Katar-Sponsoring
FC Bayern München und Qatar Airways: Gespräche geplant, Verlängerung offen
- Aktualisiert: 15.12.2022
- 18:26 Uhr
- ran.de
Qatar Airways will bei einer Vertragsverlängerung mit dem FC Bayern München laut einem Bericht weniger Geld zahlen. Gespräche sind weiterhin geplant. Doch dass zwischen Deutschland und Katar der Haussegen schiefhängt, könnte den Deal zusätzlich erschweren.
Von Marcus Giebel
München - So emotional wurden selbst im Fall vom FC Bayern München Gespräche mit Sponsoringpartnern selten begleitet. Aber es geht ja auch nicht um irgendeinen Deal.
Sondern die mögliche Vertragsverlängerung mit Qatar Airways, für die der Rekordmeister seit 2018 auf den Trikotärmeln wirbt.
Die Gespräche über eine mögliche Fortsetzung sind für den Beginn des neuen Jahres geplant, erklärte ein Sprecher der katarischen Fluggesellschaft im Gespräch mit ran, während eine Anfrage an den FCB zunächst unbeantwortet blieb.
FC Bayern: Qatar Airways kommentiert Bericht nicht
Ansonsten hält sich auch das Unternehmen bedeckt.
"Kein Kommentar" heißt es etwa bezüglich des aktuellen Berichts der "Sport Bild", wonach Qatar Airways den Kontrakt höchstens zu geringeren Konditionen verlängern wollen würde.
Bislang wird ein Jahresvolumen von 25 Millionen Euro kolportiert.
Nach Informationen des Magazins könnte es sogar zu einem Ende der bei vielen Bayern-Fans höchst unbeliebten Zusammenarbeit kommen.
WM: Viel kaputt gegangen zwischen Deutschland und Katar
Ob nur die nicht nur in Europa zu spürende Wirtschaftsflaute infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs mit hineinspielt, sei mal dahingestellt.
Vielmehr liegen das angebliche Desinteresse der katarischen Fluggesellschaft vielmehr darin begründet, dass viel kaputt gegangen ist in den vergangenen Monaten zwischen Katar und Deutschland.
Und damit unweigerlich auch zwischen Qatar Airways und dem FC Bayern München - auch wenn die Klubbosse zumindest nach außen hin gute Miene zur jungen und alles andere als unkomplizierten Partnerschaft machen.
Externer Inhalt
Katar und der deutsche Fußball: "One Love" und Mund-zu-Geste stoßen sauer auf
Allerdings sollen den Katarern speziell die Debatten rund um die WM sauer aufgestoßen sein. Da wäre die "One Love"-Binde, die für den DFB zum kompletten Reinfall wurde.
Auch die Mund-zu-Geste der Startelf beim Mannschaftsfoto vor dem 1:2 gegen Japan hat das Klima zwischen dem Emirat und dem deutschen Fußball natürlich nicht verbessert.
Die hämischen "Mund zu und Winke-Winke"-Reaktionen im katarischen Fernsehen nach dem Vorrunden-K.o. der deutschen Mannschaft gaben die negative Stimmungslage gut wieder.
Wie dem DFB war es in der Vergangenheit dem FCB nicht gelungen, diese selbst den Sport überschattenden Kontroversen schnell wieder einzufangen.
FC Bayern München: Katar-Sponsoring seit mehr als einem Jahr ständiges Thema
In den Tagen und Wochen nach der Jahreshauptversammlung 2021 wurde nahezu nur über die Zusammenarbeit mit Qatar Airways berichtet - weil sich Fans wie Michael Ott in der Öffentlichkeit vehement für ein Ende der Partnerschaft einsetzten.
Und weil die Führungsriege den Gefahrenherd völlig unterschätzt zu haben schien.
Auch im Oktober bei der letzten Mitgliederversammlung kochte das Thema wieder hoch - zum Missfallen von Qatar Airways.
Die Bayern-Bosse werden sich ebenfalls überlegen, ob sie diese leidige Diskussion und der damit verbundenen Imageverlust weitere Jahre mit sich herumschleppen wollen.
Denn solange sich an der katarischen Interpretation der Menschenrechte nichts Grundlegendes ändert, wird die Kritik nicht verstummen. Die Gegner sind zahlreich. Sie sind laut. Und sie tragen längst nicht alle das Bayern-Wappen im Herzen.
Katar-Kritik: "Negative Medienkampagne" und "Doppelmoral"
Rund um die WM boten wohl einzig die Dänen dem Gastgeber ähnlich deutlich die Stirn wie das deutsche Lager - ob es nun das DFB-Team war, Journalisten oder vereinzelt auch Politiker. Das kam auch bei den Katarern an. Und blieb hängen.
Bereits vor dem Turnierstart beklagte Akbar Al Baker, Chef von Bayern-Sponsor Qatar Airways, eine "negative Medienkampagne" und dürfte dabei auch nach Deutschland geschaut haben.
Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani nahm sich die Ampel-Koalition vor, sprach in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" von einer "Doppelmoral", denn die Regierung würde zwar neuerdings Energiepartnerschaften mit Katar eingehen, andererseits aber würde "die deutsche Bevölkerung durch Regierungspolitiker falsch informiert" werden.
Katar-Turnierchef: Rassismus-Vorwürfe gegen die Kritiker
Noch einen Schritt weiter ging WM-Turnierchef Nasser Al-Khater, der im TV-Sender "Al Dschasira" den Kritikern "politische Ziele" und sogar "Rassismus" vorwarf.
Zugleich wischte er aber eine Frage zu gestorbenen Gastarbeitern in einem "Reuters"-Interview beiseite mit der pietätlosen Anmerkung: "Der Tod ist ein natürlicher Teil des Lebens - ob auf der Arbeit oder im Schlaf."
Für einen Aufschrei der Entrüstung hatte zuvor schon der katarische WM-Botschafter Khalid Salman gesorgt, der in einer "ZDF"-Dokumentation Schwulsein als "geistigen Schaden" bezeichnet hatte.
WM-Botschafter sorgt für Entrüstung auch bei Bayern-Stars
Hier fanden auch zwei Stars des FC Bayern München deutliche Worte. Manuel Neuer nannte diese Auffassung "inakzeptabel und sehr traurig", Leon Goretzka sprach von einem "Menschenbild aus einem anderen Jahrtausend".
Mit Hasan Salihamidzic äußerte sich gar ein Vereinsvorstand. "Das ist die Aussage einer einzelnen Person. Darüber müssen wir reden, klar", betonte der Sportchef auch auf mögliche Konsequenzen des Sponsorings von Qatar Airways angesprochen:
"Aber das ist erstmal eine einzelne Person - und das ist inakzeptabel."
Klar ist: Es gibt viel zu bereden zwischen dem Rekordmeister und seinem wohl kontroversesten Partner. Weit mehr als nur schnöde Zahlen.
Wobei ein massive Reduzierung der Zahlungen beiden Seiten eine Hintertür für ein Ende der kontroversen Zusammenarbeit geben würde.