Champions League
FC Bayern in der Champions League: Thomas Müller und ein vergessener X-Faktor - Erkenntnisse vor dem Rückspiel gegen Inter Mailand
- Aktualisiert: 15.04.2025
- 13:56 Uhr
- Carolin Blüchel
Niederlage gegen Inter Mailand, Remis gegen Borussia Dortmund. ran analysiert, was der FC Bayern München jetzt ändern muss, um im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League das Ruder noch herum zu reißen.
von Carolin Blüchel
Das 2:2 gegen Borussia Dortmund steht sinnbildlich für den FC Bayern München dieser Tage. Trotz Überlegenheit wieder kein Sieg. Wie schon im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Inter Mailand am vergangenen Dienstag (1:2).
Dank des Leverkusener Patzers (0:0 gegen Union Berlin) ist das in der Bundesliga kein Beinbruch. Mit sechs Zählern Vorsprung auf die Werkself bei nur noch fünf verbleibenden Spieltagen halten die Bayern weiterhin klar Kurs auf die Meisterschaft.
Doch das vielleicht verlockendere Saisonziel – das Erreichen des Finals in der Königsklasse in der heimischen Allianz Arena – ist in akuter Gefahr.
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Zwar reicht den Bayern in San Siro am Mittwoch (ab 21 Uhr im Liveticker) ein Sieg mit einem Tor Unterschied zur Verlängerung und ein Erfolg mit zwei Treffern mehr als der Gegner zum Einzug ins Halbfinale. Damit das gegen abgezockte "Nerazzurri" aber auch so kommt, muss sich im Münchner Spiel quasi über Nacht einiges ändern. Und das trotz der anhaltenden Verletztenmisere.
Das Wichtigste in Kürze
ran fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
1. Die Chancenverwertung muss besser werden
"Wir müssen die Dinger dann halt auch machen", forderte Thomas Müller nach dem jüngsten Remis gegen den BVB. "Wir brauchen momentan zu viele Chancen, um Tore zu machen", diagnostizierte Sportvorstand Max Eberl.
Tatsächlich ist die Effizienz derzeit eklatant, wie ein Blick in die Statistik eindrucksvoll beweist: 20:11 Torschüsse im Hinspiel gegen Inter Mailand, 28:11 in der Bundesliga gegen Dortmund. Dass unter dem Strich nur eine Niederlage und ein Unentschieden heraussprangen, zeigt, wie schlampig die Münchner mit ihren Möglichkeiten umgehen.
Besonders ungewohnt ist die Ladehemmung für Stürmer Harry Kane. Knipste der Engländer in seinen ersten eineinhalb Jahren beim Rekordmeister nach Belieben, blieb er zuletzt vor allem in entscheidenden Spielen glücklos. Gegen Inter setzte er eine Hundertprozentige an den Pfosten und war sauer: "An einem guten Tag mache ich in diesem Spiel drei."
Der kommende Mittwoch wäre für so einen Tag prädestiniert. Zumal bei besserer Chancenverwertung auch defensive Böcke nicht all zu schwer wiegen würden, was uns zur zweiten Erkenntnis bringt.
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2. Abwehr ist nicht Champions-League-tauglich
Dem Münchner Lazarett ist es geschuldet, dass sich die Abwehrreihe im Grunde von selbst aufstellt. Mit Dayot Upamecano und Alphonso Davies fehlen zwei Abwehrspieler, deren Ausfälle bislang nicht zu kompensieren sind.
Eric Dier gilt unter Trainer Vincent Kompany sowieso nur als Notlösung. Minjae Kim, einst als Abwehrchef verpflichtet, leistet sich wie beim 0:1 gegen Dortmund zu häufig krasse Aussetzer. Auf der linken Seite fühlt sich Josip Stanisic nicht wirklich wohl. Alternative Raphael Guerreiro sorgt zwar im Spiel nach vorne für Wirbel, offenbart defensiv aber immer wieder Schwächen.
Hinzukommt, dass der junge Jonas Urbig seine Sache im Tor zwar mit Bravour meistert. Über die abschreckende Wirkung eines Manuel Neuer kann der 21-Jährige naturgemäß aber noch nicht verfügen.
"Wir sind hinten zu anfällig, was die Anzahl der Gegentore anbelangt", kritisierte auch Joshua Kimmich. In Zahlen: je zwei Gegentore gegen Dortmund und Inter, zwei gegen St. Pauli und sogar drei gegen Abstiegskandidat Bochum – alles in jüngerer Vergangenheit.
Vielleicht wäre eine Systemumstellung auf eine Dreierkette mit Konrad Laimer und Guerreiro auf den Flügeln eine bessere Option, um die abgekochten Inter-Stürmer Lautaro Martinez und Marcus Thuram in Schach zu halten. Doch unabhängig von der Aufstellung: Patzer wie zuletzt gegen Dortmund dürfen sich gegen die Italiener nicht wiederholen.
3. Thomas Müller muss in die Startelf
Dass FCB-Urgestein Müller nach Saisonende keinen neuen Vertrag erhalten wird, sorgte bei Fans und Spielern für Unmut. Dabei zeigte der 35-Jährige gerade in den jüngsten Spielen, wie wertvoll er auch sportlich noch ist.
Aufgrund der Verletzung von Jamal Musiala bekam Müller mehr Einsatzzeit und zahlte das Vertrauen umgehend zurück. Nach seiner Einwechslung gegen Inter in der Schlussviertelstunde spürte man sofort eine andere Energie auf dem Platz. Dass sein Ausgleichstreffer am Ende nicht zum Remis reichte, ändert daran nichts.
Offenbar spürte das auch Kompany. Denn gegen Dortmund stand Müller schließlich in der Startelf und glänzte als Antreiber sowie Vorlagengeber zu Guerreiros 1:1. "Ich merke natürlich, dass ich keine 20 mehr bin. Ich bin ja nicht blind. Aber ich merke trotzdem, dass ich in und um den Strafraum herum meinen Fuß in einer gefährlichen Aktion drin haben kann", sagte der Torjäger nach Abpfiff. Wie recht er doch hat.
In San Siro könnte vor allem die Müller-Mentalität den Unterschied machen. Angesprochen darauf, ob die Bayern in Mailand ein Wunder benötigen, konterte er kess: "Die Frage finde ich absolut blöd. Ich weiß nicht, ob man bei einem Ein- oder Zwei-Tore-Sieg von einem Wunder sprechen muss."
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4. Die Joker empfehlen sich
Serge Gnabry kommt in dieser Saison über die Jokerrolle nicht hinaus. Das lag auch an zahlreichen Blessuren, die den Flügelflitzer plagten. Doch jetzt ist Gnabry fit. Seine Einwechslung gegen Dortmund brachte unmittelbar Schwung ins Bayern-Spiel. Das Resultat: Mit der Vorarbeit zum ersten Tor und einem sehenswerten Solo zum 2:1 empfahl er sich für mehr Spielzeit.
"Das ist bei ihm der Schlüssel. Wenn er körperlich stabil ist, dann kann man die Qualität auch nicht aufhalten", so Kimmich über Gnabry.
Auch Guerreiros Einwechslung hatte am Samstag nicht nur wegen seines Tores einen positiven Effekt. Ob Kompany nach der eher schwachen Leistung gegen Inter im Hinspiel erneut auf den Portugiesen setzen wird, ist dennoch fraglich.