DFB-Pokal
VfL Wolfsburg: So knackt Hecking den Bayern-Code
- Aktualisiert: 27.10.2015
- 15:29 Uhr
- ran.de / Niklas Marx
Die zweite Runde des DFB-Pokal hat es in sich: Der amtierende Pokalsieger VfL Wolfsburg empfängt den deutschen Rekordmeister FC Bayern München (ab 20 Uhr im Liveticker auf ran.de). Das Team von Coach Pep Guardiola scheint für deutsche Mannschaften derzeit unschlagbar zu sein und fährt mit mächtig Rückenwind aus der Bundesliga nach Niedersachsen. Dabei hat "Wölfe"-Trainer Dieter Hecking schon mehrfach gezeigt, wie man das Bayern-System aushebelt.
München/Wolfsburg - Der FC Bayern München ist in der Bundesliga wieder einmal das Maß aller Dinge. Mit zehn Siegen und ohne Punktverlust beherrscht der deutsche Rekordmeister bislang jeden Gegner fast schon nach Belieben. Mit 33:4-Toren und mittlerweile sieben Punkten Vorsprung ist die Meisterschaft gefühlt bereits nach dem zehnten Spieltag weitestgehend entschieden.
Selbst die vermeintliche Konkurrenz aus Dortmund und Wolfsburg wurde mit jeweils 5:1 aus der Allianz Arena verabschiedet - die bayrische Dominanz drückte sich somit auch für jeden sichtbar auf der Anzeigetafel aus.
Aber: Vor allem die "Wölfe" haben die Bayern vor rund einem Monat eine Halbzeit lang vor große Probleme gestellt. Erst eine überragende Einzelleistung von Robert Lewandowski mit fünf Toren in nur neun Minuten im zweiten Durchgang ließ die Münchner am Ende jubeln. Und dabei wird gerne vergessen, dass der Wolfsburger Josuha Guilavogui kurz vor der Halbzeit fast das 2:0 erzielt hätte. Wer weiß, wie die Partie dann ausgegangen wäre …
Anfang des Jahres konnte die Mannschaft von Coach Hecking einen 4:1-Heimsieg gegen die Münchner feiern, vor einem Monat stand es zur Halbzeit 1:0. Hecking weiß also, wie man die Bayern schlägt, wie man ihnen Schwierigkeiten bereitet. Der Wolfsburg-Trainer knackt den Bayern-Code.
ran.de zeigt Heckings Rezept, wie eine Mannschaft gegen die bajuwarische Übermacht bestehen kann:
Schnörkelloses Spiel: In beiden genannten Spielen schickte Hecking eine sehr gut sortierte Mannschaft auf den Rasen, die von der ersten Sekunde an in der Lage war, das sonst so dominante bayrische Passspiel aus dem Mittelfeld heraus zu stören.
Darüber hinaus gab der VfL-Coach seiner Elf mit auf den Weg, die Räume, die die Bayern ihnen auf dem Spielfeld aufgrund ihrer offensiven Spielweise gaben, zu nutzen. Das Ziel: Nach dem Ballgewinn schnörkellos und schnell nach vorne spielen. So reichten vor einigen Wochen vier Pässe, bis Daniel Caligiuri zum 1:0-Torerfolg kam.
Kompaktheit: Die erste Voraussetzung für ein erfolgreiches Spiel gegen die Bayern ist eine kompakte Defensivleistung. Das hat Hecking seinem Team unmissverständlich eingetrichtert. Und so platzierte sich die Wolfsburger Mannschaft gegen die Münchner kurz nach der Mittellinie und verengte so geschickt die Räume vor dem eigenen Strafraum.
Durch zeitweise starkes Pressing der Wolfsburger auf den ballführenden Spieler der Bayern, blieb der Guardiola-Elf nur wenig Raum und Zeit, um ihre Angriffe einzuleiten.
Vor allem Luiz Gustavo und Josuha Guilavogui bzw. Maximilian Arnold schafften es in den vergangenen Spielen, Druck auf die zentralen Mittelfeldspieler der Bayern aufzubauen – und somit das sonst so starke Aufbauspiel der Bayern zu stören. So provozierten die Niedersachen im letzten Drittel immer wieder Fehlpässe der Bayern, vor allem dann, wenn Philipp Lahm und Co. weit aufgerückt und in der Defensive anfällig für schnelle Konter waren.
Pressing und Umschaltspiel: Ballgewinne konnte Wolfsburg außerdem erzeugen, wenn die Bayern auf die Flügel ausweichen mussten. Dann schaffte das Verschieben der Wolfsburger immer wieder Überzahlsituationen und nahm den Münchnern so die Anspielstationen.
Sobald der Ball dann in Reihen der Wolfsburger war, schwärmten die offensiv verteidigenden Flügelspieler aus. Mit Max Kruse, Julian Draxler und Caligiuri nutzten die "Wölfe" zudem die komplette Breite des Feldes. Diese drei Offensiv-Spieler wurden direkt nach Ballgewinn mit langen Diagonalbällen gefüttert. Auch, weil sie die technischen Fähigkeiten besitzen, solche Bälle zu verarbeiten und so weiterzuleiten, dass gefährliche Torsituationen entstehen.
Die weit aufgerückten Außenverteidiger der Bayern wurden somit ein ums andere Mal schnell überspielt. Bayern-Abwehrchef Jerome Boateng konnte die Ordnung danach nicht mehr herstellen, da der Münchner Defensiv-Block zu offensiv stand.
Chancenverwertung: Statistik hin oder her – gegen die Bayern über 90 Minuten auf Ballbesitz zu spielen, ist unmöglich. Selbst Real Madrid beschränkte sich in der Champions League 2014 auf eine gute Defensive, gepaart mit schnellen Kontern – und das erfolgreich.
Am Ende des Spiels werden sicherlich wieder rund 70 Prozent Ballbesitz für die Bayern zu Buche stehen. Dennoch: Entscheidend wird vielmehr die Chancenverwertung sein. Die war bei den Wolfsburgern beim viel zu hoch ausgefallenen 1:5 in München eben alles andere als zufriedenstellend. Im Gegensatz zum FC Bayern. Bei Lewandowski war damals jeder Schuss ein Treffer. Das könnte sich im DFB-Pokal ändern …
Konzentration: Die Bayern spielen in den letzten Wochen auf einem unglaublichen Level. Nur wenn Wolfsburg über die komplette Distanz hoch konzentriert bleibt und Spieler wie Lewandowski oder den wiedergenesenen Arjen Robben dauerhaft im Team verteidigt, ist ein Sieg gegen den deutschen Rekordmeister im Bereich des Möglichen. Nur ein kleiner Leichtsinnsfehler könnte das Spiel allerdings in eine komplett andere Richtung laufen lassen …
Niklas Marx