Pokal-Aus gegen Leverkusen macht Probleme deutlich
FC Bayern München: Ersatz für Neuer und Kane darf kein Tabu sein - Kommentar
- Aktualisiert: 05.12.2024
- 14:41 Uhr
- Martin Volkmar
Beim FC Bayern wollen die Bosse gar nicht erst über ein Backup für den Torjäger und eine Alternative zum Torhüter reden. Dabei gibt es für beides stichhaltige Argumente. Ein Kommentar.
Von Martin Volkmar
Harry Kane kennt den englischen Begriff des Elefanten im Raum bestens.
Im Deutschen ist dafür eher das Wort "Tabuthema" gebräuchlich.
Gemeint ist in beiden Fällen etwas, das für jeden offensichtlich ist, aber niemand darüber reden kann oder will.
So ähnlich stellt sich die Situation beim FC Bayern gerade rund um Harry Kane und Manuel Neuer dar.
Mit dem Unterschied, dass der erste unersetzlich ist, der zweite dagegen nicht mehr.
Das wurde beim bitteren Aus im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen wie unter dem Brennglas deutlich.
Das Wichtigste in Kürze
FC Bayern fehlt ohne Harry Kane die Durchschlagskraft
Einerseits, weil die Münchner nach Neuers Roter Karte nach dessen Bodycheck gegen Jeremy Frimpong mehr als 75 Minuten in Unterzahl agieren mussten, was selbst nach Neuers Aussage "spielentscheidend" war.
Andererseits, weil gerade in dieser Partie das verletzungsbedingte Fehlen von Harry Kane überdeutlich machte, wie wenig durchschlagskräftig der Rekordmeister ohne seinen Mittelstürmer ist.
Einzig Jamal Musiala strahlt Torgefahr aus, wird aber auch deshalb meist über den ganzen Platz von den Gegenspielern verfolgt.
Alle anderen Offensivspieler der Münchner zusammen erzielten seit Ende Oktober einen (!) einzigen Treffer (Kingsley Coman gegen Union Berlin).
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FC Bayern: Backup für Harry Kane aktuell kein Thema
Entsprechend haben die schon seit einige Zeit latenten Diskussionen, ob die Bayern mit Blick auf Torjäger und Torhüter nicht baldmöglichst auf dem Transfermarkt aktiv werden müssten, nun richtig Fahrt aufgenommen.
"Die Abhängigkeit von Neuer und Kane ist für den FC Bayern eine Gefahr", analysierte Ex-Weltmeister Jürgen Kohler treffend im "kicker".
Einiges spräche also dafür, in der Winterpause einen Backup zu holen wie zuletzt im Januar 2018 den damaligen Nationalstürmer Sandro Wagner als Ersatzmann für Robert Lewandowski.
Nur bei den FCB-Bossen will man - zumindest öffentlich - nichts davon wissen.
Man könne den wegen eines Muskelfaserrisses mehrere Wochen ausfallenden Kane aus dem aktuellen Kader ersetzen, behaupten Max Eberl und Christoph Freund unwidersprochen.
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Manuel Neuer nicht besonders selbstkritisch
Gar kein Thema für die Verantwortlichen ist eine Debatte über Neuer - obwohl diese bei Medien, Fans und auch im Verein bereits auf Hochtouren läuft.
Doch der Kapitän hat sich durch seine Weltklasseleistungen in den vergangenen knapp 15 Jahren bei Bayern eine Sonderstellung mit extremer Hausmacht erarbeitet.
Entsprechend sieht der auch nach Fehlern wie beim Champions-League-Aus bei Real Madrid selten besonders selbstkritische Neuer jeden Angriff auf seinen Status als unantastbare Nummer 1 als eine Art Majestätsbeleidigung.
Gerade deshalb gibt es aber große Zweifel, ob der bald 39-Jährige die Zeichen der Zeit von selbst erkennen wird, dass ein Karriereende in Würde vielleicht schon nach dieser Saison die beste Entscheidung wäre.
FC Bayern: Nur öffentlich keine Diskussion über Neuer und Kane-Backup?
Solange die Bayern aber von Neuers Laune abhängig machen, ob und wann sie sich nach einer Alternative im Tor umschauen oder ob sie Alexander Nübel tatsächlich als neuen Stammkeeper sehen, geht ihnen wertvolle Zeit verloren.
Man kann daher nur hoffen, dass man nur öffentlich nicht über die heiklen Personalien Neuer und Kane diskutieren will, sie hinter verschlossenen Türen aber sehr wohl Thema sind.
Wenn man den Aussagen der Verantwortlichen aber Glauben schenkt, dann muss man daran Zweifel haben.