Bundesliga
FC Bayern München: Ein großes Umbruch-Dilemma stellt Max Eberl vor Probleme
- Aktualisiert: 12.07.2024
- 11:28 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern München will seine Offensive umstrukturieren. Ein großes Problem: Die vorhandenen Stars wollen den FCB nicht verlassen - was zu einer Grundsatzdebatte führt. Wie viel Umbruch sollten Max Eberl und Christoph Freund erzwingen?
Der Wind des Umbruchs weht durch die Säbener Straße. Vor allem in der Offensive scheint man beim FC Bayern München nachlegen zu wollen. Der Transfer von Michael Olise ist bereits finalisiert, auch bei Xavi Simons von Paris Saint-Germain gibt es offenbar mehr als nur loses Interesse des Rekordmeisters.
Laut Fabrizio Romano sei man sich mit dem Spieler bereits einig und wolle den Deal schnellstmöglich finalisieren – eine Einigung mit PSG stehe aber noch aus. Hinzu kommen weitere Gerüchte um Desire Doue (19) von Stade Rennes und EM-Shootingstar Nico Williams (21) von Athletic Bilbao.
Zu Recht fragen sich derzeit viele Fans: Wollen die Bayern eigentlich mit sechs Flügelspielern und drei Zehnern auflaufen? Denn im bestehenden Kader gibt es immerhin noch Jamal Musiala, Mathys Tel, Kingsley Coman, Bryan Zaragoza, Leroy Sane, Serge Gnabry und Thomas Müller.
Hinzu kommt mit Nestory Irankunda ein 18-jähriger Flügelspieler, den man von Adelaide United in Australien verpflichtet hat. Es ist unklar, ob er nach der Vorbereitung eine Rolle bei den Profis spielen wird.
Das Wichtigste in Kürze
Unklar ist auch, ob man aus dem bestehenden Kader überhaupt Spieler abgeben kann. Max Eberl und Christoph Freund haben unter anderem damit zu kämpfen, dass die Verkaufskandidaten sehr viel Geld in München verdienen. Doch sollten sie deshalb auf weitere Neuzugänge verzichten? ran analysiert die komplizierte Situation.
FC Bayern: Vielverdiener wollen nicht weg
Eine Auflistung von den Gehältern der FCB-Profis gibt es nicht. "Capology" hat jedoch eine Datenbank erstellt, die laut eigenen Aussage auf Gerüchten, eigenen Quellen und Algorithmen basiert. Gehälter, die nur aufgrund von Algorithmen geschätzt werden, werden entsprechend gekennzeichnet.
Beim FC Bayern will das Portal von allen Profis bis auf Konrad Laimer, Raphael Guerreiro und Sven Ulreich das exakte Gehalt kennen. Die Gehaltsstruktur ist bemerkenswert und auch im europäischen Vergleich besonders – wie wir bereits an anderer Stelle analysierten.
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Unter den Topverdienern sind mit Harry Kane (25 Millionen Euro), Thomas Müller (20,5 Millionen Euro), Leroy Sane (20 Millionen Euro), Serge Gnabry (18,87 Millionen Euro) und Kingsley Coman (17 Millionen Euro) zahlreiche Angreifer. Kane ist unumstritten und Müller wird man auf seiner Ehrenrunde nicht vom Hof jagen.
Gerüchten nach wären die Bayern nicht abgeneigt, Gnabry zu verkaufen. Doch der fühlt sich in München wohl – sportlich und beim Blick auf seinen Lohnzettel. Ähnlich wird es Coman und Sane ergehen.
Letzterer stand sogar schon kurz vor einer Vertragsverlängerung, die sich nach seiner langwierigen Verletzung jedoch in die Länge gezogen hat. Mittlerweile soll sogar ein Abschied im Sommer nicht mehr ausgeschlossen sein.
Eine Ausdünnung des Kaders scheint dennoch kaum möglich zu sein, um ihn dann punktuell zu verstärken.
FC Bayern: Wirtschaftlich ein Problem – aber ein unlösbares?
Das bringt den FC Bayern aus wirtschaftlicher Perspektive an eine gewisse, bisher selbst gesteckte Grenze. In den vergangenen Jahren haben die Münchner ihre Neuzugänge zu großen Teilen durch Verkäufe finanzieren können und betont, dass dies ein wichtiges Element sei.
Das größte Transferminus einer Saison in der Vergangenheit lag bisher bei rund 85 Millionen Euro (2017/18 und 2019/20). Für die Saison 2024/25 steht man nach der Verpflichtung von Joao Palhinha bei einem Transferminus von über 130 Millionen Euro.
Spielerverkäufe würden den Spielraum für Max Eberls geplanten Umbruch also erhöhen. Zwingend notwendig sind sie nicht, zumindest nicht als Voraussetzung für weitere Einkäufe. Alternativ kann der FC Bayern seine historische Ausgabendisziplin lockern. Das geht, weil der Verein wirtschaftlich kerngesund und einer der umsatzstärksten Klubs der Welt ist. Probleme, etwa das Financial Fairplay einzuhalten, hat der FC Bayern nicht.
Auch deshalb könnten sie es sich erlauben, mehr Geld zu investieren, als sie es in der Vergangenheit getan haben – und das, ohne in unverantwortbares Risiko gehen zu müssen und ohne die Ausgaben mit Spielertransfers wieder auszugleichen.
FC Bayern könnte den Umbruch erzwingen
Der FC Bayern könnte sich also einen Extremfall erlauben, der so vermutlich nicht mal eintreten wird: Die wechselunwilligen Spieler behalten und an ihnen vorbeiplanen. Wenn man Gnabry verkauft, der aber nicht wechseln möchte, dann könnte man seinen geplanten Ersatz also trotzdem verpflichten und dem Deutschen klarmachen, dass er in den sportlichen Planungen keine Rolle mehr spielt.
Ist das ein respektvoller Umgang? Müßig, darüber in einem Geschäft zu diskutieren, das auf vielen Ebenen moralische Aspekte ausblendet. Fakt ist: Die Bayern brauchen einen Umbruch. Wieder auf dieselben Spieler zu setzen, weil man sie auf dem Transfermarkt nicht verkauft bekommt, wäre fahrlässig.
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Denn das Resultat wäre, dass man sportlich auf der Stelle tritt, dieselben Probleme umherträgt, die man in den vergangenen Jahren schon hatte. Wenn es also tatsächlich der Plan ist, Xavi, Williams oder einen anderen Offensivspieler zusätzlich zum aktuell üppig besetzten Kader zu holen, dann sollte man das nicht von einem Gnabry- oder Coman-Verkauf abhängig machen.
Die Realität ist kein Fußball-Manager-Spiel
Klar ist aber auch, dass diese Theorie in der Praxis weitere Schwierigkeiten bergen könnte. Die Top-Verdiener sind auch in der Kabine eng verwurzelt. Es gibt eine Dynamik innerhalb des Teams, die mit einem Umbruch stark verändert wird.
Die Grundsatzentscheidung, das umzusetzen, hat der FC Bayern wohl schon getroffen – zumindest macht es den Anschein. Bleiben Spieler wie Gnabry oder Goretzka aber weiter Teil des Teams, obwohl sportlich womöglich mit ihnen nicht mehr in wichtiger Rolle geplant wird, könnte das für Unruhe sorgen.
Sei es auf klassischem Weg über die Medien oder indem eine Grüppchenbildung im Kader stattfindet. Die Realität ist am Ende eben doch kein Fußball-Manager-Spiel. Und genau das macht die Situation für Eberl und Freund so herausfordernd. Es liegt jetzt an ihnen, eine Lösung in der Kaderplanung zu finden, die sie nicht zu abhängig von den Wünschen der bereits unter Vertrag stehenden Spielern macht und eine Umgestaltung der Teamstruktur ermöglicht.
Und im Zweifelsfall sollte der FC Bayern keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten einzelner Akteure nehmen.