Bundesliga
FC Bayern: Thomas Tuchel ist mit diesen Führungsspielern verloren - ein Kommentar
- Aktualisiert: 19.02.2024
- 11:41 Uhr
- Andreas Reiners
Der FC Bayern kassiert die dritte Niederlage in Folge. Im Grunde ist es egal, wie groß die Treueschwüre sind. Mit diesen Führungsspielern ist Thomas Tuchel verloren – ein Kommentar.
Aus Bochum berichtet Andreas Reiners
Leon Goretzka bedient. Komplett konsterniert.
Er sprach nach dem 2:3 in Bochum passenderweise von einem Horrorfilm, "der nicht aufhört. Es läuft einfach alles gegen uns. Im Moment müssen wir einfach alles hinterfragen!".
Zum Beispiel, warum Joshua Kimmich und Zsolt Löw so aneinandergeraten sind, dass der Co-Trainer dem Mittelfeldmann gut sichtbar für alle Zuschauer auf dem Weg in die Kabinen an den Kragen wollte?
Trainer Thomas Tuchel versuchte, mit dem Verweis auf die Emotionalität des Fußballspiels, keine große Sache daraus zu machen. Doch das Gesamtbild ist verheerend.
Das Wichtigste in Kürze
Warum schlägt Mentalität Qualität?
Weitere Frage: Warum sich der Rekordmeister im Gegensatz zu den Bochumern von der ersten Protest-Pause komplett aus dem Rhythmus bringen ließ?
Dass Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen festhielt, man habe sich mal wieder den Schneid abkaufen lassen, ist korrekt und gleichzeitig ein Armutszeugnis.
Denn warum ließen es die Bayern zu, dass an diesem Abend die Bochumer Mentalität die Münchner Qualität schlagen konnte?
In dem Zusammenhang noch wichtiger: Warum haben sich die Führungsspieler nicht zum ersten Mal in dieser Saison zum völlig falschen Zeitpunkt eine Auszeit genommen?
Tuchel hat die Partie ziemlich treffend als "Pokalspiel" bezeichnet. Regen. Wind. Widrige Bedingungen. Emotionen. Abstiegskampf gegen Titelambitionen, Underdog gegen Rekordmeister.
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Wie gemacht für Führungsspieler
Eine Partie, wie gemacht für spezielle Tugenden. Für Macher. Für einen X-Faktor. Führungsspieler. Leute, die vorangehen. Die den Unterschied machen.
Verbunden mit der sportlichen Situation der Bayern, der unruhigen Vorgeschichte rund um den Müller-Rant ("Da fehlen mir die Eier") und dem wackelnden Trainer ist es dann bezeichnend, wenn die Bayern bei abstiegsbedrohten Bochumern die Wende nicht schaffen.
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Im Grunde stand das Spiel dauernd auf der Kippe, die Bochumer wankten, aber sie kämpften, schmissen sich in jeden Zweikampf, grätschten um ihr Leben.
Von den Bayern kam neben dem 08/15-Programm die meiste Zeit nichts. Keine Leidenschaft, kein Spaß, kein Aufbäumen, keine Führungsspieler, die in den Momenten das Heft des Handelns übernehmen, eine Mannschaft mitreißen.
Fakt ist: Diese Spieler fehlen den Bayern im Moment. Weil sie sich verstecken. Weil sie nicht können. Oder nicht wollen.
Die Bayern setzen ein Zeichen
Wie Kimmich, Goretzka, (mit Abstrichen) Thomas Müller, Min-Jae Kim, Matthijs de Ligt oder Harry Kane – von ihnen war in den wichtigen Phasen des Spiels nichts zu sehen. Von ihnen ist in der aktuell so essenziellen Phase der Saison wenig bis nichts zu sehen. Zu hören (außer Phrasen) meistens auch nicht. Und Kapitän Manuel Neuer, der schon aufgrund seines Amtes das Team antreiben und in den Hintern treten sollte, scheint auch keinen exorbitanten Einfluss nehmen zu können.
Dass Dayot Upamecano innerhalb weniger Tage zwei entscheidende Elfmeter verursacht und beide Male vom Platz fliegt, wäre fast schon lustig, wenn es vor allem für ihn nicht so tragisch wäre. Bezeichnend für die Bayern im Februar 2024 ist aber auch das.
Womöglich ist es das legendäre Trainer-Problem Bayern-Kabine, das schon einigen anderen Coaches den Kopf kostete. Bochum war die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen. Das hat der FCB getan, das haben die Führungsspieler getan.
Nur anders als von Tuchel und vom Verein erhofft. Deshalb hat er mit diesen Führungsspielern verloren. Und das eher über kurz als lang.