht Rückständen in Folge mal wieder geführt hatten (und das mit 2:0 sogar ganz komfortabel), am Ende nicht nur die einzige Niederlage dieser Phase mit sich brachte, sondern auch ein paar grundsätzliche Fragen.

Keine dieser acht vorherigen Partien hatten die Münchner verloren, gegen Spitzenteams wie Dortmund und Leverkusen sogar noch gesiegt. Und so durften die eigenen Probleme Spieltag um Spieltag erschöpft weggelächelt werden, es durfte sich gefreut werden über die starke Offensive um Weltfußballer Robert Lewandowski, über Welttorhüter Manuel Neuer und über die eigene Mentalität.

Am Freitagabend ging das nach dem 2:3 bei Borussia Mönchengladbach zum Auftakt des 15. Bundesliga-Spieltags alles nicht mehr.

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"Es ist ja schon auffällig, wo wir Probleme haben"

Die Niederlage gegen die Fohlen war auch ohne Rückstand ein Sinnbild für die Bayern der vergangenen Wochen.

Hansi Flicks System hatte schon immer etwas von einem Vabanquespiel und war riskanter, als es die Bayern in den vergangenen Jahren unter Kontrollfreaks wie Pep Guardiola gewohnt waren. Das unerbittliche Balljagen, das schnelle Spiel in die Tiefe trugen einen begeisternden FCB im Sommer zum Triple. Doch profitierten die Bayern da von topfitten Spielern dank langer Unterbrechungen: der Coronapause in der Liga, dem Urlaub vor dem Champions-League-Turnier.

Jetzt gab es nicht einmal eine ordentliche Winterpause und alle paar Tage steht ein Spiel an. Es ist nur natürlich, dass die Frische fehlt, und so auch die gesamtmannschaftliche Dynamik, was viele Automatismen mittlerweile ins Leere greifen lässt. Verlorene Bälle bleiben verloren, mit einfachsten Mitteln kommen Gegner um Gegner hinter die Verteidigung. "Es waren individuelle Fehler, aber man kann sich ja auch vorher schon besser positionieren, sodass diese Ballverluste nicht so eine verheerende Wirkung haben", analysierte Leon Goretzka vielsagend nach der Gladbach-Pleite.

"Wenn man unser Spiel sieht", bemängelte auch Flick, "ist es ja schon auffällig, wo wir Probleme haben. Das müssen wir einfach verbessern, dass wir gegen den Ball und bei Ballverlusten die Tiefe absichern."

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Bereits 24 Gegentore nach 15 Spielen

24 Gegentore haben die Münchner in der Liga bereits kassiert. Das ist desolat, auch wenn man bedenkt, dass die Bayern in sechs der vergangenen zehn Spielzeiten weniger Tore hinnehmen mussten. Nach 34 Spielen wohlgemerkt, nicht wie jetzt nach 15.

Die Pleite gegen Mönchengladbach hat sich lange angekündigt. Zu oft verließen sich die Münchner in den zurückliegenden Partien auf die Fähigkeiten ihrer Einzelkönner, gewannen die Partien dank herausragender Einzelleistungen. Ein Modell, welches auf Dauer aber nicht gut gehen kann, schon gar nicht in der laufenden Saison.

"Rückstände sind anstrengend", hatte Joshua Kimmich nach dem Mainz-Spiel noch gewarnt, in dem die Münchner ein 0:2 aufholen mussten: "Wir müssen lernen, einfacher Spiele zu gewinnen. So kostet das Kraft."

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Probleme im Münchner Kader werden offensichtlich

Es ist auch an Flick, seine fußballerische Philosophie zu analysieren und der Situation anzupassen. Eine etwas tiefer stehende Formation könnte dabei schon helfen, oder ein etwas kontrollierteres Spiel.

Vielleicht sogar andere Spieler?

Dass es auch im Münchner Kader Probleme gibt, war die zweite Erkenntnis des Freitagabends. Die Bayern liefen fast eine komplette Halbzeit lang einem Rückstand hinterher, von seinen fünf Wechselmöglichkeiten beanspruchte Flick genau eine. Kingsley Coman kam nach einer knappen Stunde für Douglas Costa.

Zwar seien die ausbleibenden Wechsel dem "Spielverlauf" geschuldet gewesen und hätten "überhaupt nichts" mit der Qualität der Reservisten zu tun gehabt, wie Flick beteuerte – dennoch spricht es Bände, dass es der Bayern-Coach offenbar keinem Spieler auf der Bank zutraute, eine müdegelaufene Mannschaft in der Schlussphase besser machen zu können.

Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison hießen die Ergänzungsspieler Philippe Coutinho und Ivan Perisic und spielten eine entscheidende Rolle im Finalturnier der Königsklasse. Maximal Nebenrollen haben die aktuellen Ersatzleute wie Eric Maxim Choupo-Moting oder Douglas Costa.

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Eine Niederlage, die zu denken gibt

Doch liegen, oder besser gesagt sitzen, die Qualitätsprobleme in München nicht nur auf der Bank. Das etablierte Personal – ein paar Wenige ausgeklammert – sucht beinahe im Kollektiv nach einer akzeptablen Form. Das fängt bei den weiter schwächelnden Flügelstürmern an und führt am Ende ins Herz der Probleme: die Defensive.

Dort hält Flick mit David Alaba an einem Abwehrchef fest, der dem Team weder defensive Stabilität, noch große Impulse im Spielaufbau liefert. Wo links ein weiter nach seiner Topverfassung suchender Alphonso Davies kickt und rechts der vollkommen neben sich stehende Benjamin Pavard anscheinend immer noch besser ist als Neuzugang Bouna Sarr. Und all das, während mit Lucas Hernandez der zumindest für Außenstehende beste Defensivspieler der vergangenen Wochen, seit zwei Spielen auf der Bank sitzt.

Die Bayern-Pleite gegen Gladbach war kein Ausrutscher, kein schlechter Tag und auch kein Pech. Es war eine Niederlage, die sich angekündigt hat und die überfällig war.

Das sollte den Bayern zu denken geben.

David Kreisl

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