FC Bayern München hat im Moment ein Offensivproblem - ein Kommentar

Von Justin Kraft

Über mangelnde Chancen wollte sich Vincent Kompany am Mittwochabend in Birmingham nicht beschweren. Zweimal hätte Serge Gnabry das Tor für den FC Bayern erzielen können, einmal kam Harry Kane aus bester Position zum Kopfball.

Hätten die Bayern eine dieser Möglichkeiten genutzt, wäre der allgemeine Blick auf die Leistung bei Aston Villa wohl ein anderer. Doch der Konjunktiv wird Kompany nicht davor bewahren, sich in den kommenden Tagen die eine oder andere kritische Frage anzuhören – die Bayern verloren mit 0:1 gegen Aston Villa.

Beispielsweise wird Kane sicher wieder ein stärkeres Thema sein. Der Engländer hatte gegen Leverkusen keinen einzigen Abschluss und sah auch gegen Aston Villa oft blass aus. Seine vergebene Kopfballchance ganz am Ende der Partie stand symptomatisch für zwei eher schwächere Auftritte des Weltklassestürmers.

• FC Bayern München verliert bei Aston Villa: Die Noten der FCB-Stars
• Die Pressestimmen zur Niederlage des FC Bayern bei Aston Villa

Doch Kompany analysierte es nach der Niederlage bei "DAZN" treffend: "Es ist kein individuelles Problem." Kane ist bemüht, nimmt aktiv am Spiel teil. Auch wenn er hier und da unglücklich wirkte und die eine oder andere falsche Entscheidung traf, ist er nicht teilnahmslos. Die Kritik an Kane ist oft unangebracht.

FC Bayern: Zu viele Leistungsschwankungen offensiv

Auf der linken Seite begann mit Kingsley Coman ein Spieler, dem anzumerken ist, dass er derzeit nicht viel Selbstvertrauen hat. Positiven Einfluss hatte er auf das Spiel im ersten Durchgang nicht, wurde zur Pause verdientermaßen ausgewechselt.

Auch Serge Gnabry fiel eher in alte Zeiten zurück, in denen er auf starke Leistungen regelmäßig durchwachsene Auftritte folgen ließ. Er hatte seine Chancen gegen Leverkusen und auch Aston Villa, nutzte diese aber nicht. Sein restliches Spiel wirkte ebenso unglücklich wie jenes seiner Kollegen.

Selbst Jamal Musiala, der zur Pause für den schwachen Coman kam, hatte mit Ausnahme eines sehr starken Dribblings zu viele Situationen, in denen er sich festlief. All das zusammen ergibt dann eine Offensivleistung, die auf diesem Niveau in der Champions League nicht ausreicht.

0,4 Expected Goals ließen die Bayern laut "Sofascore" zu. Gegen ein formstarkes Aston Villa, das auch den deutschen Rekordmeister zu stressen wusste, ist das ein sehr guter Wert. Die Defensive war gewiss nicht das Problem. Dayot Upamecano und Minjae Kim verteidigten viele enge Situationen hervorragend.

FC Bayern vorn nicht durchschlagskräftig genug

Vorn erspielten sich die Münchner 1,42 Expected Goals. Einen großen Teil davon aber erst in der Schlussphase. Zu lange taten sie sich schwer mit der gut organisierten Defensive der Engländer. Zu selten konnten sie die Qualität auf den Rasen bringen, die diese Offensive eigentlich verspricht.

20 Tore haben sie innerhalb einer Woche gegen Kiel, Zagreb und Bremen geschossen. Doch das ist alles nur wenig wert, wenn es in den Spielen gegen die bisher stärksten Mannschaften nur zu einem Fernschusstor reicht.

Kompany hat insofern recht, dass man dieses Spiel mit Blick auf die vorhandenen Chancen auch hätte gewinnen können. Doch wenn die Bayern es auf die Chancenverwertung schieben, machen sie es sich zu leicht. Natürlich können zwei, drei Großchancen pro Spiel ausreichen, um Spiele zu gewinnen. Doch es wird auch darum gehen, die Quantität an guten Abschlüssen zu erhöhen.