Bundesliga
VfL Bochum: Die Entlassung von Thomas Letsch ist das falsche Zeichen – ein Kommentar
- Aktualisiert: 09.04.2024
- 08:30 Uhr
- Andreas Reiners
Der VfL Bochum hat das Erwartbare getan und damit eine Chance verpasst. Ein Festhalten an Trainer Thomas Letsch wäre der bessere – und ehrlichere - Weg gewesen. Ein Kommentar.
Und dann war es doch wieder der übliche Reflex. Schade eigentlich.
Denn die Chance war da, und sie war groß: Der VfL Bochum hätte mit einem Festhalten an Trainer Thomas Letsch ein Zeichen setzen können, intern vor allem, aber auch nach außen. Hätte zeigen können, dass der Wunsch, eine Ära zu prägen, keine leere Worthülse ist.
"Er hat ein enormes Wissen, seine Bedeutung ist enorm. Aber für mich ist auch immer wichtig, wie man menschlich drauf ist. Da ist unser Trainer echt top", hatte Mittelfeldmann Kevin Stöger Mitte Februar im ran-Interview erklärt. "Deswegen passt er sehr gut zu uns als Mannschaft. Und generell passt er auch sehr gut nach Bochum. Deswegen hoffe ich, dass wir dieses Jahr noch gemeinsam Erfolg haben."
Das ist keine zwei Monate her. Dass im vergangenen Herbst der Vertrag mit Letsch vorzeitig verlängert wurde, kam auch nicht von ungefähr. Und das Arbeitspapier war auch für die 2. Liga gültig.
Das Wichtigste in Kürze
Es schien alles zu passen
Es schien zu passen mit dem Trainer, der den Klub im Vorjahr fast schon sensationell zum Klassenerhalt führte und das Kunststück auch in diesem Jahr zu schaffen schien.
Und beim Malocherklub sollten die Verantwortlichen wissen, dass der Bundesligaplatz im Schatten des großen Revierrivalen Borussia Dortmund nur durch harte und ehrliche, aber vor allem kontinuierliche Arbeit möglich ist.
Doch was nach dem Stöger-Interview folgte, war der Sieg gegen den FC Bayern. Und anschließend ein regelrechter Absturz, eine Negativserie, in der es nur noch beim 2:2 gegen Darmstadt einen Punkt gab.
Eine Krise, keine Frage, dazu eine gepflastert mit bitteren Rückschlägen, Last-Minute-Gegentoren, unerklärlichen Unsicherheiten und Fehlern, auch vom Trainer. Dass die Bochumer gegen die Negativspirale etwas tun mussten, steht außer Frage.
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Die Entlassung von Letsch, auf den Medienberichten zufolge Ex-VfL-Profi Heiko Butscher bis Saisonende folgt, ist allerdings die falsche Reaktion. Sie zeugt von Panik. Und die war im Abstiegskampf noch nie ein guter Ratgeber. Statt kühlen Kopf zu behalten, hat der Klub die Nerven verloren.
Kein Mut zum Modell Freiburg
Kurzfristig ist der Trainerwechsel das branchenerprobte angebliche Allheilmittel, das in der Regel aber nur kurzfristig wirkt, wenn überhaupt. Dabei ist gerade bei Klubs wie Bochum ein langfristiger Plan der Weg zum Erfolg.
Keine Flickschusterei, sondern Konstanz.
Man muss dann aber gemeinsam dahinter und in Krisen zusammenstehen. Das Modell Freiburg und Christian Streich wird immer als Vorbild gepreist, als erstrebenswertes Ziel und mögliche Bundesliga-Blaupause.
Den Mut, diese Vorgehensweise durchzuziehen, hat dann aber am Ende doch niemand. Dabei hat der VfL den Klassenerhalt weiterhin in der eigenen Hand. Und Letsch hat in Bochum bewiesen, dass er eine Mannschaft wieder in die Spur bringen kann.
Wie es heißt, soll dem Trainer auch aus dem Mannschaftskreis die Unterstützung gefehlt haben. Mit einem Festhalten an Letsch hätte der VfL seine eigenen Überzeugungen und Ziele nicht über Bord geworfen. Im Gegenteil: Er hätte Stärke demonstrieren, eine selten gewordene Solidarität mit dem Trainer zeigen können. Um so ein Zeichen zu setzen, auch bei der Mannschaft. Stattdessen gab es den üblichen Reflex.
Schade eigentlich.