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FC Bayern München: Max Eberl kann 2025 viel verlieren - und genau darin liegt seine große Chance
- Aktualisiert: 08.01.2025
- 09:13 Uhr
- Justin Kraft
Bisher stand Max Eberl nahezu unter Schutz, wenn es um Kritik ging. Im Jahr 2025 wird die Richtung seines Weges beim FC Bayern München aber vorbestimmt. Jetzt muss er liefern.
Es war ein eher schwieriger Zeitpunkt, an dem Max Eberl die Geschicke als Sportvorstand des FC Bayern München übernahm. Am 1. März 2024 trat er die Aufgabe an, den FCB wieder an die Spitze Deutschlands und dann auch an die Spitze Europas zu führen.
Ein wenig war es so, als würde zusammenfinden, was zusammengehört. Während seiner erfolgreichen Zeit bei Borussia Mönchengladbach gab es immer wieder Gerüchte um eine Zusammenarbeit.
Eberl galt oft als absoluter Wunsch- und Topkandidat. Geklappt hat es nie. Erst über den Umweg Leipzig fanden beide dann zueinander.
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Der März aber schien ein ungünstiger Zeitpunkt für den Einstieg zu sein. Es ist ein Monat, in dem die Planungen für den Transfersommer in der Regel schon weit vorangeschritten sind.
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Für den FC Bayern war es zudem eine sportliche Phase, die durch Unruhe geprägt wurde. Die Trennung von Thomas Tuchel am Saisonende stand bereits fest.
Das Wichtigste in Kürze
Eberls erste Aufgabe also war die Trainersuche. Und wirklich glatt lief diese nicht ab. Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick – nur drei Trainer, von denen bekannt ist, dass sie dem FCB abgesagt haben. Am Ende wurde es mit Vincent Kompany eher die E- als die D-Lösung.
Max Eberl kündigte Umbruch an
Aber eine, die zu funktionieren scheint. Das große Glück des Max Eberl. Denn im Verbund mit einem eher ernüchternden Transfersommer wäre eine weitere sportliche Krise trotz des ungünstigen Antrittsdatums schnell zu einer großen Eberl-Debatte geworden.
Noch während seiner ersten Tage kündigte er einen großen Umbruch an. Man müsse bei jedem Spieler hinterfragen, ob er am richtigen Ort sei.
Im Sommer kamen letztendlich drei Neuzugänge, auf der Abgangsseite konnten die Bayern sich trotz Bemühungen nicht von Leon Goretzka oder Serge Gnabry trennen. Kingsley Coman soll ein spätes Angebot aus Saudi-Arabien abgelehnt haben.
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Und so blieb der Kader im Kern recht ähnlich zu jenem, der im Vorjahr noch in der Kritik stand. Was Kompany daraus bisher macht, ist beachtlich. Doch in der Konsequenz eben eher sein Erfolg als der von Eberl.
FC Bayern trägt noch keine Eberl-Handschrift
Der hat seine Handschrift bisher noch nicht hinterlassen können. Auf der Habenseite steht, dass er in der Kommunikation mit den Medien einen besseren Eindruck hinterlässt als Vorgänger Hasan Salihamidzic – selbst seine vermeintlich unsouveränen Auftritte, bei denen er mal etwas emotionaler wurde, können mit Kalkül erklärt werden. Eberl weiß in den meisten Fällen genau, was er sagt und wie er es sagt.
Und er stellt sich regelmäßig, duckt sich nicht weg. Gemeinsam mit Christoph Freund und Kompany fährt er öffentlich eine Linie. Das gibt dem FC Bayern mehr Ruhe als in der Vergangenheit, als allein Salihamidzic, Kahn und Herbert Hainer gefühlt fünf verschiedene Meinungen in die Öffentlichkeit trugen.
Eine Professionalisierung ist dahingehend also schon zu beobachten. Doch im Kernbereich, wenn es um Transfers und Verträge geht, ist Eberl bisher einen Nachweis seiner Qualitäten schuldig geblieben.
FC Bayern: Nicht alle Probleme sind die Schuld von Max Eberl
Dafür gibt es auch den einen oder anderen guten Grund. Dass Goretzka, Gnabry und Co. in München fürstlich verdienen und es deshalb schwer ist, sie zu verkaufen, ist nicht seine Schuld. Ebenso wenig kann Eberl etwas für den Umgang, den die Bayern mit Joshua Kimmich pflegten. Der Mittelfeldspieler beklagte seit der Coronazeit fehlende Rückendeckung und Wertschätzung.
Dass die Tendenz bei Kimmich und auch Alphonso Davies, der immer wieder mit Real Madrid liebäugelte, wieder positiv ist, könnte man Eberl auch positiv auslegen. Doch das wäre eben zu verfrüht. Ebenso verfrüht wäre jedoch harte Kritik.
Das Problem bei der Bewertung seiner ersten Monate ist, dass viele Entscheidungen in der Luft schweben. Und genau das macht die kommenden Wochen so entscheidend für die Zukunft von Eberl.
Verträge haben oberste Priorität bei Eberl
Seine akuteste Baustelle sind die auslaufenden Verträge. Mit Jamal Musiala, Joshua Kimmich und Alphonso Davies soll verlängert werden. Besser wäre hier wohl: Muss verlängert werden. Eberl hatte sich persönlich mehrfach dazu geäußert, dass es das klare Ziel sei, diese drei Spieler zu halten.
Gelingt das auch nur bei einem dieser Spieler nicht, wird sich Eberl viele Fragen gefallen lassen müssen. Bei Leroy Sane, Thomas Müller, Manuel Neuer, Eric Dier und auch Sven Ulreich ist das anders. Während die Torhüter ohnehin schon so gut wie vor einer Verlängerung stehen sollen, haben die anderen Genannten im Moment keinen großen sportlichen Einfluss auf den FC Bayern.
Auch hier wird es für die sportliche Leitung aber wichtig sein, schnell Klarheit zu schaffen, um das Sommertransferfenster entsprechend planen zu können.
Eberl kann viel verlieren – aber auch gewinnen
Denn selbst wenn es Eberl gelingen sollte, die Verträge bei den Wunschspielern zu verlängern, braucht der Kader mit Neuzugängen einen neuen Anstrich – jenen Umbruch, den der Sportvorstand in seinen ersten Wochen angekündigt hatte.
Der kommende Transfersommer ist der erste, der vollständig die Handschrift von Eberl trägt, beziehungsweise tragen muss. Die Erwartungen in München sind groß. Florian Wirtz oder mindestens ein Spieler vergleichbarer Größenordnung soll es für die Offensive sein. Ein Statement, das mit dem einstigen Transfer von Harry Kane vergleichbar ist.
Entsprechend werden auch Veränderungen in Form von Abgängen erwartet, die die Gehaltsstruktur verbessern und eine neue Hierarchie in der Kabine ermöglichen. Eine Aufgabe, die auch ein Jahr später nicht leicht werden dürfte.
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Im März wird Eberl seinen ersten Geburtstag beim FC Bayern feiern. Ob es viele weitere geben wird, wird sich schon jetzt maßgeblich entscheiden. Es sind Baustellen mit großer Tragweite, die er schließen muss. Gelingt ihm das nicht, werden die Zweifel an seinen Fähigkeiten schnell sehr groß sein.
Zu groß und zu wichtig sind die vielen Aufgaben, die er mit seinem Team jetzt zu lösen hat, als dass ein mögliches Scheitern keinen prägenden Einfluss auf seine Zukunft hätte. Eberl kann in den kommenden Monaten viel verlieren. Aber – und das ist das Reizvolle für ihn: Er kann auch sehr viel gewinnen.