DFB-Team
Julian Nagelsmann verlängert beim DFB: Dieses Bekenntnis ist ein Zeichen an den deutschen Fußball - ein Kommentar
- Aktualisiert: 24.01.2025
- 18:07 Uhr
- Chris Lugert
Julian Nagelsmann bleibt dem DFB langfristig erhalten. Diese Entscheidung ist nicht nur ein starkes Signal des Bundestrainers, sondern ein Gewinn für den gesamten deutschen Fußball. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Diese Nachricht kam am Freitag aus dem Nichts: Julian Nagelsmann hat sich langfristig für eine Zukunft als Bundestrainer entschieden und seinen Vertrag bis zur EM 2028 verlängert.
Ein Bekenntnis mit fast schon historischer Tragweite.
Nagelsmann und die Nationalmannschaft - was im Herbst 2023 als eine Zweckehe für beide Seiten begann, hat sich längst zu einer echten Liebesbeziehung entwickelt. Ein Perfect Match, das selbst der frühere Bayern-Trainer nicht erwartet hatte.
"Ich hätte mir im September 2023, als ich zum DFB gekommen bin, nicht vorstellen können, über die Heim-EM hinaus Bundestrainer zu sein", ließ sich Nagelsmann in der Mitteilung zitieren. Ein ehrliches Eingeständnis.
Damals befand sich die Nationalmannschaft am Boden, die EM drohte, ein Fiasko zu werden. Nagelsmann sollte als Feuerwehrmann einspringen, danach - so der ursprüngliche Plan - gehen beide Seiten wieder ihre eigenen Wege.
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Für Nagelsmann war es nach seinem enttäuschenden Aus beim FC Bayern eine gute Gelegenheit, seine Reputation im deutschen Fußball wieder zurechtzurücken, gleichzeitig konnte er die Zeit überbrücken, bis ein Verein anklopft.
Nagelsmann mit ähnlicher Bedeutung wie Klinsmann
Doch davon ist jetzt keine Rede mehr - und das, obwohl Nagelsmanns Marktwert in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen sein dürfte. Dass er sich trotzdem so klar zum DFB bekennt, ist ein Coup für das ganze Fußball-Land und ein starkes Signal des Bundestrainers.
Nagelsmanns Verpflichtung war die vielleicht wichtigste Personalie seit Jürgen Klinsmann 2004. Auch damals war die Nationalmannschaft ein Trümmerhaufen, Klinsmann legte mit seinen Maßnahmen den Grundstein für den späteren Erfolg unter Joachim Löw. Ein ähnliches Erweckungserlebnis brauchte das DFB-Team im Vorjahr - und bekam es.
Das "großartige Feedback", das er von den Menschen in Deutschland bekommen habe, "zeigt uns, dass unser gemeinsamer Weg richtig ist. Und er ist noch nicht zu Ende", sagte Nagelsmann. Das Ziel ist klar: "Wir wollen zusammen Titel gewinnen." Mit seiner Verlängerung sendet er die Botschaft, dass er selbst auch an diese Erfolge glaubt.
Dass man 16 Monate nach dem Tiefpunkt plötzlich wieder von Titeln spricht, ist allein Nagelsmanns Verdienst. Er hat die Nationalmannschaft umgekrempelt, hat ein System implementiert, das erfolgreich ist. Und dessen Früchte er ernten will.
Die Heim-EM endete auf die maximal bittere Art im Viertelfinale, in der Nations League spielte das DFB-Team seine beste Runde seit Einführung des Wettbewerbs. Schon im Sommer kann es den ersten Titel geben. Der Aufwärtstrend in Rekordzeit ist unübersehbar. Und bei den Fans hat die Nationalmannschaft wieder an Bedeutung und Zuneigung gewonnen.
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Kaum Alternativen zu Nagelsmann
Der DFB hat durch Nagelsmanns Bekenntnis zudem Planungssicherheit für die kommenden Jahre. Zumal es auch keine wirklichen Alternativen gegeben hätte. Denn der Markt an deutschsprachigen Trainern mit Renommee ist nicht gerade überfüllt. Um nicht zu sagen: Es gibt ihn quasi nicht.
Thomas Tuchel hat in England unterschrieben. Jürgen Klopp ist vom Markt und bei vielen deutschen Fans auf der Beliebtheitsskala unter den meisten Politikern angekommen. Ralf Rangnick ist in Österreich so glücklich, dass er selbst dem FC Bayern eine Abfuhr erteilt hat. Und ob Christian Streich überhaupt Interesse gehabt hätte, ist fraglich.
Deutsche Nationalmannschaft: Die Schulabschlüsse der DFB-Stars
Nagelsmann ist die 1A-, 1B- und 1C-Lösung für den DFB. Und wer den Bundestrainer kennt und seinen Feuereifer für die Nationalmannschaft erlebt hat, weiß, dass er diesen Vertrag auch erfüllen wird - selbst wenn es doch noch Anfragen von Klubs geben sollte und Verträge im Fußball so eine Sache sind.
Ab sofort kann sich der Fokus beim DFB-Team komplett auf das Sportliche richten: Nations League, WM-Qualifikation und das Turnier in den USA, Mexiko und Kanada im Sommer 2026. Nebengeräusche über Nagelsmanns Zukunft wurden bereits vor ihrem Aufkommen im Keim erstickt.
Das DFB-Team steht vor glanzvollen Jahren. Ob es am Ende tatsächlich zu den von Nagelsmann anvisierten Titeln reichen wird, bleibt abzuwarten.
Die Chancen jedoch sind am Freitag sprunghaft gestiegen.