DFB-Team
Ilkay Gündogan bleibt Kapitän: Ein klares Zeichen an Manuel Neuer - ein Kommentar
Julian Nagelsmann hat mit seinem Bekenntnis zu Ilkay Gündogan nur das Offensichtliche klargemacht: Er braucht Manuel Neuer aktuell nicht. Ein Kommentar.
Von Martin Volkmar
Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft bleibt ein gebürtiger Gelsenkirchener. Immerhin hier herrscht Kontinuität.
Ansonsten allerdings hat Julian Nagelsmann durch seine Entscheidung für Ilkay Gündogan vor dem Länderspiel gegen Mexiko ein klares Zeichen gesetzt.
Auch und vor allem in Richtung von Manuel Neuer.
Der 37-Jährige war seit Bastian Schweinsteigers Abschied nach der EM 2016 Spielführer der deutschen Elf.
Diese Ära ist nun beendet und sie wird mit dem zweimaligen WM-Vorrundenaus in Folge 2018 und 2022 als eine der schlechtesten in die DFB-Geschichte eingehen.
Deshalb ist Nagelsmanns klares Statement, dass Gündogan auch bei einer möglichen Rückkehr Neuers die prestigeträchtige Binde behalten wird, ein weiteres Signal für den erhofften Aufbruch unter dem neuen Bundestrainer.
Das Wichtigste in Kürze
Ilkay Gündogan bringt alles mit
Sportlich ist es in jedem Fall richtig, den Weltklassespieler des FC Barcelona zum Zentrum des deutschen Spiels und zu seinem verlängerten Arm auf dem Platz zu machen. Gündogan bringt nicht nur spielerisch alles für die Rolle mit.
Als Kapitän von Triplesieger Manchester City hat der Mittelfeldmann in der vergangenen Saison eindrucksvoll auch seine Leadership-Qualitäten als Anführer einer Ansammlung von Topstars unter Beweis gestellt.
Dagegen ist bei seinem Vorgänger völlig unklar, ob er überhaupt nochmal ein Comeback als deutsche Nummer 1 schafft. Fast ein Jahr hat Neuer gebraucht, um sich nach seiner schweren Beinverletzung bei einem Skiunfall nach der WM wieder heranzukämpfen.
Gegen Mainz 05 könnte er am Samstag endlich wieder auf dem Platz stehen, aber man darf angesichts seines Alters und seiner Krankenakte Zweifel haben, ob er nochmal an seine frühere Glanzform auf höchstem Niveau anknüpfen kann.
Nagelsmann kann das in Ruhe abwarten, schließlich hat er aktuell mit Marc-Andre ter Stegen einen exzellenten Torhüter zur Verfügung. Solange die Konstellation so bleibt, ist es fraglich, ob der DFB-Coach Neuer bald wieder zurückholt.
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Mit einem unzufriedenen Neuer droht Unruhe
Denn mit einem unzufriedenen Neuer als Ersatzmann hinter ter Stegen wäre Unruhe in der deutschen Mannschaft sehr wahrscheinlich, medial und möglicherweise auch intern. Zumal das Verhältnis zu Nagelsmann nach dessen Rauswurf des Neuer-Vertrauten Toni Tapalovic in seiner Zeit als Bayern-Chefcoach ohnehin nicht das Beste ist.
Beinahe zwangsläufig drängen sich die Parallelen zur Ausbootung Michael Ballacks nach dessen Verletzung vor der WM 2010 auf, als Nachfolger Philipp Lahm dem alternden Platzhirschen den Kampf ansagte und klar erklärte, dass er die Spielführerbinde nicht mehr abgeben werde.
Es war der Anfang vom Ende von Ballacks DFB-Karriere, auch nach seiner Genesung gab es keinen Weg mehr zurück für ihn.
Insofern hat Nagelsmann mit seinem Bekenntnis zu Gündogan in den USA nur das Offensichtliche klargemacht: Dank der beiden Topspieler des FC Barcelona in den zwei Schlüsselpositionen kann er guten Gewissens auf Manuel Neuer verzichten – jetzt und vielleicht auch dauerhaft.