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FC Bayern: Tuchel, der Sane-Flüsterer - vielleicht
- Aktualisiert: 21.08.2023
- 11:26 Uhr
- Carolin Blüchel
Wozu Leroy Sane fähig ist, weiß beim FC Bayern jeder. Sein größter Gegner, die fehlende Konstanz. Und er selbst. Doch jetzt gibt es vorsichtige Anzeichen, dass Trainer Thomas Tuchel das Sane-Mysterium geknackt hat.
Von Carolin Blüchel
Beim Hype um Harry Kane und dessen furiosen Bundesliga-Debüt ging fast ein wenig unter, dass ein anderer Bayern-Star der Mann des Spiels war: Leroy Sane.
Mit zwei Toren und einer herausragenden Leistung glänzte der 27-Jährige als Bayerns Bester.
Auf dem rechten Flügel dribbelte er sich mit atemberaubendem Tempo durch die Gegnerspieler. Technisch brillant, präzise, engagiert.
Selbst für die Defensivarbeit war er sich nicht zu schade. Und - was besonders auffiel - Sane strahlte.
Das war nicht immer so.
In der vergangenen Saison haftete ihm noch das Prädikat "Sorgenkind" an. Zwar können sich 14 Tore und zehn Assists in 44 Pflichtspielen durchaus sehen lassen.
Gemessen an seinen herausragenden Fähigkeiten und den damit verbundenen hohen Erwartungen - zu wenig.
Das Wichtigste in Kürze
Sane: Vom Sorgenkind zum Matchwinner
Dabei hatte Sane in der Hinrunde 2022/23 noch überzeugt. "Jetzt ist der Knoten geplatzt", dürfte sich so manch einer gedacht haben. Wie schon in den beiden Jahren zuvor. Doch nach der desaströsen WM in Katar ging plötzlich nichts mehr.
Hinzu kamen Disziplinlosigkeiten und hängende Schultern. Sane blieb - mal wieder - das uneingelöste Versprechen. Sein Leistungstief ließ den damaligen Bayern-Coach Julian Nagelsmann überfragt zurück.
Hat Thomas Tuchel jetzt tatsächlich den besten Sane aller Seiten zum Leben erweckt? Oder grüßt beizeiten wieder das Murmeltier?
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Tuchel nimmt Sane in die Pflicht
Tatsächlich soll es sich Tuchel bei seinem Amtsantritt im März zur Aufgabe gemacht haben, das Sane-Mysterium zu lösen. Wer mit Spielern wie Neymar, Kylian Mbappe oder Ousmane Dembele umgehen kann, hat offensichtlich ein Händchen für sensible, exzentrische Stars.
Beim ersten Mannschaftstraining gab Tuchel Sane einen freundschaftlichen Tritt in den Hintern. Einige Medien sahen darin damals eine Symbolik. Vielleicht zurecht, vielleicht auch nicht. Fest steht allerdings: Auch wenn die Rückrunde bei den Bayern alles andere als reibungslos verlaufen war, Tuchel erarbeitete sich Sanes Vertrauen.
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Musste der Nationalspieler unter Nagelsmann häufig im Zentrum ran, war Sane beim Nachfolger als Flügelspieler gesetzt. Weil seine Stärken hier besonders zur Geltung kommen. Schon in der Saisonvorbereitung trug diese Entscheidung erste Früchte. Sane war einer der auffälligsten und motiviertesten. Seine Körpersprache für jeden Zuschauer eine Freude.
Tuchel erstaunt die Wiederauferstehung des 27-Jährige keineswegs. "Leroy hat alle Möglichkeiten vor allem auch körperlich, die Liga und Gegner zu dominieren. Letztendlich liegt es an ihm", so Tuchel im Trainingslager am Tegernsee und "kitzelte" seinen Spieler: "Da gibt es auf jeden Fall was draufzulegen."
Sane sagt FC Barcelona ab
Und Sane liefert. Er will. Er kann. Selbst beim desolaten Supercup gegen Leipzig war er einer der Lichtblicke. Tuchel hat derzeit offenbar den richtigen Schalter gefunden. Es ist ein Mix aus Motivation, Vier-Augen-Gesprächen und Eigenverantwortung, der Sane aktuell so stark macht.
Auffällig ist zudem, dass sich das einstige Sorgenkind seit Tuchels Amtsantritt bei den Medien rarmacht. Nur selten meldet er sich überhaupt zu Wort. Und wenn, dann nur, um über den Trainer in den höchsten Tönen zu schwärmen.
"Ich bin mir sicher, dass wir jetzt auf einem sehr guten Weg mit ihm sind und er genau der Richtige für den FC Bayern ist. Er gibt mir ein sehr gutes Gefühl und ich spüre ein großes Vertrauen", sagte Sane der "Bild" vor gut zwei Wochen.
Was wie eine Platitüde klingt, scheint seine tiefe Überzeugung zu sein, weshalb er auch dem FC Barcelona zuletzt einen Korb gegeben haben soll. Das berichtete "Bild am Sonntag". Ein Ausrufezeichen. Und ein Indiz dahingehend, dass Sane mit Tuchel womöglich endlich seinen Flüsterer gefunden hat. Die Hoffnung, dass Sanes Höhenflug diesmal ein dauerhafter sein könnte, ist deshalb nicht unbegründet.