Champions League
BVB gegen Eindhoven: Erik Meijer über Terzic, Sancho, Füllkrug und die Schwächen von PSV
- Aktualisiert: 13.03.2024
- 17:46 Uhr
- Daniel Kugler
Vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Königsklasse zwischen dem BVB und PSV Eindhoven gibt Ex-Profi Erik Meijer bei ran seine Einschätzung zu den beiden Teams ab.
Das Interview führte Daniel Kugler
Vor dem Rückspiel im Achtelfinale der Champions League zwischen Borussia Dortmund und PSV Eindhoven (Mittwoch ab 21:00 Uhr im Liveticker) spricht Erik Meijer, der in seiner Karriere selbst für die Niederländer gespielt hat, im Interview mit ran über die Ausgangslage der beiden Teams, die Favoritenrolle und die Konstanzprobleme des BVB unter Trainer Edin Terzic.
ran: PSV ist in der niederländischen Liga aktuell souverän mit zehn Punkten vor Feyenoord Rotterdam auf Titelkurs. Was sind die Gründe dafür? Und welchen Anteil hat der Dortmunder Ex-Trainer Peter Bosz daran?
Erik Meijer: Die Gründe sind klar: PSV hat eine sehr starke Mannschaft, die auch im Sommer gut ergänzt wurde und wo Trainer Peter Bosz einen Kader gefunden hat, der zu seinem Spielstil passt. Der Erfolg und der Glaube sind dann auch gekommen und deshalb ist es eigentlich keine Überraschung und auch ziemlich logisch, dass Eindhoven diese Serien hingelegt hat - weil sie gute Fußballspieler, vor allem gute Offensivleute, in ihrer Mannschaft haben und relativ wenige Fehler hinten machen.
Das Wichtigste in Kürze
ran: Der BVB kämpft hingegen in der Bundesliga um Platz vier. Allerdings gab es gerade einen wichtigen Arbeitssieg in Unterzahl gegen Bremen. Wie stark schätzen Sie den BVB aktuell ein?
Meijer: Hoch und tief. Mal zwei Spiele wo du denkst, die spielen um die Meisterschaft. Und dann mal wieder links und rechts so ein Spiel dazwischen, wo du denkst, das ist doch nicht die gleiche Mannschaft, das sind doch andere Jungs, die da auf dem Platz stehen. Und das ist schon eine Weile so in Dortmund und das ist eigentlich sehr schade, weil das Potenzial da ist. Sie haben eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern, aber trotzdem schafft man es nicht, Konstanz reinzubringen.
ran: Wenn Sie die fehlende Konstanz ansprchen: Würden Sie sagen, dass das dann auch eine Trainer-Sache ist?
Meijer: Nein, das finde ich sowieso viel zu leicht, es nur dem Trainer in die Schuhe zu schieben. Ich denke schon, dass ein Trainer in die Köpfe der Spieler reinkommen muss, um etwas extra rauszuziehen zu können. So wie es Jürgen Klopp zum Beispiel beim FC Liverpool macht. Aber ich denke auch, dass Dortmund enorm viel Erfahrung auf dem Platz hat mit Spielern, die als Führungspersönlichkeiten diese Mannschaft führen müssten. Aber irgendwie bekommen sie es dann doch nicht hin, Spiele gegen die sogenannten kleineren Mannschaften über die Bühne zu bringen und das ist ein Problem.
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ran: Inwiefern kann ein solcher Sieg des Willens wie gegen Bremen vor den entscheidenden Wochen der Saison auch eine Initialzündung sein?
Meijer: Das denke ich schon. Der Sieg war enorm wichtig. Die Mannschaft kämpft mit zehn Mann, hält das bis zum Ende durch und schnappt sich die drei Punkte. Für die Moral war es gut war, den Sieg mitzunehmen. Gewinnen sie jetzt auch gegen Eindhoven, gibt das nochmal einen zusätzlichen Push.
ran: Wie sehen Sie als ehemaliger Stürmer Niclas Füllkrug in seiner ersten Saison in Dortmund?
Meijer: Füllkrug spielt das, was man von ihm erwarten kann. Er kam aus Bremen, wo das ganze Spiel auf ihn zugeschnitten war. In Dortmund spielt er jetzt in einer Mannschaft, bei der es sehr viel individuelle Qualität gibt mit Jungs, die schneller ins Dribbling gehen, wie Jadon Sancho und Donyell Malen. Dabei wirst du als großer Stoßstürmer anders gebraucht, auch mal als Anspielstation. Wenn ich sehe, welche Anzahl an Toren er bisher gemacht hat, welche Assists er hat, kann man bis jetzt sehr zufrieden sein mit seiner Saison.
ran: Jadon Sancho hat gegen Bremen seinen ersten Treffer seit seiner Rückkehr erzielt. Er hat zuvor bei Manchester United über vier Monate kein Pflichtspiel mehr bestritten. Was braucht es, dass er wieder der Alte werden kann?
Meijer: Ich glaube, dass da noch ein bisschen Sand im Getriebe ist. Das ist noch nicht der Sancho, den wir kennen, der dann nach England gewechselt ist. In seiner ersten Periode in Dortmund hat er einen Eindruck hinterlassen, der einfach gigantisch war. Er war an so vielen Toren beteiligt, egal, ob er sie selbst geschossen hat oder als Assistgeber. So einen Spieler erwartest du wieder zurück, aber das ist er noch nicht und es kann natürlich sein, dass er den Spielrhythmus noch nicht hat. Man muss für Dortmund hoffen, dass er diesen bald findet und vor allen Dingen auch, dass er fit bleibt.
ran: Es gibt bereits erste Berichte, dass Dortmund die Leihe verlängern will. Wäre der BVB für den Spieler auch perspektivisch die richtige Adresse oder womöglich ein Rückschritt?
Meijer: Nein, Dortmund wäre für ihn auf Dauer nicht zu klein. Dortmund ist ein Top-Klub in Deutschland und in Europa. Ich finde, es ist kein Schritt zurück von Manchester United zurück nach Dortmund - überhaupt nicht. Er fühlt sich wohl da, er kennt das Umfeld, er kennt sehr viele Spieler, die noch da sind und er weiß, wie er dort geschätzt wird. Ein besseres Paket kannst du nicht finden. Jetzt liegt es an ihm, das Vertrauen mit Leistungen zurückzuzahlen.
ran: Der BVB hat nach dem 1:1 in Eindhoven die etwas bessere Ausgangsposition. Bosz sieht Dortmund trotzdem nicht in der Favoritenrolle (Zitat: "Geld schießt keine Tore"). Geben Sie ihm recht?
Meijer: Ja, weil ich im Hinspiel keinen Unterschied gesehen habe zwischen Dortmund und PSV Eindhoven. Ich denke, dass die Ausgangslage noch immer 50:50 ist, wer weiterkommt in die nächste Runde. Das große Plus für Dortmund ist, dass sie zu Hause im ausverkauftes Stadion spielen und dass viele Jungs dadurch dann nochmal fünf Prozent mehr bringen können. Allerdings wird auf der anderen Seite PSV mit vollstem Vertrauen nach Dortmund reisen und darf sich zurecht auch eine Chance ausrechnen.
ran: In Eindhoven tat sich der BVB mit der Spielweise von PSV sehr schwer. Worauf wird es im Rückspiel ankommen? Auf welche Spieler muss Dortmund ganz besonders achten?
Meijer: Luuk de Jong ist der große Stoßstürmer. Kreative, schnelle Jungs kommen über die Flügel. Vor allen Dingen mit Malik Tillman und Johan Bakayoko verfügen sie über Spieler, die auch gerne in den Sechzehner mit reinkommen. Das ist PSV Eindhoven: offensiv gut, aber defensiv haben sie links und rechts auch mal ihre Problemchen. Davon könnte Dortmund profitieren. Aber Eindhoven ist offensiv eben eine sehr starke Mannschaft, zudem fehlt Nico Schlotterbeck dem BVB gelbgesperrt. Das ist ein zentraler Verteidiger weniger. Ich bin mal gespannt, wie sie das auffangen werden.
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ran: Hat PSV dann doch vielleicht einen Vorteil, dass sie sich über die gesamte Saison als eingeschworene Truppe präsentieren?
Meijer: PSV ist ein eingespielter Haufen. Es ist für Eindhoven aber zu hoffen, dass Joey Veerman noch rechtzeitig fit wird. Er hat die letzten Wochen sehr gut gespielt, sich dann aber leider verletzt. Ich hoffe, dass er dabei ist.
ran: Wie weit kann der Sieger des Duells kommen?
Meijer: Sowohl Eindhoven als auch Dortmund sind beide Mannschaften, die an zwei Abenden jeder großen Mannschaft wehtun können. Und so stehen sie auch da. Sie werden nie Favorit in solchen Spielen sein, immer der Underdog. Aber ich persönlich fand es auch immer sehr angenehm, Underdog zu sein.
ran: Wie ist Ihre Prognose, wer kommt weiter?
Meijer: Ich bleibe bei Fifty-Fifty. Beide Teams sind auf Augenhöhe, da ist keiner besser als der andere. Da muss ich am Ende Trainer Bosz rechtgeben, wenn er sagt, Geld schießt nicht immer alle Tore, das stimmt. Der Etat von Dortmund ist viel höher als der von Eindhoven.