Borussia Dortmund gegen Real Madrid - Der BVB und die Parallelen zu 1997: "Das ist der Wahnsinn"
Veröffentlicht: 31.05.2024
11:07 Uhr
Andreas Reiners
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Vor dem Champions-League-Finale am Samstag werden Erinnerungen an 1997 wach. Denn die vielen Parallelen zu damals sind erstaunlich, findet Michael Henke im ran-Gespräch.
Wie bei Borussia Dortmund. Denn wenn der BVB am Samstag im Finale der Champions League in London gegen Real Madrid antritt, werden Erinnerungen an 1997 wach. Nein, es ging nicht in Wembley gegen Real, sondern in München gegen Juventus Turin.
Doch "die Parallelen sind der Wahnsinn", erinnert sich der damalige Co-Trainer Michael Henke im Gespräch mit ran. "Die größte Gemeinsamkeit zwischen den beiden Endspielen ist, dass Borussia wieder der große Außenseiter ist."
Auch die Umstände waren ähnlich. 1997 lief es für den BVB nicht in der Bundesliga, ohne den 3:1-Triumph gegen Juve wäre aus der erneuten Qualifikation für die Königsklasse nichts geworden. "Und damals wie heute hatte der BVB keinen Kader, der auf zwei, drei Hochzeiten tanzen konnte. Ein Wettbewerb ging auf Kosten des anderen", sagt Henke. Damals wurde das Team von Trainer Ottmar Hitzfeld in der Liga Dritter, in dieser Saison quälte sich der BVB auf den fünften Rang.
BVB: Außenseiter-Rolle eine gute Ausgangsbasis
Was aber immer wieder genannt wird, ist die Außenseiter-Rolle. Die sei "eine gute Ausgangsbasis" so Henke. Klar: Aus einer relativ klaren Außenseiterposition agiert es sich leichter, der Druck ist geringer, weil die Erwartungen automatisch kleiner sind. Damals war Juve die Übermannschaft, heute ist es Real, wenn vielleicht auch nicht auf ganz so dominante Art und Weise wie die Italiener damals.
"Unser mentales Plus 1997 war, dass wir nur gewinnen konnten", so Henke. "Wenn wir fünfmal gegen Juventus Turin gespielt hätten, hätten wir dreimal mit Sicherheit verloren, das vierte Mal unentschieden gespielt und vielleicht eines gewonnen."
Deshalb haben Hitzfeld, Henke und Co. der Mannschaft klargemacht, dass es ein historisches Spiel ist. "Wir haben ihnen gesagt: 'Wir haben nichts zu verlieren. Es ist schon ein Riesenerfolg, dass wir im Endspiel stehen. Wir hauen alles raus, wir powern alles raus und warten auf unsere Chance.'"
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Denn klar: Das berühmte Quäntchen Glück gehört immer dazu, "da muss man nur an das Tor von Lars Ricken denken", so Henke über den Lupfer der Nation, den wohl alle Fans mit diesem Finale verbinden. "Und plötzlich haben wir die Champions League gewonnen, als klarer Außenseiter", so Henke.
Interessant dabei: In der Kabine lief es im Vorfeld des Spiels unspektakulärer ab, als man denken könnte. Hitzfeld war jemand, der auf keinen Fall zu früh im Stadion und in der Kabine sein wollte, weil er Angst hatte, dass die Spannung, die man vorher in der Besprechung im Hotel aufgebaut hat, abnimmt.
BVB 1997: So lief es in der Kabine ab
Der Schweizer war aber auch niemand, der laut wurde, der noch einmal eine letzte Motivationsrede in die vier Wände geknallt hätte. Hitzfeld und Henke gingen stattdessen vor wie immer.
Die Spieler ließen sie in Ruhe und in ihrer eigenen Vorbereitung. Zwei, drei haben den Ball hochgehalten im Duschraum. Ein anderer hat seine Haare zurecht gemacht, wiederum ein anderer hat Musik gehört. Ein paar taktische Dinge wurden besprochen, Standardsituationen an einer Tafel. Henke führte das ein oder andere Einzelgespräch.
"Und Hitzfeld hat in aller Ruhe darauf hingewiesen, dass es ein tolles Spiel ist, dass wir uns freuen sollen, dass es keinen Grund gibt, zu verkrampfen", so Henke.
Was als Gesamtkomposition zur Einstimmung auf das Finale hervorragend funktionierte.
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Henke: Zwei Dinge würde er in die Gegenwart transportieren
Weshalb Henke zwei Dinge aus der Vergangenheit in die Gegenwart transportieren würde. Zum einen, dass der BVB die Parallelen als Motivation heranziehen sollte.
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Henke: "Ich würde darauf hinweisen, dass wieder ein historischer Tag ist. Ich würde auf 1997 verweisen, aber auch auf 2013. Und es heißt ja auch, dass Terzic damals Fan war, auf der Tribüne stand. Und da liegt eigentlich nahe, dass er sagt: 'Leute, heute ist ein historischer Tag. Die Borussia war 1997 absoluter Außenseiter. Wir werden jetzt auch so gesehen, aber wir haben eine riesengroße Chance. Also lasst es uns anpacken. Die haben es 1997 geschafft, wir schaffen es heute auch.'"
Außerdem würde er es heute selbst genau so machen wie 1997. "Ja, mit den digitalen Möglichkeiten von heute. Aber ich würde es auch heute so klassisch umsetzen wie damals. Denn ich sehe keinen großen Unterschied zwischen der Situation damals und der Situation heute", sagte er.
Auch die Schlüsselspieler wecken Erinnerungen bei ihm. Mats Hummels und Jürgen Kohler, Jadon Sancho und Andreas Möller, Kalle Riedle und Niclas Füllkrug – auch hier gibt es Parallelen für den 67-Jährigen.
BVB: Gemeinsamkeiten auf den Schlüsselpositionen
"Riedle war ein kopfballstarker Stürmer, Füllkrug ist auch einer. Wir hatten über die Außenpositionen Tempo, das ist heute auch so. Und natürlich hatten wir mit Andi Möller einen aus dem zentralen Mittelfeld, der torgefährlich und gleichzeitig Spielmacher war", so Henke, der deshalb auch spielerische Ähnlichkeiten erkennt.
"Wir sind auch mehr über das Umschaltspiel gekommen, gegen diesen haushohen Favoriten, haben Juventus mehr den Ball überlassen. Das wird jetzt wahrscheinlich auch wieder so passieren. Und dann ist das Umschaltspiel mit viel Tempo über die Außen, über Sancho und über Karim Adeyemi entscheidend", so Henke.
Und sagt dann das, wovon nicht wenige BVB-Fans träumen werden. "Und vielleicht braucht es dann noch einen Joker wie Lars Ricken." Nicht unbedingt einen Lupfer, oder ein Joker-Tor, sondern eine historische Aktion, die den Dortmundern den Henkelpott beschert.
Champions League - BVB vs. Real Madrid im Finale: Historische Duelle
Doch auf eine Szene für die Ewigkeit kann sich Dortmund natürlich nicht alleine verlassen. Wie also kann man die Königlichen knacken?
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Henke: So kann der BVB Real knacken
"Borussia muss es schaffen, nicht zu viel Respekt vor der Erfahrung von Real zu haben, sondern Laufbereitschaft und jugendlichen Elan einbringen. Und das gepaartmit mentaler Stärke, um die Kontrolle zu behalten", so Henke.
Für ihn ist es ein 50:50-Spiel. "Ich sehe Real Madrid natürlich schon stark, die wissen, wie es geht, aber ich sehe sie nicht als haushohen Favoriten. Real ist am Zenit des Wirkens. Wenn der BVB sehr intensiv gegen sie spielt, dann hat die Mannschaft wirklich eine gute Chance."
Doch nicht nur deshalb. Denn vor so einem Finale überlässt man als Verein natürlich nichts dem Zufall. Daher wurden die Helden von 1997 nach London eingeladen. Als Glücksbringer sozusagen, als Motivation.
Als historisches Hilfsmittel.
Denn man kann durchaus nachhelfen, damit Geschichte sich wiederholt.