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HSV in der Relegation geschlagen

Hertha BSC feiert den Klassenerhalt! "Magic Magath" und die weiße Weste

  • Aktualisiert: 24.05.2022
  • 09:36 Uhr
  • ran.de/Dominik Hechler
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© IMAGO/Ulrich Hufnagel

Felix Magath hat es wieder einmal geschafft. Der 68-jährige Übungsleiter hat auch Hertha BSC vor dem Abstieg gerettet. Seine Mission ist nun erfüllt, Magath wird die Hauptstadt mit breiter Brust verlassen. Doch was war eigentlich das Erfolgsrezept des Berliner Chefcoaches? Eine Spurensuche.

Hamburg – Felix Magath sorgte direkt für klare Verhältnisse. "Das war es, mein Job ist jetzt beendet", erklärte der Coach von Hertha BSC, der den Verein nur wenige Minuten zuvor noch auf den letzten Metern der aktuellen Bundesliga-Saison ausgerechnet gegen "seinen" Hamburger SV vor dem Abstieg gerettet hatte, am ran-Mikrofon.

Im Glücksrausch des fast schon gar nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalts vergaß der 68-jährige Trainerfuchs noch nicht einmal, bei wem er sich für diesen Erfolg zu bedanken hatte. "Ich bin dankbar, dass Fredi Bobic den Mut hatte, mich zu holen. Aber auch meinem Assistenten Mark Fotheringham, der im Grunde die Hauptarbeit gemacht hat. Ich habe ja mehr oder weniger nur moderiert."

Magath hat es also schon wieder einmal geschafft. Nachdem er in der Vergangenheit bereits Vereine wie den 1. FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt oder den HSV vor dem Absturz in die Zweite Liga gerettet hatte und in der deutschen Beletage zuletzt jahrelang mit Abwesenheit glänzte, bleibt dank ihm nun eben auch Hertha BSC in der Bundesliga.

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Felix Magath noch nie aus der Bundesliga abgestiegen

"Magic Magath", der Mann der noch nie abgestiegen ist. Zumindest in Deutschland. In England hat es ihn seinerzeit ein einziges Mal erwischt. Damals, als Übungsleiter des FC Fulham. In der Bundesliga allerdings glänzt Magaths weiße Weste.

Und das, obwohl die Berliner im Schlussspurt der Liga drei Matchbälle vergaben und selbst gegen den 1. FSV Mainz 05 - einen Verein, für den es zu diesem Zeitpunkt um nichts mehr ging – eine Heimpleite kassierte. Nachdem dann auch noch das Hinspiel der Relegation im heimischen Olympiastadion mit 0:1 gegen einen klar stärkeren HSV vergeigt wurde, standen die Berliner eigentlich bereits mit einem Bein in der Zweiten Liga, niemand setzte mehr auf die Alte Dame aus Berlin.

Außer der 68-jährige Coach. Magath versprühte immer und zu jeder Zeit Optimismus, nahm Druck von seiner Mannschaft und vermittelte nach außen hin den unbändigen Glauben an den Klassenerhalt. Zurecht, wie sich nun herausstellte. Vor allem, weil sich seine Mannschaft in Hamburg komplett anders, mental fast schon runderneuert präsentierte. Mutig, gallig, willig, aggressiv. Eine Hertha also, die man so schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte.

"Das, was Felix mit uns erreicht hat, ist außergewöhnlich. Er ist unser Retter", sagte dann auch gleich Hertha-Boss Fredi Bobic. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis des alten Fahrensmannes? In Berlin ist es ist eine Mischung.

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Entscheidung für Mark Fotheringham ein Glücksgriff

Vor allem die Entscheidung für seinen bei den Spielern unglaublich beliebten, schottischen Motivator Mark Fotheringham als Co-Trainer erwies sich als goldrichtig. Der 38-Jährige aus Dundee in Schottland ist ein überaus loyaler Arbeiter, der für seinen Chefcoach "durchs Feuer geht und nichts unversucht lässt, um erfolgreich zu sein". So beschreibt ihn Ex-Hertha-Coach Markus Babbel, der Fotheringham bereits seit einigen Jahren kennt und schätzt.

Hinzu kommt Magaths Rhetorik. Immer wieder griff der 68-Jährige in die Psychokiste, erklärte beispielsweise zuletzt vor dem Rückspiel der Herthaner in Hamburg, dass der Druck nun klar beim HSV – dem Zweitligisten – liege und plötzlich diese Mannschaft etwas zu verlieren habe. Und die Hertha? "Wir können doch nur noch gewinnen."

Außerdem arbeitete er die Stärken der Hertha heraus, setzte auf eine möglichst stabile Defensive und in der Offensive sollten Standardsituationen für Tore sorgen. Kein Wunder also, dass beide Treffer beim alles entscheidenden 2:0 in Hamburg nach einer Ecke und einem Freistoß fielen. "Unsere Standards sind gefährlich. Das weiß auch der HSV", hob Magath bereits im Vorfeld den Zeigefinger. Auch in diesem Punkt sollte er Recht behalten.

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Kevin Prince-Boateng fungierte als Co-Trainer

Und dann ist da ja auch noch die Sache mit Kevin Prince Boateng, seinem "Aggressive Leader". Der Berliner Junge machte im Rückspiel im Hamburger Volksparkstadion nicht nur auf dem Rasen den Unterschied, sondern auch außerhalb des Platzes.

Denn Magath nahm Boateng in der Woche vor der Partie zur Seite und fragte ihn, wen er denn gegen den HSV aufstellen würde. "Er hat mir freie Hand gelassen, ich durfte mir quasi aussuchen, wer spielt. Und ich glaube, wir haben zusammen das richtige Team ausgesucht. Sie haben alle mit viel Herz gespielt", so Boateng über seine Co-Trainer-Tätigkeit in den vergangenen Tagen.

"Das war sehr guter Input und ich habe auf Prince gehört", ergänzte Magath noch Boatengs Geschichte, die bei vielen für große Augen und auch Staunen sorgte. Doch ranFussball-Experte Stefan Kuntz machte klar, dass "es jetzt nichts Neues oder Besonderes ist, dass man sich einen seiner erfahrenen Spieler schnappt und ihn nach seiner Meinung fragt". Dass ein Spieler aber mehr oder weniger die Startelf bestimmt, dürfte allerdings schon eher die Seltenheit sein. Allerdings zeigt es, dass Magath offensichtlich nicht beratungsresistent ist. Zumindest nicht bei Boateng, dem Trainerflüsterer von Berlin.

Doch wie geht es nach dem geschafften Klassenerhalt generell jetzt bei Hertha BSC weiter? "Es war trotz des glücklichen Endes eine schlechte Saison, aber das ist nicht mehr meine Aufgabe, das müssen jetzt die Verantwortlichen angehen. Der Verein ist schwierig", erklärte Magath.

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Magath hakt Hertha BSC bereits ab

Und Bobic sagte: "Wir werden jetzt ab morgen an die Arbeit gehen, es wird einiges passieren, in der Mannschaft und im Umfeld. Jetzt kommt aber erstmal noch die Mitgliederversammlung, das wird bestimmt ganz toll. Da dürfen wir uns erstmal drei Stunden beschimpfen lassen. Das macht bestimmt Spaß. Aber wir stehen ja auf so SM-Sachen." Soweit wird es sicherlich nicht kommen.

Wohl aber zu der Frage, wer neuer Präsident des Hauptstadtklubs wird. Werner Gegenbauer, seit 2008 im Amt, kündigte am Dienstag auf Nachfrage der "WirtschaftsWoche" an, von seinem Amt zurückzutreten und nicht erneut kandidieren zu wollen. 

Wer auf den 71-Jährigen folgt, ist noch unklar. Investor Lars Windhorst wird bei der Entscheidung mit Sicherheit ein Wort mitreden wollen. 

All das tangiert Felix Magath aber nicht mehr. Er hat seine Mission erfüllt. Berlin ist abgehakt. "Schön, dass ich wieder nicht abgestiegen bin. Da kann in einem halben Jahr ja wieder einer anrufen und ich kann ich es nochmal probieren." Ein Satz, der wie ein Scherz klingt. Aber wer weiß, was in der kommenden Saison noch so passiert – vielleicht muss "Magic Magath" ja doch nochmal in der Bundesliga ran …

Aus Hamburg berichtet: Dominik Hechler

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