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Der rote Faden fehlt!

FC Bayern München: Die Vision auf dem Transfermarkt fehlt

  • Aktualisiert: 14.07.2023
  • 12:05 Uhr
  • ran.de
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© Imago Images

Der FC Bayern München will auf dem Transfermarkt in diesem Sommer viel Geld ausgeben. Doch steckt dahinter mehr als ein kurzfristiges Überbrücken einer weiteren Übergangsphase? Und wo ist die mittel- bis langfristige Strategie des Rekordmeisters?

Von Justin Kraft

Der FC Bayern München will in der kommenden Saison auch in den Pokalwettbewerben wieder voll angreifen – und das Rennen in der Bundesliga deutlich weniger spannend gestalten. Dafür ist man offenbar bereit, sehr viel Geld auszugeben.

Mindestens zwei Schlüsselpositionen sind vakant, die Kandidatenliste ist erstaunlich farblos. Jahrelang haben die Bayern betont, wie wichtig es sei, kreativ zu sein, um mit den Großen in Europa und deren scheinbar nie enden wollenden Ressourcen mithalten zu können. Doch was in diesem Sommer passiert, ist wenig kreativ.

Will man es möglichst wohlwollend formulieren, so kann aus den bisherigen Transfers und Transfergerüchten abgelesen werden, dass der Rekordmeister kurzfristig plant, um einen weiteren Übergang zu gestalten. Doch aus strategischer Perspektive wirkt das auf vielen Ebenen einfallslos.

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FC Bayern München: Die ewige Lücke im Mittelfeld

Fest verpflichtet wurden bisher Konrad Laimer und Raphael Guerreiro. Für Guerreiro lassen sich gute Gründe finden, warum die Bayern ihn geholt haben. Er bringt die von Thomas Tuchel geforderte Ballsicherheit mit, um in München eine gute Rolle spielen zu können. Ein Transfer für die Breite. Einer, der mindestens kurzfristig helfen kann. Immerhin.

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Bei Laimer weiß man heute gar nicht mehr, ob überhaupt noch jemand im Klub ist, der sich für seinen Wechsel ausgesprochen hat. Der 26-Jährige ist der x-te Mittelfeldspieler der letzten Jahre, der ein bestimmtes Profil mitbringt: Athletisch, hat in der Bundesliga gut performt und ist gut im Pressing.

Typ Goretzka, Typ Tolisso, mit Abstrichen auch Typ Sabitzer – ein Transfer, der zum Scheitern verurteilt ist? Ganz so voreilig sollte man das nicht bewerten, doch die Vorzeichen sind für den Österreicher alles andere als optimal. Tuchel will den athletischen Tempofußball der letzten Jahre mehr oder weniger einstampfen. Er will zurück in die Ära vor Carlo Ancelotti, Niko Kovac, Hansi Flick und Co. – zurück zu dominantem Ballbesitzfußball. Doch wo sind die Spieler dafür?

Laimer ist dafür nicht prädestiniert. Tuchel wird bei ihm Kompromisse finden müssen, damit er beim FC Bayern funktioniert. Immerhin kam der Ex-Leipziger ablösefrei, doch die große Baustelle im Mittelfeld, die Thiago einst hinterließ, wird er eher nicht schließen können. Ein Taktgeber mit defensiven Stärken wäre das gewesen, was dem Bayern-Mittelfeld gutgetan hätte. Aber die Münchner scheitern mittlerweile schon im vierten Transfersommer daran, den Spanier adäquat zu ersetzen.

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FC Bayern München: Erfahrung statt Entwicklung?

Eigentlich will man in diesem Sommer vor allem die Spitze des Kaders stärken. Doch ausgerechnet das will bisher nicht gelingen. Neben dem angesprochenen Kreativspieler auf der Sechs wird vor allem über die Neunerposition gesprochen. Der Favorit? Harry Kane. Der Engländer bringt fußballerisch alles mit. Er ist torgefährlich, spielstark, wuchtig – genau das, was den Bayern also gefehlt hat.

Kane
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Eigentlich ist Uli Hoeneß nicht bereit, eine Mega-Ablöse für einen 30-Jährigen zu zahlen. Doch bei Harry Kane würden die Bayern jetzt wohl eine Ausnahme machen. Diese Rolle rückwärts ist richtig.

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Doch Ende Juli wird der Stürmer von Tottenham 30 Jahre alt. Und sein Klub fordert offenbar eine Summe im dreistelligen Millionenbereich. Kane hätte im Falle des Scheiterns weder großen Wiederverkaufswert, noch kann man sicher davon ausgehen, dass er über mehrere Jahre hinweg sein Niveau halten kann.

Mit Kyle Walker soll ein weiterer Spieler auf dem Wunschzettel der Bayern stehen, der altersmäßig eher in Richtung Karriereende tendiert, als ein Versprechen für die Zukunft zu sein. Auch beim Defensivmann von Manchester City steht es außer Frage, dass er die Qualität hat, dem FCB sofort weiterzuhelfen.

Die hatte Sadio Mané aber ebenso. Trotzdem hat es aus verschiedenen Gründen in München (bisher) nicht geklappt. Laut "Sky" sollen die Bayern nun bereit sein, ihn für rund 20 Millionen Euro abzugeben, nachdem sie vor einem Jahr 32 Millionen Euro an die Reds überwiesen hatten. Ein Verlustgeschäft ohne sportlichen Mehrwert. Man stelle sich ein solches Szenario bei Kane vor.

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FC Bayern München: Alte Spieler machen selten den Unterschied

Es ist ohnehin interessant, dass sich der FC Bayern bei der Suche nach neuen Stammspielern zuletzt häufiger in dieser Kategorie umsieht. Spieler, die mit etwas Glück noch zwei, drei gute Jahre im Tank haben, spätestens dann aber mindestens schleichend abbauen.

Dabei hat die Vergangenheit gezeigt, dass sich ein Champions-League-Sieg fast nie kurzfristig erkaufen lässt – und schon gar nicht mit älteren Spielern. Die meisten Gewinner der jüngeren Vergangenheit hatten ihre Schlüsselpositionen mit Spielern besetzt, die sich über mehrere Jahre im Klub entwickeln konnten, nachdem sie in jungen Jahren verpflichtet oder gar aus der eigenen Jugend befördert wurden. Wenn neue Spieler den Unterschied gemacht haben, dann waren sie selten älter als 28.

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Selbst der FC Chelsea, der 2012 überraschend die Königsklasse gewann, setzte im Transferfenster 2011 auf jüngere Ergänzungen zum bestehenden Kader. Entwicklungspotenzial schlägt meist kurzfristige Kaderplanung.

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FC Bayern München: Wo ist der nächste Robben oder Martinez?

Auch der FC Bayern hat auf diese Art und Weise den Titel zweimal holen können. Statt Spieler zu holen, die sich vermeintlich auf dem Gipfel befinden, die Abfahrt aber entweder schon erreicht haben oder bald erreichen werden, sollte man sich auf die Kategorie Spieler besinnen, mit der man einst erfolgreich war: Spieler, die noch Potenzial haben, den Gipfel zu erreichen.

Kaderplanung langfristig zu gestalten, ist zugegebenermaßen schwierig. Von einem Klub wie dem FC Bayern werden in jedem Jahr mindestens zwei, eher sogar drei Titel erwartet. Viel Zeit für Entwicklung bleibt da nicht. Hier und da eine Abkürzung zu versuchen, indem man ältere Spieler dazu holt, ist legitim.

Doch wo bleibt der Transfer, bei dem man wirklich sagen kann: Das ist Bayerns Weg, um mittel- und langfristig an Europas Spitze bleiben zu können. Das, was Franck Ribéry 2007, Arjen Robben 2009 und Javi Martinez 2012 waren. Oder Thiago im Jahr 2013 sowie Joshua Kimmich 2015. Spieler, die Bayern geprägt haben. Spieler, die gemeinsam mit dem Klub gewachsen sind und deren Identität sich ein Stück weit über die Bindung an den Rekordmeister definiert hat.

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Wo will der FC Bayern hin?

Der beste Transfer in diesem Sommer ist bisher Kim Min-jae, der bald offiziell verkündet werden soll. Mit 26 Jahren hat er den Gipfel noch vor sich. Die Millionen, die man vom Verkauf von Lucas Hernández einnimmt, hat man klug in den vermutlich besten Innenverteidiger der Serie A investiert.

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Doch auch das war streng genommen eine Reaktion auf die Entwicklungen. Eine gute Reaktion, keine Frage. Aber wo will der FC Bayern hin? Was ist die Strategie dahinter? Die Namen, die aktuell kursieren oder schon geholt wurden, wirken willkürlich. Ein roter Faden ist im Moment nicht zu erkennen.

Alles ist auf Kurzfristigkeit ausgelegt. Bei einem Transfergremium, das in der Not zusammengesetzt wurde, verwundert das kaum. Die Abberufung von Salihamidzic soll im Kollektiv aufgefangen werden, eine langfristige Lösung ist noch nicht in Sicht.

Der FC Bayern sucht seine Identität auf dem Transfermarkt

Und so treffen bei den Bayern vor allem Leute die Entscheidungen im vielleicht wichtigsten Transfersommer der letzten Jahre, die schon bald wieder weg sein könnten. Bei Karl-Heinz Rummenigge war das eigentlich schon längst der Fall. Dass Uli Hoeneß sich nur schwer von seinem Vermächtnis lösen kann, wird auch nicht verhindern können, dass er eher früher als später tatsächlich abtreten muss. Und dann wäre da noch Marco Neppe, der seine Zukunft vollkommen nachvollziehbar davon abhängig macht, was der zukünftige sportliche Leiter möchte.

Bei Tuchel reicht indes schon ein Verweis auf die letzten 15 Jahre: Wie viele Trainer waren länger als drei Jahre da? Und so sind die Baustellen beim FC Bayern eigentlich viel flächendeckender. Sie beinhalten nicht nur den Kader, nicht nur die Suche nach einem Neuner und einem Sechser.

Sie beinhalten nicht weniger als die Suche nach einer Identität, um Teil einer Elite zu bleiben, die auf dem Transfermarkt weniger kalkulieren muss als die Bayern.

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