Bundesliga
FC Bayern München: Das wird Oliver Kahn vorgeworfen - unnahbar, nicht präsent, falsch beraten
- Aktualisiert: 27.04.2023
- 18:35 Uhr
- ran.de/Martin Volkmar
Oliver Kahns Zukunft als Vorstandvorsitzender des FC Bayern ist offen, der Ex-Titan will aber kämpfen. Die Vorwürfe gegen den einstigen Kapitän gibt es allerdings schon sehr viel länger.
Es ist eine Demontage auf offener Bühne. Oliver Kahn besitzt zwar noch einen Vertrag bis 2024 beim FC Bayern, doch ob er diesen erfüllen darf, gilt als höchst fraglich.
Seit dem Aus in der Champions League gegen Manchester City vergangene Woche herrscht anhaltende Unruhe beim deutschen Rekordmeister.
Ausgangspunkt waren die Informationen des norwegischen Ex-Nationalspielers und heute gut vernetzten TV-Experten Jan Age Fjörtoft, dass das Ende von Kahn als Bayern-Boss im Prinzip feststehe und nur der genaue Zeitpunkt noch offen sei.
Oliver Kahn: Unzufriedenheit bei Mitarbeitern und Entscheidern
Seitdem gibt es beinahe täglich Spekulationen über Kahns Zukunft, denn die Unzufriedenheit über dessen Arbeit ist offensichtlich groß – bei vielen Vereinsmitarbeitern, aber eben auch bei den Entscheidern im Aufsichtsrat.
Nach ran-Informationen wird dort bereits über potenzielle Nachfolger diskutiert, unter anderem den derzeitigen Frankfurter Vorstandssprecher Axel Hellmann.
Für Kahn und Salihamidzic sieht es eher schlecht aus
Vieles deutet darauf hin, dass die für den 22. Mai anberaumte Aufsichtsratssitzung noch vor Saisonende eine Entscheidung trifft, ob es mit Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic weitergeht oder nicht.
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Wenn man den kursierenden Aussagen Glauben schenken kann, dann sieht es nach der sportlichen Talfahrt der vergangenen Wochen für beide eher schlecht aus.
Denn die Kritik an der Arbeit des Vorstands ist groß, trifft aber (noch) vor allem den Vorstandsvorsitzenden. "Oliver Kahn hat den Laden auf jeden Fall nicht im Griff", sagte Chefkritiker und TV-Experte Lothar Matthäus der "Sport Bild": "Oliver Kahn ist unsichtbar an der Geschäftsstelle, für die Mitarbeiter."
Dabei muss man dem sehr gut informierten, einstigen Bayern-Kapitän und Teamkollegen von Kahn und Salihamidzic zu Gute halten, dass er das öffentlich ausspricht, was schon seit eineinhalb Jahren immer wieder berichtet und seitdem hinter vorgehaltener Hand von zahlreichen Insidern mehrfach bekräftigt wurde.
Mangelnde Präsenz, fehlende Kommunikation, falsche Beratung
Die Kernvorwürfe gegen den Vorstandsvorsitzenden, der erst im Sommer 2021 das Amt von Karlheinz Rummenigge übernommen hatte, sind schon seit den ersten Veröffentlichungen wenige Monate später die gleichen geblieben: Mangelnde Präsenz, fehlende Kommunikation, falsche Beratung.
So ist immer wieder zu hören, Kahn komme häufig erst vergleichsweise spät ins Büro, sei dann für einen längeren Zeitraum für niemanden zu sprechen und danach auch nur für einige "handverlesene" Mitarbeiter, denen der direkte Zugang durch seinen intern umstrittenen Büroleiter zusätzlich erschwert werde.
Matthäus über Kahn: "Er spielt gerne Golf"
Den unterschwelligen Vorwurf, der CEO falle nicht unbedingt als Workaholic auf, kann man auch in Matthäus' jüngsten Aussagen relativ einfach zwischen den Zeilen lesen: "Er hat andere Interessen, eine Familie, gerne den Kopf frei, er spielt gerne Golf."
Matthäus warf Kahn zudem vor, er habe weder ein Gespür für die Wünsche der Mitarbeiter noch der der Fans. Ein offensichtlicher und dementsprechend umso auffälligerer Kontrast zu seinen Vorgängern Rummenigge und vor allem Uli Hoeneß.
Gerade der langjährige Manager und Präsident gilt ja bis heute als Personifizierung des immer wieder zitierten "Mia san Mia", welches unter Kahn laut Matthäus und anderen Kritikern wie Dietmar Hamann verloren gegangen sein soll.
Uli Hoeneß soll schon länger unzufrieden sein
Als offenes Geheimnis gilt daher, dass Patron Hoeneß schon seit längerem argwöhnisch auf das Handeln des von ihm selbst installierten Nachfolgers schaut.
"Mir wurde von mehreren Menschen berichtet, dass Uli mit der Besetzung, die er maßgeblich in der Chefetage installiert hat, seit vielen Monaten unzufrieden ist", sagte Matthäus: "Aber wenn es in der Familie nicht gut läuft, dann kann man sich auch den Rat und die Weisheit des Oberhauptes mal zu Herzen nehmen."
Doch dem Vernehmen nach hat Kahn versucht, sich vom Übervater abzukapseln und den Kontakt eher reduziert, was dieser ihm nun nachträgt.
Sollte Aufsichtsrat Hoeneß also den Daumen senken, dürfte es im von ihm nach wie vor dominierten Gremium kaum Widerspruch gegen eine Neuordnung im Bayern-Vorstand geben.
Angeblich schon vor einem Jahr klare Forderungen an Kahn
Zumal Hoeneß und Präsident und Aufsichtsratsboss Herbert Hainer schon im vergangenen Mai nach Angaben der "Bild"-Zeitung von Kahn konkret eine bessere Außendarstellung und mehr Empathie für die Mitarbeiter eingefordert und andernfalls mit Konsequenzen gedroht haben sollen.
Zu Beginn der neuen Saison war der 53-Jährige dann tatsächlich deutlich häufiger in der Öffentlichkeit präsent als zuvor. Irgendwann war die Charme-Offensive aber wieder beendet und Kahn kehrte angeblich zum alten Trott zurück.
Zudem umgibt er sich nach Ansicht der Skeptiker nach wie vor mit den falschen Beratern, die mehrheitlich von Beratungsagenturen wie McKinsey und Bain & Company stammen.
Die spannende Frage ist nun, ob Kahn das Blatt nochmal für sich wenden kann. Er hat jedenfalls intern wie extern angekündigt, um seinen Job kämpfen zu wollen und zuletzt in Gesprächen mit Hoeneß seine Sicht der Dinge erklärt und soll auch auf die Verantwortlichkeiten im Vorstand klar hingewiesen haben.