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Bundesliga

FC Bayern München nach dem Leverkusen-Spiel: Michael Reschke über die deutsche Nummer 1 und die Zukunft von Wirtz, Alonso und Kimmich

  • Aktualisiert: 18.02.2025
  • 13:15 Uhr
  • Martin Volkmar

Michael Reschke spricht im ran-Interview über die Erkenntnisse des Spitzenspiels, die Zukunft von Joshua Kimmich, Florian Wirtz und Xabi Alonso sowie die Kritik an Max Eberl.

Von Martin Volkmar

Kaum jemand kennt sowohl Bayern München als auch Bayer Leverkusen so gut wie Michael Reschke.

Der 67-Jährige arbeitete 35 Jahre erfolgreich als Trainer und Manager beim Werksklub, ehe er ab 2014 drei Jahre als Technischer Direktor beim Rekordmeister tätig war.

In dieser Zeit war er unter anderem für die Transfers von Joshua Kimmich, Kingsley Coman und Sven Ulreich nach München verantwortlich.

Daher ist Reschke ein perfekter Gesprächspartner, um vor dem Playoff-Rückspiel in der Champions League gegen Celtic Glasgow am Dienstag (21:00 Uhr im ran-Liveticker) über die möglichen Folgen der schwachen Vorstellung für den FC Bayern, die Topform der Leverkusener und die wichtigsten Personalien bei beiden Klubs zu reden.

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Bayer Leverkusen gegen FC Bayern: Vier Sieger und ein Verlierer

ran: Wie fallen Ihre wichtigsten Erkenntnisse des Spitzenspiels aus?

Michael Reschke: Ich habe vier Sieger und einen Verlierer gesehen. Gewinner ist natürlich vor allem Bayer Leverkusen, das ein Spiel für die Geschichtsbücher abgeliefert und nochmal einen Quantensprung in der Entwicklung unter Xabi Alonso gemacht hat. Ich habe hunderte Spiele von Leverkusen gesehen, aber das zählt sicherlich zu den Top 5. Sie haben Bayern die Luft zum Atmen genommen, jeden Spieler in einen Dauerstress-Modus geschickt und dadurch so dominiert, wie ich es selten erlebt habe.

ran: Wer waren noch Ihre Gewinner?

Reschke: Schiedsrichter Daniel Siebert und sein Team, die einen richtig guten Job in so einem brisanten Spiel gemacht haben. Und dann auch die Fans, ob im Stadion oder am Bildschirm. Es hat eine unglaubliche Freude bereitet zuzuschauen, vor allem als Fan von Bayer 04. Und auch die Münchner sind Sieger, weil sie nicht verloren haben, damit den Acht-Punkte-Vorsprung zum einzigen Rivalen um die deutsche Meisterschaft gehalten haben und mit hoher Wahrscheinlichkeit den Titel auch holen werden.

ran: Und der Verlierer?

Reschke: Trotzdem auch Bayern München. Weil sie in diesem Spiel wie ein Sparringspartner beim Boxen waren, der nur den Kopf vor gegnerischen Schlägen schützt ohne ansatzweise zurückzuschlagen. Es ist ihnen ja gar nicht gelungen, überhaupt mal konstruktiv aufzubauen. Spätestens an der Mittellinie war Schluss, die sind kaum mal in Strafraumnähe der Leverkusener gekommen. Es war am Ende gar nicht mehr die Überzeugung da, überhaupt noch hinten rauszukommen. Normalerweise musst du nach so einem Spiel Selbstzweifel befürchten, aber die Münchner haben sich ja diese Saison schon auf hohem Niveau völlig anders präsentiert.

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Video - FC Bayern: Neuer übel beschimpft! Musiala reagiert

ran: Glauben Sie denn, dass das Auswirkungen auf das Rückspiel gegen Celtic Glasgow haben kann?

Reschke: Nein, das sehe ich nicht. Bayern ist deutlich besser. Celtic ist eine gute Mannschaft, aber definitiv nicht Bayern Leverkusen. Von daher wird es ein völlig anderes Spiel werden und ich habe keinen Zweifel, dass die Bayern weiterkommen.

Bayer vs. Bayer in der Champions League: "Das wird eine Richtschnur"

ran: Die Chancen stehen in diesem Fall bei 50 Prozent, dass Bayern und Bayer im Champions-League-Achtelfinale wieder aufeinandertreffen.

Reschke: Wenn es so kommen sollte, wird es extrem brisant werden. Das wird eine Richtschnur, wer die Nummer eins in Deutschland ist. Als objektiver Fußball-Fan kann man sich darauf freuen, als Fan und Verantwortlicher von Bayern München hätte ich da nach dem Spiel vom Samstag eine gewisse Nervosität. Sie wären in jedem Fall nicht Favorit.

ran: Ist auf die Saison gesehen Bayer besser, aber Bayern konstanter?

Reschke: Bayer Leverkusen hat am Anfang der Saison ein bisschen gestrauchelt und vielleicht etwas zu oft unentschieden gespielt. Aber sie haben in den letzten 110 Pflichtspielen seit Februar 2022 bis heute nur acht Niederlagen hinnehmen müssen. Das ist eine gigantische Bilanz an Konstanz, die nicht zu überbieten ist.

ran: Ist in dieser Form auch eine Wiederholung des Champions-League-Finaleinzugs von Bayer 2002 möglich?

Reschke: Ja, definitiv. Denn nach diesem Auftritt haben sie ein natürliches Selbstverständnis, auch internationale Topteams auf Augenhöhe herauszufordern und brauchen niemanden zu fürchten. Gegen Topteams wie Real Madrid oder Manchester City wird diese Leistungsexplosion wie ein Dopingmittel für Bayer 04 wirken.

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"Florian Wirtz ist eiskalt"

ran: Florian Wirtz hat trotz seines Fehlschusses in der Nachspielzeit eine herausragende Leistung gezeigt und sich offenbar um die ganzen Gerüchte über seine Zukunft, ob Bayern oder Manchester City, nicht beeindrucken lassen.

Reschke: Florian Wirtz ist eiskalt. Ich wäre gern mal ein Spiel in seinem Kopf drin, um nachzuvollziehen, welche Lösungsmöglichkeiten und Optionen er findet und wie er sie umsetzt. Der spielt ja teilweise Fußball wie von einem anderen Planeten. Aber seine Situation hat sich durch das Spiel nicht verändert. Er steht ohnehin schon bei vielen internationalen Topklubs ganz oben auf der Liste – höher geht es nicht mehr.  Trotzdem: Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Florian Wirtz mindestens noch in der kommenden Saison für Bayer Leverkusen spielt.

ran: Und was sagt Ihr Gefühl bei Alonso?

Reschke: Das entscheidet sich zwischen Real und Carlo Ancelotti. Wenn Ancelotti seinen Vertrag in Madrid erfüllt, dann wird Xabi Alonso mit hoher Wahrscheinlichkeit in Leverkusen bleiben. Wenn sich aber Carlo Ancelotti und Real Madrid auf eine Vertragsaufhebung verständigen, dann ist die Wahrscheinlichkeit riesengroß, dass Alonso sein Nachfolger wird. In dieser Sache ist Bayer Leverkusen nur in der Beobachterrolle und drückt Ancelotti alle Daumen.

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Bundesliga: Die größten Aufholjagden zur Meisterschaft - Bayer muss Geschichte schreiben

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<strong>Bayer muss Geschichte schreiben: Die größten Titel-Aufholjagden<br></strong><em>Nach dem 0:0 im Topspiel gegen Bayern München hat Bayer Leverkusen nach dem 22. Spieltag weiterhin acht Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter. Abschreiben wollen Xabi Alonso &amp; Co. die Schale aber noch nicht. Ein Blick auf die historischen Titel-Aufholjagden der Bundesliga zeigt: Es wurden schon größere Rückstände aufgeholt – aber noch nie so spät…</em>
© 2025 Getty Images

Bayer muss Geschichte schreiben: Die größten Titel-Aufholjagden
Nach dem 0:0 im Topspiel gegen Bayern München hat Bayer Leverkusen nach dem 22. Spieltag weiterhin acht Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter. Abschreiben wollen Xabi Alonso & Co. die Schale aber noch nicht. Ein Blick auf die historischen Titel-Aufholjagden der Bundesliga zeigt: Es wurden schon größere Rückstände aufgeholt – aber noch nie so spät…

<strong>2008/2009: VfL Wolfsburg nach 9 Punkten Rückstand<br></strong>Nach der Hinrunde hatte Felix Magaths VfL Wolfsburg noch neun Zähler Rückstand auf Herbstmeister 1899 Hoffenheim und die Bayern. In der Rückrunde drehten die "Wölfe" dann auf, darunter mit einem legendären 5:1 gegen den Rekordmeister. Am Ende hatte der VfL zwei Punkte Vorsprung auf die Münchner.
© Bernd König

2008/2009: VfL Wolfsburg nach 9 Punkten Rückstand
Nach der Hinrunde hatte Felix Magaths VfL Wolfsburg noch neun Zähler Rückstand auf Herbstmeister 1899 Hoffenheim und die Bayern. In der Rückrunde drehten die "Wölfe" dann auf, darunter mit einem legendären 5:1 gegen den Rekordmeister. Am Ende hatte der VfL zwei Punkte Vorsprung auf die Münchner.

<strong>2018/19: FC Bayern München nach 9 Punkten Rückstand<br></strong>Auch der FC Bayern hat schon einmal mehr als die aktuellen acht Zähler aufholen können, allerdings auch mit deutlich mehr Spieltagen Zeit. Satte neun Punkte mussten die Münchner ab dem 16. Spieltag aufholen. Borussia Dortmund legte einen guten Start hin. Während der BVB aber einbrach, fingen sich die Bayern in der Rückrunde und holten 42 Zähler. In der Schlusstabelle stand der FCB mit 78 Punkten zwei vor den Dortmundern.
© 2019 Getty Images

2018/19: FC Bayern München nach 9 Punkten Rückstand
Auch der FC Bayern hat schon einmal mehr als die aktuellen acht Zähler aufholen können, allerdings auch mit deutlich mehr Spieltagen Zeit. Satte neun Punkte mussten die Münchner ab dem 16. Spieltag aufholen. Borussia Dortmund legte einen guten Start hin. Während der BVB aber einbrach, fingen sich die Bayern in der Rückrunde und holten 42 Zähler. In der Schlusstabelle stand der FCB mit 78 Punkten zwei vor den Dortmundern.

<strong>1993/94: FC Bayern München nach 8 Punkten Rückstand<br></strong>Zwar galt 1993/94 noch die Zwei-Punkte-Regel, umgerechnet auf die heutigen drei Punkte pro Sieg hatten die Münchner damals nach dem 15. Spieltag allerdings bereits acht Zähler Rückstand auf den Tabellenführer Eintracht Frankfurt. Lange hielt das Polster nicht: Bereits am 23. Spieltag grüßte Bayern von der Spitze und wurde letztlich Meister.
© Bongarts

1993/94: FC Bayern München nach 8 Punkten Rückstand
Zwar galt 1993/94 noch die Zwei-Punkte-Regel, umgerechnet auf die heutigen drei Punkte pro Sieg hatten die Münchner damals nach dem 15. Spieltag allerdings bereits acht Zähler Rückstand auf den Tabellenführer Eintracht Frankfurt. Lange hielt das Polster nicht: Bereits am 23. Spieltag grüßte Bayern von der Spitze und wurde letztlich Meister.

<strong>1971/72: FC Bayern München nach 7 Punkten Rückstand<br></strong>Bereits am 22. Spieltag schien die Meisterschaft vorentschieden zu sein. Schalke führte umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel bereits sieben Punkte vor den Bayern. Dann begann die Münchner Aufholjagd. Bereits am 26. Spieltag übernahmen die Münchner die Tabellenführung nach alter Punkteregelung. Nach Drei-Punkte-Regelung hätte es bis zum 30. Spieltag gedauert. Bis zum Saisonende gaben sie die Führung nicht mehr her.
© imago images/WEREK

1971/72: FC Bayern München nach 7 Punkten Rückstand
Bereits am 22. Spieltag schien die Meisterschaft vorentschieden zu sein. Schalke führte umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel bereits sieben Punkte vor den Bayern. Dann begann die Münchner Aufholjagd. Bereits am 26. Spieltag übernahmen die Münchner die Tabellenführung nach alter Punkteregelung. Nach Drei-Punkte-Regelung hätte es bis zum 30. Spieltag gedauert. Bis zum Saisonende gaben sie die Führung nicht mehr her.

<strong>2011/2012: Borussia Dortmund nach 7 Punkten Rückstand<br></strong>Der BVB hatte nach sechs Spieltagen einen Rückstand von sieben Punkten auf den FC Bayern. Dann drehte das Team von Jürgen Klopp auf. Nach der Hinrunde waren es nur noch drei Zähler Rückstand, am 30. Spieltag legte die Borussia dann mit einem 1:0 im direkten Duell den Grundstein für den Titelgewinn mit am Ende acht Punkten Vorsprung auf den Erzrivalen.
© 2012 Getty Images

2011/2012: Borussia Dortmund nach 7 Punkten Rückstand
Der BVB hatte nach sechs Spieltagen einen Rückstand von sieben Punkten auf den FC Bayern. Dann drehte das Team von Jürgen Klopp auf. Nach der Hinrunde waren es nur noch drei Zähler Rückstand, am 30. Spieltag legte die Borussia dann mit einem 1:0 im direkten Duell den Grundstein für den Titelgewinn mit am Ende acht Punkten Vorsprung auf den Erzrivalen.

ran: Sie hatten als Technischer Direktor maßgeblichen Anteil daran, Joshua Kimmich vor zehn Jahren zu Bayern zu holen. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass er seinen Vertrag nochmal verlängern wird?

Reschke: Jo Kimmich will eine starke Mannschaft haben und wird es daher positiv registriert haben, dass Musiala, Davies und Neuer verlängert haben. Doch das wird nicht der entscheidende Baustein für ihn sein. Es hat ihm nicht gefallen, dass es vergangenen Sommer ein paar Unstimmigkeiten gab. Aber ich glaube, das ist mittlerweile abgehakt. Ich wünsche dem FC Bayern, dass Kimmich bleibt. Und ich glaube auch, dass es für den Jo eine sehr gute Karriereentscheidung wäre, in München zu verlängern. Aber es gibt natürlich gute Gründe zu wechseln, weil viele internationale Topklubs an ihm interessiert sind. Das wird keine allein wirtschaftliche Entscheidung sein, sondern eine grundsätzliche über seine Lebensplanung. Kann er sich vorstellen, auch nach seiner Karriere bei Bayern zu bleiben oder reizt ihn einfach eine neue Herausforderung?

ran: Eine Verlängerung mit Kimmich wäre aber nicht billig für den FC Bayern, nachdem man bereits für Musiala und Davies tief in die Tasche greifen musste. Können Sie die Kritik daran an Max Eberl nachvollziehen?

Reschke: Erstens kann das niemand beurteilen, der die Verträge nicht kennt. Und zweitens diktiert der Markt die Preise. Klar ist: Hätten die Münchner die Verträge nicht verlängert, sondern stattdessen versucht, qualitativ vergleichbare Spieler zu verpflichten, wäre das viel, viel teurer geworden. Das kann ich jedem versichern. Von daher hat Max seine Aufgabe professionell und sehr gut erfüllt.

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