Bundesliga
Investor für die DFL: Der Fußball ist wieder ein bisschen kaputter
- Aktualisiert: 14.12.2023
- 09:44 Uhr
- Andreas Reiners
Die DFL darf mit Investoren verhandeln, der deutsche Profifußball geht bei der Kommerzialisierung den nächsten Schritt. Und setzt sich mal wieder über die Belange der Fans hinweg. Der Fußball ist wieder ein bisschen kaputter. Ein Kommentar.
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Wie auch immer: Die Fans waren nach der Entscheidung für einen Investor einfallsreich. Und malten prompt den Teufel an die Wand. Was zeigt, wie groß das Misstrauen ist. Wie viel Vertrauen die Verantwortlichen bereits zerstört haben mit der Kommerzialisierung des Fußball-Produkts.
Nun haben sie sich erneut über die Wünsche und Proteste eines nicht unerheblichen Teils der organisierten Anhängerschaft hinweggesetzt. Das Fanbündnis "Unsere Kurve" spricht von einem Rückschlag, viele empfinden den historischen Schritt der Bundesliga als Schlag ins Gesicht, manche gar als Ende der Einzigartigkeit des Modells Bundesliga mit seiner 50+1-Regelung.
Mindestens aber ist es gewagt, nach den schnell vergessenen Demütigkeits-Versprechungen der Corona-Zeit und dem anschließenden Bundesliga-Blues vieler Stadiongänger, diesen Schritt zu gehen. Denn ob er der richtige ist, bleibt unklar. Was erst einmal nicht für ihn spricht.
Das Wichtigste zur Bundesliga
Bundesliga: Was sind die Worte noch wert?
Das große Problem, wie so oft, wenn es um viel Geld geht: Was sind die Worte von heute morgen und übermorgen noch wert? Ein Investor pumpt Geld in die Bundesliga, um selbst an dem Produkt zu verdienen. Und zwar keinen festen Betrag, sondern prozentual. Und das über 20 Jahre.
Heißt: Je mehr Einnahmen generiert werden, desto besser für ihn.
Es wirkt weltfremd, dass ein Investor sich dann nicht einmischen will, um den Profit zu maximieren. Es ist daher unabdingbar, wenn der Geldgeber, der ja noch nicht feststeht, in seinen Kompetenzen tatsächlich weiträumig beschnitten wird, die "roten Linien", von denen im Vorfeld die Rede war, nicht überschreiten kann.
Hier müssen sich die Verantwortlichen an ihren Worten, dass es keine Einmischung in den Spielplan oder ähnliches geben wird, messen lassen. Eine offene Kommunikation, ein Dialog mit den Fans ist hier das A und O.
Das zweite Problem: Was passiert mit dem Geld?
Immerhin bis zu eine Milliarde Euro will die Liga kurzfristig einholen. Ein Großteil soll in die Infrastruktur investiert werden, trotzdem schwingt die Angst mit, dass es zu einer größeren Kluft zwischen Reich und Arm kommt.
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Bundesliga: Vor der eigenen Türe kehren
Dabei zeigen der völlig irre DFB-Pokal, aber auch Spiele wie Stuttgart gegen Leverkusen, wie wichtig es ist, vor der eigenen Haustüre zu kehren, den eigenen Wettbewerb zu stärken, spannend zu gestalten und in den Mittelpunkt zu stellen, und nicht die Profitgier der großen Klubs, die mit Manchester City, Real Madrid oder anderen europäischen Schwergewichten auf Dauer nicht mehr mithalten können.
Die Bundesliga muss attraktiv bleiben, und das wird sie nicht durch internationale Erfolge des FC Bayern, des BVB oder RB Leipzig, sondern durch eigene Akzente, aber auch ein stabiles Fundament. Die Abstimmung mit einer punktgenauen Zweidrittel-Mehrheit hat gezeigt, dass der Profifußball bei der Investor-Frage immer noch zerrissen ist.
Ein Warnsignal.
Die Geschichte der Bundesliga ist eine spezielle, der deutsche Fußball ist vielfältig gewachsen, mit Traditionen, Grundsätzen und Überzeugungen, die mit einer Kommerzialisierung eigentlich automatisch kollidieren. Romantik trifft hier auf Rationalität. Ganz ohne Kommerz geht es nicht, zu viel vergrößert die Kluft innerhalb der Liga, aber auch im Binnenverhältnis zu den Fans.
Keine Frage: Seit heute ist der Fußball wieder ein bisschen kaputter. Es liegt an den Verantwortlichen, den Schaden in Grenzen zu halten.