Bundesliga
Trainer Nenad Bjelica hat bei Union Berlin keine Zukunft - ein Kommentar
- Aktualisiert: 26.01.2024
- 16:34 Uhr
- Martin Volkmar
Der Trainer von Union Berlin ist nach seiner Tätlichkeit gegen Bayern-Profi Leroy Sane eigentlich nicht mehr tragbar. Trotz des milden Urteils des DFB-Sportgerichts gegen Nenad Bjelica müssen die Eisernen handeln. Ein Kommentar.
Von Martin Volkmar
Vor dem Spiel beim FC Bayern hatte sich Nenad Bjelica in einem großen Interview noch beklagt, dass ihn deutsche Experten wie Lothar Matthäus bei seiner Vorstellung als Trainer von Union Berlin als "Nobody" bezeichnet hatten.
Seine Konsequenz daraus: "Ich arbeite daran, dass man mich besser kennenlernt."
Dies ist dem Kroaten am Mittwochabend in München schlagartig gelungen, allerdings nicht so wie von ihm erhofft.
Denn nach seiner Handgreiflichkeit gegen Bayern-Profi Leroy Sane, dem er bei einer Rangelei an der Seitenlinie zweimal ins Gesicht griff, kennt Bjelica hierzulande jeder Fußball-Fan.
Es ist allerdings eine äußerst unrühmliche Popularität. Tätlichkeiten von Trainern gab es in den mehr als 60 Jahren Bundesliga äußerst selten, und wenn, dann wurden sie hart bestraft.
Der Vergleich zum damaligen Duisburger Norbert Meier drängt sich auf, der nach seinem Kopfstoß gegen den Kölner Albert Streit Ende 2005 mit einer Zwangspause von drei Monaten plus Geldstrafe belegt wurde.
Das Wichtigste in Kürze
Nenad Bjelica: Nur drei Spiele Sperre
Bjelica kommt allerdings bei der Strafe mit einem blauen Auge davon. Lediglich drei Spiele verhängte das DFB-Sportgericht schon am Donnerstagnachmittag, was angesichts der laut Regelwerk möglichen Maximalsanktion von einem halben Jahr äußerst glimpflich ist.
Schließlich hat Bjelica seine Vorbildfunktion als Chefcoach in der höchsten Spielklasse aufs Gröbste verletzt.
Erschwerend kommt noch die fehlende Reue hinzu, denn der 52-Jährige entschuldigte sich hinterher zwar bei seiner Mannschaft, explizit aber nicht bei seinem Opfer.
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Bjelica sendet verheerendes Signal
Auch wenn er tatsächlich von Sane provoziert worden sein sollte, darf jemand in seinem Alter und seiner Funktion nicht dermaßen die Nerven verlieren.
Weil diese Form der Selbstjustiz ein verheerendes Signal an alle anderen Übungsleiter bis hinunter zur Kreisliga aussendet.
Die Union-Bosse, die sich nach dem Spiel in München im Gegensatz zu den gestandenen Spielern wie Robin Gosens und Kevin Vogt vor einem Kommentar drückten, bringt die relativ kurze Sperre nun in Erklärungsnot.
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Union-Führung muss handeln
Denn sie müssen entscheiden, ob Bjelicas Abwesenheit an der Seitenlinie noch zu verkraften oder eine entscheidende Schwächung im Abstiegskampf ist.
Bei einer längeren Sperre wären die Eisernen hingegen zum Handeln gezwungen gewesen, auch wenn der Nachfolger von Urs Fischer erst seit zwei Monaten an der Alten Försterei im Amt ist.
Doch selbst wenn die Berliner an ihrem Coach festhalten, hat er keine große Zukunft mehr in Köpenick, denn jeder weitere Rückschlag könnte das Aus bedeuten - zumal es schon jetzt Kritik aus der Mannschaft an Bjelicas Führungsstil geben soll.
Union-Legende Baumgart steht parat
Was auch gegen Bjelica spricht und den Verantwortlichen in Köpenick in die Hände spielt: Union-Legende Steffen Baumgart steht parat und würde von den Fans mit Begeisterungsstürmen empfangen werden.
Nach seinem Aus in Köln hatte Baumgart, der derzeit auf Kuba Urlaub macht, erklärt, er könne sich ab Ende Januar eine Rückkehr auf den Trainerstuhl vorstellen.
Sollte es tatsächlich so kommen, wäre das extrem bitter für Bjelica. Er hätte sich das schnelle Aus als Bundesliga-Trainer nach nur sieben Spielen aber komplett selbst zuzuschreiben.
Denn sein Verhalten in München war eines Bundesliga-Trainers unwürdig. Die Tage Bjelicas in Berlin sollten daher gezählt sein.