Bundesliga
FC Bayern: So ist Leon Goretzka für jedes Team ein Gewinn - Kommentar
Leon Goretzka überzeugt beim Kantersieg über Mainz in einer neuen Hybridrolle, die an ein erfolgreiches Vorbild erinnert. Es könnte sich für Bayern und die DFB-Elf auszahlen. Ein Kommentar.
Vom FC Bayern berichtet Martin Volkmar
Björn Gulden ist nicht nur CEO von adidas, einem der Anteilseigner des FC Bayern. Der 58-Jährige war einst auch Fußballprofi und spielte in den 80er Jahren für den 1. FC Nürnberg.
Vor einigen Wochen sprach er in einem Podcast eine besondere Empfehlung aus: "Ich würde Leon Goretzka als Innenverteidiger aufstellen. Er ist schnell, kopfballstark, beidfüßig", sagte Gulden.
Es ist nicht bekannt, ob Thomas Tuchel das mitbekommen hat. In jedem Fall hat der Münchner Trainer, mit etwas Verzögerung, Goretzka eine neue, Guldens Vorschlag sehr ähnliche Rolle gegeben, die diesem bestens zu Gesicht steht.
Seit der zweiten Halbzeit in Freiburg lässt sich Goretzka bei Ballbesitz öfter auf Höhe der Abwehrkette fallen, um von dort wie eine Art "Quarterback" das Spiel vor sich zu haben und aufbauen zu können.
"Das hat sich ein bisschen aus dem Affekt entwickelt gegen Freiburg, wo wir einfach versucht haben, eine Lösung zu finden, was dann sehr gut geklappt hat", gab der Nationalspieler nach dem 8:1-Kantersieg gegen Mainz zu.
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Goretzka hinten und vorne überragend
Wobei er auch eingestand, dass er angesichts der Harmlosigkeit der bedauernswerten Gäste eigentlich etwas zu weit vorne agiert habe.
Was allerdings insofern die richtige Entscheidung war, als dass Goretzka zwei Tore schoss und zwei Treffer vorbereitete und daher für seine Galavorstellungen neben Harry Kane und Jamal Musiala die ran-Note 1 erhielt.
Zumal er nicht nur offensiv überzeugte, sondern eben auch defensiv: Goretzka hatte nach Joshua Kimmich den meisten Ballbesitz bei Bayern und verzeichnete die meisten Tacklings.
"Leon Goretzka war Spieler des Spiels", sagte Tuchel ungeachtet des Dreierpacks von Kane: "Er macht das sehr, sehr gut aktuell."
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Goretzka: Bayern und DFB-Elf profitieren
In dieser Verfassung ist der 29-Jährige ein Gewinn für jede Mannschaft – Bayern und auch die Nationalmannschaft.
Dabei hatten manche seinen Namen schon als einen der Streichkandidaten von Julian Nagelsmann vermutet, der kommende Woche sein Aufgebot für die letzten Test-Länderspiele vor der unmittelbaren Vorbereitung auf die Heim-EM bekannt geben wird.
Und selbst bei einer Nominierung galt Goretzka nur noch als Backup angesichts des Überangebots im zentralen Mittelfeld mit Toni Kroos, Pascal Groß, Robert Andrich und anderen.
Doch vielleicht ist die neue taktische Rolle für Goretzka genau der "Clou", von dem adidas-Boss Gulden sprach. Sowohl für die Bayern, denen er mehr Stabilität in der Rückwärtsbewegung gegeben hat, als auch für die zuletzt defensiv so anfällige DFB-Auswahl.
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Guardiolas Kniff mit Stones als Vorbild?
Seine Hybrid-Position erinnert an den Kniff von Pep Guardiola in der vergangenen Saison, als er dem technisch starken, nominellen Innenverteidiger John Stones eine ähnliche Rolle zwischen Abwehr und Mittelfeld gab, dessen positiver Effekt auf die Balance des Teams letztlich ein wesentlicher Faktor für den Triple-Gewinn war.
Zuletzt agierte Stones sogar noch offensiver, etwa beim Derbysieg gegen ManUnited, was Goretzkas aktueller Rolle noch näherkommt.
Auch wenn die letzten Bayern-Gegner Lazio und Mainz kein echter Gratmesser waren, so lohnt sich in jedem Fall die Fortsetzung dieses Experiments.
Dann kann Goretzka für jede Mannschaft unersetzlich werden.