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FC Bayern: Tuchel wandelt auf einem schmalen Grat - ein Kommentar
- Aktualisiert: 16.09.2023
- 08:16 Uhr
- Martin Volkmar
Thomas Tuchels anhaltende Kritik an fehlenden Alternativen und mangelnder Spielkontrolle seines Teams könnte dem Bayern-Trainer auf die Füße fallen, wenn er nicht aufpasst. Ein Kommentar.
Der Frust war groß beim FC Bayern nach dem Last-Minute-Rückschlag. Der späte Leverkusener Ausgleich im Topspiel verhinderte nicht nur ein Ausrufezeichen an die Konkurrenz, sondern auch den Sprung an die Bundesliga-Spitze.
Leon Goretzka fühlte sich bereits an die Münchner Achterbahnfahrt in der vergangenen Saison erinnert.
Und Trainer Thomas Tuchel bestätigte den Mittelfeldspieler, in dem er sich beschwerte, dass die Mannschaft - zum wiederholten Mal - die Kontrolle aus der Hand gegeben hätte.
Man darf bezweifeln, dass die öffentliche Kritik am Team, mit denen der FCB-Chefcoach immer wieder auf Rückschläge wie auch schon nach dem 0:3 im Supercup gegen Leipzig reagiert, besonders gut bei seinen Spielern ankommt.
Gleiches gilt für den offen zur Schau getragenen Missmut über die Weigerung der Vereinsführung, ihm die angeblich unbedingt benötigte "Holding Six" auf dem Transfermarkt zu spendieren.
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In der Länderspielpause wurde ihm offenbar sehr deutlich gemacht, dass man das Gemecker und die öffentliche Kritik künftig nicht mehr hören will.
Thomas Tuchel: Zerwürfnis droht
Bleibt abzuwarten, ob es der manisch ehrgeizige Tuchel schafft, sich entsprechend zurückzuhalten. Ansonsten droht früher oder später ein Zerwürfnis mit den Klubbosssen.
Doch auch die Beziehung zu seinen Profis könnte nachhaltig leiden, wenn der Trainer so weitermacht. Nicht allein wegen des Tadels vor den Kameras nach schwachen Leistungen.
Sondern auch, weil er derzeit gleich mehrere Leistungsträger gegen sich aufbringt. Matthijs de Ligt, im Vorjahr einer der wenigen Lichtblicke bei Bayern, ist momentan nur zweite Wahl und wartet noch immer auf eine Erklärung.
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Man solle den Trainer fragen, sagt der Niederländer am Freitag nur kurzangebunden, genauso äußerte sich Joshua Kimmich. Dass den Nationalspieler die Tatsache nervt, dass ihn Tuchel nicht als echten Sechser sieht, ist offensichtlich.
Auch Kimmich genervt
Gegen Leverkusen war er obendrein dem Anschein nach unzufrieden über seine Auswechslung nach einer Stunde, die Tuchel mit den muskulären Problemen des Mittelfeldspielers unter der Woche begründete. Doch Kimmich sah das offenbar anders.
Gleichzeitig allerdings monierte der Coach mindestens indirekt die aus seiner Sicht bekanntlich zu dünne Personaldecke, in dem er erklärte, Kimmichs Einsatz sei ein Risiko gewesen. Subtext: Er habe halt keine andere Wahl gehabt.
Das kann man allerdings auch anders sehen, schließlich hätte Tuchel zum Beispiel Kimmich zunächst schonen und dafür Konrad Laimer auf seiner angestammten Position im Mittelfeld bringen können.
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Ohne zwingende Not beraubte er sich dieser Option, weil er Laimer anstelle des Stamm-Rechtsverteidigers Noussair Mazraoui in die Startelf stellte, der ebenfalls nach dem Spiel einen ziemlich gefrusteten Eindruck machte und jeglichen Kommentar verweigerte.
Tuchel muss mit Situation klarkommen
Es sind neben seinen Aussagen auch solche Maßnahmen des Trainers, die allem Anschein nach bei der Mannschaft nicht besonders gut ankommen.
Zumal es ja seine Aufgabe ist, mit den fehlenden Alternativen zumindest bis zur Winterpause über die Runden kommt, in dem er beispielsweise einem Talent wie Aleksandar Pavlovic eine Chance gibt.
So muss Tuchel aufpassen, dass er sowohl bei der Vereinsführung als auch in der Mannschaft nicht den Rückhalt verliert. Bei seinen früheren Stationen ist ihm ein ähnliches Verhalten ungeachtet aller Erfolge immer wieder auf die Füße gefallen.