FC Bayern München: Rückkehrer als Trumpf in Freiburg, aber auch neue Sorgen - Erkenntnisse zum Spiel
Veröffentlicht: 25.01.2025
22:47 Uhr
Maximilian Lotz
Der FC Bayern München zeigt beim 2:1-Arbeitssieg in Freiburg ungeahnte Qualitäten. Die Rückkehrer Josip Stanisic und Joao Palhinha eröffnen Trainer Vincent Kompany neue Möglichkeiten. Doch es gibt auch neue Sorgen. Die drei Erkenntnisse zum Bayern-Sieg.
Aus Freiburg berichtet Maximilian Lotz
Matteo Ginter quengelte schon. Der fünfjährige Sohnemann von Matthias Ginter wurde langsam ungeduldig, als sein Papa in der Mixed Zone den Journalisten zum wiederholten Mal erzählen durfte, wie er mit seinem Treffer zum 1:2 das Spiel seines SC Freiburg gegen den FC Bayern München doch noch einmal spannend gemacht hat.
Zwar brachte Ginters Anschlusstor in der 68. Minute die Bayern, die durch Harry Kane (15.) und Min-jae Kim (54.) bis dahin souverän in Führung lagen, in der Schlussphase etwas ins Wanken. Doch die Mannschaft von Vincent Kompany fiel nicht.
Stattdessen entdeckten die Bayern-Stars neue Seiten an sich. Die Comebacks von Josip Stanisic und Joao Palhinha halfen dabei – auch wenn der Nachmittag nicht ohne neue Sorgen zu Ende ging.
ran hat drei Erkenntnisse des Bayern-Siegs in Freiburg.
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1. Bayern kann auch dreckig
Den Big Point im Titelrennen feierten die mitgereisten Bayern-Fans entsprechend stimmgewaltig. "Deutscher Meister wird nur der FCB", schallte es nach Abpfiff aus dem Gästeblock – und die Bayern-Stars genossen die Gesänge nach einem durchaus harten Arbeitstag sichtlich.
"Man hat auch am Jubel nach dem Spiel gesehen, dass das ein sehr wichtiger Sieg für uns war", sagte Sportvorstand Max Eberl und lobte den Willen des Teams, den knappen Vorsprung über die Zeit bringen zu wollen. "Wir haben verteidigt und uns in die Schüsse geworfen. Das, was man Bayern vielleicht früher nachgesagt hat, dass ihnen das schwerfällt, haben wir als Gruppe getan."
Die Erkenntnis lautet: Bayern kann auch dreckig gewinnen. Trotz optischer Dominanz und fast 70-minütiger Spielkontrolle brannten die Bayern diesmal kein Chancen- und Offensivfeuerwerk ab – für drei Punkte reichte es trotzdem, weil am Ende sogar Kane sich nicht zu schade für die Defensivarbeit war.
"Gerade heute kam es nicht darauf an, den Gegner herzuspielen und 90 Minuten zu dominieren. Sondern wir haben gemerkt, dass es in den letzten 15, 20 Minuten auch andere Sachen braucht", erläuterte Joshua Kimmich. "Heute haben wir gesehen, dass das auch in uns steckt."
Auch Eberl war zufrieden mit der Vorstellung der Bayern, die nach der 0:3-Pleite am Mittwoch in der Champions League bei Feyenoord Rotterdam eine Reaktion gezeigt hatten. "Ich finde, dass wir sehr mannhaft dagegengehalten haben. Wir haben Moral bewiesen", sagte Eberl. Der Arbeitssieg wurde durch den Ausrutscher von Bayer Leverkusen (2:2 bei RB Leipzig) zusätzlich versüßt, die Bayern bauten ihren Vorsprung in der Tabelle damit auf sechs Punkte aus.
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2. FCB-Rückkehrer als Trumpf
Seinen Kaltstart versuchte Josip Stanisic unmittelbar vor Beginn der zweiten Hälfte rauszulaufen.
Als erster Bayern-Spieler betrat der 24-Jährige lange vor seinen Kollegen den Rasen, um seine Muskulatur noch etwas auf Betriebstemperatur zu bringen. Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Leon Goretzka wurde Stanisic bei seinem Comeback in der 40. Minute praktisch ins kalte Wasser geworfen – aber er schwamm sich frei.
"Es war sicherlich nicht einfach in so ein Spiel reinzukommen, weil es ein hartes Spiel war", sagte Kimmich. Gerade in der hitzigen Schlussphase war Stanisic eine große Hilfe. "Da war es wichtig, dass wir dann auch Stanis Physis hatten", meinte der 29-Jährige.
Stanisic war im Sommer mit dem Schwung seiner erfolgreichen Leihe an Bayer Leverkusen nach München zurückgekehrt. Doch nach seinem Einsatz im DFB-Pokal in Ulm stoppte ihn ein Außenbandriss im Knie. Nun feierte der flexible Verteidiger, der sowohl außen als auch innen agieren kann, sein ersehntes Comeback.
FC Bayern München: Die peinlichsten und höchsten Niederlagen in Bundesliga, Pokal und Champions League
Die peinlichsten und höchsten Niederlagen des FC Bayern Das 0:3 bei Feyenoord Rotterdam am 7. Spieltag der Champions League war für den FC Bayern eine peinliche Pleite. Die Niederlage bei den Niederländern reiht sich in eine illustre Liste von Pleiten ein, die der deutsche Rekordmeister schon über sich ergehen lassen musste. ran zeigt die deutlichsten und peinlichsten seit einer gewissen Pokal-Blamage im Sommer 1994. (Stand: 22. Januar 2025).
TSV Vestenbergsgreuth - FC Bayern München 1:0 (1994/95)
Kaum beim FC Bayern angekommen, musste der junge Oliver Kahn gleich eine Pokal-Blamage ertragen. In der ersten Runde scheiterten die Münchner beim damaligen Regionalligisten TSV Vestenbergsgreuth. Die vielleicht peinlichste aller Niederlagen der Münchner im DFB-Pokal. Der TSV fusionierte später mit der SpVgg Fürth zur SpVgg Greuther Fürth. Seit 2007 ist der TSV Vestenbergsgreuth jedoch wieder mit einer eigenen Senioren-Mannschaft aktiv - im Amateur-Fußball.
1. FC Magdeburg - FC Bayern München 5:3 n. E. (2000/01)
Sechs Jahre später überstanden die Münchner dann immerhin die erste Runde, doch dann war Oberligist 1. FC Magdeburg eine Nummer zu groß für den späteren Champions-League-Sieger. Der heutige Drittligist setzte sich später im Achtelfinale noch gegen den Karlsruher SC durch. Im Viertelfinale zog man gegen Schalke 04 den Kürzeren.
FC Schalke 04 - FC Bayern München 5:1 (2001/02)
Der "Meister der Herzen" spielte sich gegen den amtierenden Champions-League-Sieger in einen Rausch. Die Bayern wurden mit 5:1 abgewatscht. Eine kleine Genugtuung für das königsblaue Herz nach der verlorenen Meisterschaft ein paar Monate zuvor.
FC St. Pauli - FC Bayern München 2:1 (2001/02)
Die Geburtsstunde der "Weltpokalsiegerbesieger". Der FC Bayern reiste gut zwei Monate nach dem Gewinn der Klubweltmeisterschaft an das Millerntor zum FC St. Pauli. Die Hamburger siegten mehr als überraschend mit 2:1. Das T-Shirt zur Erinnerung an diesen besonderen Bundesligatag ließ nicht lange auf sich warten. Berichten zufolge verkaufte St. Pauli schon mehr als 100.000 Exemplare.
Alemannia Aachen - FC Bayern München 2:1 (2003/04)
Erneut herrschten die berüchtigten "eigenen Gesetze" im Pokal. Zweitligist Alemannia Aachen erwischte eine Fabelsaison in dem Wettbewerb, die auch der amtierende Titelträger nicht stoppen konnte. Die Männer vom Tivoli kickten die Münchner im Viertelfinale raus und erreichten selbst das Endspiel im Berlin. Im Olympiastadion siegte Werder Bremen knapp mit 3:2.
Alemannia Aachen - FC Bayern München 4:2 (2006/07)
Schon wieder Pokal und schon wieder Aachen. Das werden sich die Bayern nach der 2:4-Schlappe im Achtelfinale 2006/07 gedacht haben. Auch in der Bundesliga verloren die Münchner am Tivoli, die enttäuschende Saison endete auf Platz vier. Aachen stieg am Ende der Saison aus der Bundesliga ab. Der Torschütze des 4:2-Endstands, Jan Schlaudraff, wechselte zur neuen Spielzeit an die Isar.
Energie Cottbus - FC Bayern München 2:0 (2007/08)
Die Bayern vollzogen im Sommer einen Umbruch, für peinliche Niederlagen war der Rekordmeister dennoch zu haben. 0:2 unterlagen die Müchner beim Bundesliga-Schlusslicht im Stadion der Freundschaft. Und das trotz der namhaften Neuzugänge Luca Toni, Franck Ribéry und Miroslav Klose. Am Ende der Saison feierten die Münchner dennoch das Double. Zu mehr reichte es nicht, weil ...
Zenit St. Petersburg - FC Bayern München 4:0 (2007/08)
... der haushohe Favorit auf den Sieg im UEFA Cup (heute Europa League) in Russland unterging. Nach dem trostlosen 1:1 im Hinspiel waren die Münchner im Rückspiel chancenlos. Zenit kickte die Bayern im Halbfinale mit einer 4:0-Lehrstunde aus dem Wettbewerb, der spätere VfB-Profi Pavel Pogrebnyak traf doppelt. Die Russen um Kapitän Anatolij Tymoschtschuk schnappten sich im Endspiel den Pokal. Der Ukrainer wechselte zwei Jahre später an die Isar.
FC Bayern München - SV Werder Bremen 2:5 (2008/09)
Jürgen Klinsmann holte sich seine erste herbe Klatsche als Bayern-Trainer relativ früh in der Saison 2008/09 ab. In der heimischen Arena lagen die Roten gegen Grün-Weiß zwischenzeitlich 0:5 zurück! Bayern-Neuzugang Tim Borowski, der im Sommer ablösefrei von der Weser an die Isar gewechselt war, betrieb in der Schlussphase noch Ergebniskosmetik.
VfL Wolfsburg - FC Bayern München 5:1 (2008/09)
Die schmerzhafteste Klatsche in der Ära Klinsmann beim FC Bayern setzte es in Wolfsburg. Im vorentscheidenden Duell um die Meisterschaft kam der Rekordmeister nach einem 1:1 zur Pause völlig unter die Räder. Edin Dzeko und Grafite trafen jeweils doppelt. Der Brasilianer erzielte mit dem Tor des Jahres den Endstand. Felix Magath vollendete selbst in der Schlussminute die Demütigung seines Ex-Klubs und wechselte den Torhüter. ran SAT.1 Bundesliga: FC Bayern vs. VfL Wolfsburg am 17.12. ab 19 Uhr LIVE in SAT.1 und auf ran.de
FC Barcelona - FC Bayern München 4:0 (2008/09)
Nur vier Tage später gingen die Münchner dann auch international unter. Die legendäre Viererkette um Christian Lell, Breno, Martin Demichelis und Massimo Oddo konnte einem leid tun. Lionel Messi, Thierry Henry und Samuel Eto'o machten, was sie wollten. Der deutliche Endstand stand bereits zur Halbzeit. Der spätere Champions-League-Sieger zeigte sich gnädig und verschonte die Gäste in der zweiten Hälfte.
Borussia Dortmund - FC Bayern München 5:2 (2011/12)
Die Bayern hielten sich im DFB-Pokal einige Jahre schadlos. In der möglicherweise bittersten Woche der Vereinsgeschichte kam der Rekordsieger dann in Berlin gegen Borussia Dortmund unter die Räder. Robert Lewandowski steuerte drei Treffer zum Double-Gewinn der Schwarz-Gelben bei. Zu allem Überfluss verloren die Münchner genau eine Woche später noch das "Finale dahoam" in der Champions League gegen den FC Chelsea.
BATE Borisov - FC Bayern München 3:2 (2012/13)
Die Bayern erholten sich vom Vize-Triple und spielten nur ein Jahr später die bis dahin erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Für einen peinlichen Ausrutscher waren die Münchner dennoch zu haben. 2:3 unterlag der spätere Henkelpott-Gewinner bei BATE Borisov aus Belarus in der Gruppenphase.
FC Bayern München - Real Madrid 0:4 (2013/14)
Der amtierende Titelträger erreichte mit dem neuen Coach Pep Guardiola auch in der folgenden Saison immerhin das Halbfinale. Real Madrid war aber eine Nummer zu groß und schenkte den Bayern vier Treffer in der Allianz Arena ein. Die Königlichen lösten den FCB als Titelträger ab.
FK Rostov - FC Bayern München 3:2 (2016/17)
5:0 siegten die Bayern gegen Rostov im Hinspiel. Das zweite Aufeinandertreffen mit den Russen ging dann jedoch völlig in die Hose. Mindestens ein Spieler war nicht schuld: Juan Bernat erzielte den zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich.
Eintracht Frankfurt - FC Bayern München 5:1 (2019/20)
Nach dem Double in seiner ersten Spielzeit als Trainer an der Säbener Straße entließen die Bayern Niko Kovac nach einem schlechten Saisonstart und einer 1:5-Klatsche bei Eintracht Frankfurt im Herbst 2019 vorzeitig. Co-Trainer Hansi Flick übernahm. Der Rest ist Geschichte.
Holstein Kiel - FC Bayern München 8:7 n. E. (2020/21)
Im Schneegestöber von Kiel schieden die Bayern mal wieder vorzeitig aus dem DFB-Pokal aus. Hauke Wahl rettete die Störche mit seinem Ausgleich zum 2:2 in der fünften Minute der Nachspielzeit in die Verlängerung. Im Elfmeterschießen trafen alle Schützen bis auf Marc Roca.
Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 5:0 (2021/22)
Das 0:5 bei Borussia Mönchengladbach ist die höchste Niederlage des FC Bayern München im DFB-Pokal. Die Klatsche gegen die "Fohlen" war bereits nach 21 Minuten besiegelt, als die Gladbacher schon mit 3:0 führten.
FC Barcelona - FC Bayern München 4:1 (2024/25) Drei Tore von Raphinha, eines von Robert Lewandowski und ein "Ehrentreffer" von Bayern-Stürmer Harry Kane waren die Zutaten für eine bittere Pleite für den damals noch neuen Trainer Vincent Kompany. Zudem war es bereits die zweite Niederlage im dritten Champions-League-Spiel.
Feyenoord Rotterdam - FC Bayern München 3:0 (2024/25) Ja, der FC Bayern hatte zahlreiche Großchancen, ein Tor gelang aber nicht. Da die Gastgeber enorm effizient waren, kassierte der FCB am siebten Spieltag der Königsklasse eine bittere 0:3-Pleite. Es war zudem die dritte Auswärtsniederlage. Die Fans im Hexenkessel "De Kuip" machten sich einen Spaß draus und sangen hämisch "Auf Wiedersehen".
"Stani gibt uns eine extra Möglichkeit", stellte auch Trainer Kompany zufrieden fest. "Es war nicht selbstverständlich diese Leistung zu bringen, nachdem er fünf Monate raus war. Er hat gezeigt, dass er uns auf jeden Fall helfen wird in der Zukunft. Das brauchen wir."
Gleiches gelte auch für Joao Palhinha, der nach überstandenem Muskelbündelriss erstmals seit Anfang November wieder einige Minuten auf dem Feld stand. "Wir haben nie gemeckert wegen Verletzungen. Trotzdem ist es schon wichtig, dass wir den vollen Kader zur Verfügung haben", betonte Kompany.
Gerade auch mit Blick auf die voraussichtliche Zusatzbelastung im Februar in Form von zwei Playoff-Spielen in der Champions League sieht Kimmich eine entspannte Personalsituation als Vorteil. "Da brauchen wir jeden", unterstrich er.
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3. Neue Sorgen! Goretzka verletzt raus
Getrübt wurde die Freude über die Rückkehrer allerdings durch neue Sorgen: Leon Goretzka musste angeschlagen ausgewechselt werden. "Bei der Seitbewegung hat er hinten etwas gespürt. Da muss man einfach schauen, was ist", sagte Eberl.
Eine genaue Diagnose stand zunächst noch aus. Vorerst dürfte der zuletzt wiedererstarkte Mittelfeldspieler aber nicht zur Verfügung stehen.
"Das ist Fußball. Wir haben so viele Spiele, so viele Reisen, wir sind so viel unterwegs. Dann ist es so, dass die eine oder andere Verletzung passieren kann", sagte Eberl noch. Dennoch sei man bislang "sehr gut durchgekommen".
Die Schlussphase in Freiburg hat bei all den neu entdeckten kämpferischen Qualitäten aber auch gezeigt, dass das intensive Programm mit der verkürzten Winterpause und den zusätzlichen Spielen in der Champions League körperlich an die Substanz geht. Umso wichtiger ist es für die Bayern, mit mentaler Stärke den Rückschlägen zu begegnen.