Champions League
BVB mit Befreiungsschlag gegen Sporting Lissabon? Erkenntnisse zum ersten Sieg von Niko Kovac
- Aktualisiert: 12.02.2025
- 09:01 Uhr
- Justin Kraft
Borussia Dortmund schlägt Sporting Lissabon deutlich und verdient mit 3:0. Diese Erkenntnisse kann Niko Kovac mitnehmen.
Was in der Bundesliga nicht klappen wollte, gelang Borussia Dortmund nun in der Champions League: Niko Kovac feiert seinen ersten Sieg als BVB-Trainer.
Gegen Sporting holten die Schwarzgelben einen aufgrund der zweiten Halbzeit verdienten 3:0-Sieg, der Mut für die kommenden Wochen macht. Doch dafür muss man aus der Partie die richtigen Schlüsse ziehen.
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ran hat acht Erkenntnisse, die Dortmund aus dem 3:0 mitnehmen kann.
Der BVB kann ja doch Fußball spielen
Die wichtigste Erkenntnis für Kovac dürfte sein: Dieses Team kann Fußball spielen. Nur gezeigt hat es das in den letzten Wochen und Monaten viel zu selten.
Das Wichtigste in Kürze
Wann hat eine BVB-Mannschaft letztmals so temporeich, druckvoll und zielstrebig gespielt wie zu Beginn der zweiten Halbzeit? Wann einen Konter so stark ausgespielt wie beim 3:0? Kovac wird wohl einige Szenen aus dieser zweiten Halbzeit in Lissabon mit in die Analyse für die kommenden Wochen nehmen.
Auch Pascal Groß sagte hinterher bei "Prime Video": "Wir hatten schon Siege, da bin ich nicht mit einem so guten Gefühl vom Platz gegangen wie heute." Nun muss man diese zweite Halbzeit auch nicht größer machen, als sie war.
Gerade nach den vergangenen Wochen ist es aber Balsam für die schwarzgelbe Seele, zu sehen, dass ein gepflegtes, schnelles Offensivspiel doch noch möglich ist. Darauf lässt sich doch aufbauen.
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Niko Kovac drückt dem BVB schon jetzt eine Handschrift auf
Nach der Partie fragten sich viele: Wie viel Handschrift des neuen Trainers ist denn schon zu erkennen? Ein Teil der Antwort ist natürlich: Noch nicht viel. Denn nach so wenigen Tagen und Trainingseinheiten kann kein Übungsleiter der Welt alles auf den Kopf stellen.
Gerade im taktischen Bereich sind die ersten Anpassungen aber durchaus schon zu sehen. "Das ist unser Anspruch", sagte Kovac hinterher nüchtern bei "Prime Video" über die starke Anfangsphase in der zweiten Halbzeit. Daran müsse man sich nun messen lassen.
Und es steckte tatsächlich sehr viel Kovac in diesen Minuten. Punktuell aggressiv anlaufen, ohne defensiv die Ordnung zu verlieren. Nadelstiche setzen. Vertikal und temporeich über die Flügel angreifen und mit Flanken zum Erfolg kommen.
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Gerade das 2:0, als der frisch eingewechselte Maximilian Beier den Raum für den nachrückenden Groß bei der Flanke öffnete, ist stellvertretend für die Art und Weise, wie Kovac-Mannschaften in der Vergangenheit gespielt haben.
In München führte das irgendwann dazu, dass das Offensivspiel zu behäbig wurde, weil aus der U-Struktur heraus (also viel Flügelspiel, aber wenig Zugriff im Zentrum) das Tempo fehlte. In Dortmund kann gerade das aber erstmal Sicherheit geben.
Denn auf der einen Seite führt diese Struktur dazu, dass man immer ausreichend Spieler für die Verteidigung hat, wenn der Ball verloren wird. Und auf der anderen Seite passt die Spielweise gut zu Serhou Guirassy.
Serhou Guirassy bleibt die Lebensversicherung des BVB
Denn der Stürmer ist der perfekte Abnehmer für Flanken. Dortmund hat viele gute Offensivspieler, die mit ihren klugen Laufwegen Räume für den Mittelstürmer freiziehen können. Der wiederum braucht nicht viele Chancen per Kopf, um einen Treffer zu erzielen.
Als Wand- und Kopfballspieler passt er perfekt ins System von Kovac. Doch auch unter Sahin war er bereits die Lebensversicherung des BVB. Guirassy hat die Fähigkeit, eine ganze Offensive auf seinen Schultern zu tragen. Für Kovac, der nicht dafür bekannt ist, eine besonders komplexe oder ausgeklügelte Angriffsstrategie zu besitzen, ist das ein Segen.
Julian Brandt lässt aufblitzen, dass er wichtig sein kann
Ebenso wichtig könnten die Fähigkeiten von Julian Brandt werden. An zwei Treffern war er mit starken Pässen direkt beteiligt. Gleichzeitig hat er aber auch in vielen Aktionen gezeigt, warum er von vielen Fans derzeit kritisch gesehen wird.
Brandt vertändelt zu viele Bälle, hat kaum Präzision in seinen Aktionen. Das wiederum führt nicht gerade dazu, dass er zuletzt vor Selbstvertrauen platzte.
Gerade im zweiten Durchgang zeigte er gegen Sporting aber, dass er der einzige Offensivspieler im Kader ist, der zwischen den Linien Verbindungen zu seinen Mitspielern knüpfen kann. Auch hier gilt: Kovac ist kein Trainer, der besonderen Wert auf Positionsspiel oder taktische Tiefe legt.
Ein Brandt in Topform wäre für die entsprechende Struktur im Angriff deshalb von großer Bedeutung. Diese muss er aber erstmal erreichen und bestätigen.
Pascal Groß muss mehr offensive Spielanteile sammeln
Ein Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Halbzeit war auch, wie Groß ins Spiel eingebunden wurde. Der Mittelfeldspieler sammelte laut "WhoScored" im ersten Durchgang zwar ein paar mehr Kontakte (41 von insgesamt 75), hatte in den zweiten 45 Minuten aber deutlich mehr Einfluss, weil er viel häufiger in der gegnerischen Hälfte zum Einsatz kam.
Dort kann Groß das Angriffsspiel aus den Halbpositionen heraus antreiben, auch mal gefährliche Flanken schlagen oder wie beim 2:0 überraschend in den Strafraum nachrücken. Zwar ist der Nationalspieler auch im Aufbau wichtig, doch gerade offensiv profitiert der BVB enorm von seinen Pässen. Hier gilt es eine bessere Balance zu finden.
Marcel Sabitzer hilft dem BVB aktuell nicht
Keine Hilfe ist im Moment dagegen Marcel Sabitzer. Der Österreicher nimmt zwar mit vielen Kontakten am Spiel teil, nimmt dabei aber so gut wie keinen Einfluss.
In den letzten Wochen gibt es kaum Szenen, die nachhaltig in Erinnerung geblieben sind. Stattdessen verschleppt er das Spiel häufig nur oder fällt damit auf, dass er sich im Spielaufbau versteckt, wenn der Gegner hoch presst.
Die Partie gegen Sporting war ein weiterer Beleg dafür, dass Sabitzer aktuell weit von seiner Bestform entfernt ist.
BVB: Daniel Svensson sollte weitere Chancen bekommen
Ein echter Lichtblick war hingegen Daniel Svensson. Zwar zeigte der 22-Jährige defensiv auch die eine oder andere kleinere Schwäche, aber so richtig negativ fiel er nicht auf.
In Ballbesitz wiederum zeigte der Schwede, dass er eine echte Verstärkung sein kann. Immer wieder rückte er beispielsweise ins Zentrum ein, um der Mannschaft im Spielaufbau zu helfen oder eine gute Grundstruktur fürs Gegenpressing herzustellen. Auch bei der Entstehung des zweiten Treffers hatte er mit seinem Stellungsspiel einen Anteil.
88 Prozent seiner Pässe kamen an, obwohl er sehr darum bemüht war vertikale Lösungen zu finden. Svensson scheint eine deutlich spielstärkere Alternative zu Ramy Bensebaini zu sein – und sollte genau deshalb weitere Chancen erhalten.
Die Champions League bleibt Dortmunds Safe Space
Alles in allem bleibt von diesem Abend abermals die Erkenntnis übrig, dass es dem BVB noch so schlecht gehen kann, die Champions League ist eine Art Safe Space. Hier kann sich Borussia Dortmund vom tristen Bundesliga-Alltag erholen, Druck abbauen und sich Selbstvertrauen holen.
Schon in der vergangenen Saison überraschten die Schwarzgelben einige, kamen bis ins Finale. Auch in dieser Saison zeigte man in der Königsklasse gern mal Leistungen gegen den sonst negativen Trend.
Vom Endspiel träumen nicht mal die kühnsten Optimisten. Vielleicht schafft es Kovac ja aber, aus dieser Leistung auch für den Bundesliga-Alltag etwas mitzunehmen, das den BVB aus der Krise hievt.
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