Champions League
Champions League: Borussia Dortmund vergibt die große Chance - darf sich aber trotzdem feiern - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 02.06.2024
- 01:20 Uhr
- Chris Lugert
Es hat nicht gereicht: Borussia Dortmund zeigt im Wembley-Stadion eine über weite Strecken tolle Leistung, steht aber mit leeren Händen da. So eine Chance kommt vielleicht so schnell nicht wieder. Dennoch kann sich der BVB auch selbst loben. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Am Ende stand die Trauer. Über eine verpasste Chance. Über die fehlende Kaltschnäuzigkeit. Und wohl auch über diese typische Brutalität von Real Madrid, der sich auch der BVB schlussendlich beugen musste.
Wieder ist es nichts geworden mit dem Triumph von Wembley. Elf Jahre nach der Niederlage gegen den FC Bayern an gleicher Stelle steht Borussia Dortmund erneut mit leeren Händen da. Trotz einer - wie damals - über weite Strecken tollen Leistung.
Der BVB hatte die Königlichen am Haken, dominierte das Starensemble von Real in der ersten Halbzeit nach Strich und Faden. Doch man belohnte sich nicht. Alleine Karim Adeyemi vergab zwei Großchancen.
Und so kam es, wie es kommen musste. Real stellte in der Halbzeit um und bekam mehr Zugriff, den Dortmundern gingen die Körner aus. Und in der Crunch Time machte Real wieder das, was es in der Champions League immer macht: gewinnen.
"Wir hatten unsere Chancen, diese Chancen muss man dann auch nutzen - gerade gegen Real Madrid in einem Champions-League-Finale", sagte Gregor Kobel nach dem Spiel bei "DAZN", während Trainer Edin Terzic im "ZDF" den fehlenden "Killer-Instinkt" seines Teams beklagte.
Das Wichtigste in Kürze
Und auch Sportdirektor Sebastian Kehl erkannte, dass der BVB "in der ersten Halbzeit ein Tor machen" musste. Allein: Er tat es nicht. Und neben dem Frust über ein verlorenes Spiel bleibt die bittere Erkenntnis, dass diese Chance vielleicht so schnell nicht wiederkommt.
BVB lässt Chance auf dem Silbertablett liegen
Erst zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte stand der BVB im Champions-League-Endspiel. Marco Reus und Mats Hummels waren die einzigen Spieler im Kader, die 2013 bereits dabei waren.
Will sagen: Im Gegensatz zu Real Madrid, das scheinbar ein Abonnement auf den Henkelpott hat, sind derartige Erlebnisse für die Dortmunder eher selten. Und für die Spieler vielleicht eine Gelegenheit, die es nur einmal in der Karriere gibt.
"Egal, wie gut du bist: Du weißt nie, wie oft du nochmal die Chance kriegst, in so einem Spiel auf dem Platz zu stehen", fasste es Kobel treffend zusammen. Und schon gar nicht im Kader des BVB, der zu Saisonbeginn nie zu den Topfavoriten zählt, wenn die ersten Anwärter auf den Champions-League-Titel genannt werden.
Im Konzert der ganz Großen ist der BVB zwar mehr als nur eine Randfigur, die Aufmerksamkeit gehört aber den anderen. Will Dortmund ins Champions-League-Finale, braucht es besondere Umstände und etwas (Los-)Glück. Und will man dieses Finale dann auch noch gewinnen, muss zudem eine außergewöhnliche Leistung her.
Beim BVB kam alles zusammen. Dass es dann doch nicht reichte, wird noch einige Tage und vielleicht Wochen wehtun. Und wie bereits im Vorjahr am letzten Spieltag der Bundesliga war es nicht unbedingt die Stärke des Gegners, sondern das eigene Unvermögen, das den großen Triumph verhinderte. Auch das dürfte nachwirken.
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Und dennoch: So bitter diese Niederlage auch war, so sehr kann der BVB auch Positives aus dieser europäischen Saison ziehen. Nach der Auslosung der Gruppenphase waren die Schwarz-Gelben für manche Experten schon vor dem ersten Spiel ausgeschieden. Am Ende stand der Gruppensieg.
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In der K.-o.-Runde war der BVB sowohl gegen Atlético Madrid als auch gegen Paris Saint-Germain Außenseiter, beide wurden ausgeschaltet - mit ganz unterschiedlichen Ansätzen. Gegen die Spanier bewies das Terzic-Team Comeback-Qualitäten, während Paris einfach zweimal weggearbeitet wurde.
In einer Saison, in der es in der Bundesliga lange nicht rund lief, in der es zahlreiche Diskussionen um Terzic gab und in den Köpfen noch immer das Trauma vom letzten Spieltag der Vorsaison festhing, nutzten die Dortmunder ausgerechnet die Champions League für ihre Sternstunden.
"Wir haben diesen Weg hierher mit ganz viel Energie, mit ganz viel Mut, mit ganz viel Kraft erreicht", sagte Kehl. Man werde "stolz sein auf das, was wir geleistet haben", auf die Leistung zumindest über die 60 Minuten und auf die Fans, "die dieses Spiel zu einem unvergesslichen gemacht haben", so der Sportdirektor.
Und so wird nach einigen Tagen der Trauer dann irgendwann auch die Erkenntnis stehen, dass man mit Europas Spitze mithalten kann. Und vielleicht dauert es ja dieses Mal keine elf Jahre bis zum nächsten Finale.