Nagelsmann will Fehler vermeiden
DFB-Team: Diese Fehler darf Julian Nagelsmann nicht wiederholen
- Aktualisiert: 17.10.2023
- 20:43 Uhr
- Stefan Kumberger
Julian Nagelsmann ist erfolgreich in seine Zeit als Bundestrainer gestartet. Damit das so bleibt, sollte er einige Fehler aus seiner Zeit beim FC Bayern tunlichst vermeiden.
Schon vor dem Spiel der DFB-Elf gegen die USA (3:1) präsentierte sich Julian Nagelsmann reflektiert und selbstkritisch.
"Ich habe ein paar Fehler gemacht, die ich so nicht nochmal machen würde", sagte der Bundestrainer über seine Zeit beim FC Bayern.
Nagelsmann ist erfrischend ehrlich, doch auch für die kommenden Monate bis zur Europameisterschaft warten allerhand Fallstricke.
ran zeigt, welche Probleme auf Nagelsmann warten, wie er in München in ähnlichen Situationen damit umging und was ihm jetzt hilft.
Auftreten und Persönlichkeit
Der Charakter eines Menschen lässt sich vermutlich per se nicht ändern, doch Nagelsmann arbeitet daran, in der Außenwirkung Extreme zu vermeiden.
Der 36-Jährige ist extrovertiert und eloquent – das sah man beim FC Bayern nicht immer gern. Flapsige Kommentare auf Pressekonferenzen und in Interviews, sind immer nur so lange lustig, wie der sportliche Erfolg da ist.
In München wandelte er dabei immer auf einem schmalen Grat und spielte verbal mit dem Feuer.
Einige Wochen vor seiner Entlassung im April verglich Nagelsmann die Arbeit mit seinen Spielern noch mit der Erziehung seiner Kinder und gestand sorglos, dass er im Erfolgsfall auch etwas vom öffentlichen Ruhm abhaben wolle.
Solch allzu offenherzigen Aussagen dürfen dem Bundestrainer nicht mehr passieren – auch wenn die Notwendigkeit, den etwas altbackenen Ruf des DFB ein wenig aufzupeppen, groß sein mag.
Sein auffälliges Hemd, das er während der Partie gegen USA trug, muss als Extravaganz ausreichen.
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Kommunikation mit den Spielern
In München gefiel es einigen Spielern nicht, dass Nagelsmann vor allem mit Joshua Kimmich Ideen austauschte und die Kommunikation mit dem restlichen Kader größtenteils seinen Assistenten überließ.
Am deutlichsten wurde dieses Versäumnis in der Causa Manuel Neuer. Der beäugte schon länger kritisch Nagelsmanns gutes Verhältnis zu Kimmich.
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Auch wenn die damaligen Bayern-Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic behaupteten, der Trainer habe "die Kabine verloren", zeigen heutige Aussagen von Kimmich, Thomas Müller und Leon Goretzka, dass dem nicht so war. Verständlicherweise setzt er jetzt auch wieder auf diese Routiniers.
Den Fehler aus Münchner Zeiten, das Training zu komplex zu gestalten, kann Nagelsmann zudem fast nicht begehen. Oftmals fehlt im Kreise der Nationalmannschaft schlicht die Zeit, tiefgründige Taktikideen einzustudieren.
Viel mehr kommt es darauf an, die Top-Spieler allesamt auf Top-Niveau zu bekommen und dort zu halten.
Privatleben
Das Theater um Julian Nagelsmanns Privatleben zu Münchner Zeiten ist bekannt und zur Genüge besprochen.
Man darf fest davon ausgehen, dass der Bundestrainer nicht erneut mit allzu öffentlichkeitswirksamen Fotos mit seiner Freundin Lena Wurzenberger für Aufsehen sorgen wird. Auch weil klar ist, dass sein neuer Job eine gewisse Zurückhaltung erfordert – noch mehr als beim FC Bayern.
Dort hatten sich einige Traditionalisten daran gestört, dass Nagelsmann nach Siegen oftmals schnell in Richtung seiner Partnerin eilte, die auf der Tribüne wartete.
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Einen Ski-Urlaub wird sich der 36-Jährige dagegen durchaus gönnen dürfen – als Bundestrainer hat man eben doch mehr Freizeit als als Coach eines Klubs. Auch private Touren auf dem Longboard, im Porsche oder auf der Harley sind kein Problem, sofern sie nicht permanent vor den Augen der Öffentlichkeit geschehen.
Dass er umgekehrt seinen Spielern zu viel Freizeit einräumt, kann Nagelsmann eigentlich nicht passieren. Bei den Bayern hatte sich Uli Hoeneß an den viereinhalb Wochen Urlaub im Winter 2022/23 gestört, die der Trainer seinen Profis eingeräumt hatte.
Beim DFB ist Nagelsmann fest an den Rahmenterminkalender von FIFA und UEFA gebunden und für die Gewährung von Urlaubstagen nicht zuständig.
Sportliche Aspekte
Der Wechsel vom Klub- ins Bundestrainer-Amt ist für Nagelsmann mit einem entscheidenden Nachteil verbunden: Er kann nicht auf dem Transfermarkt aktiv werden und sich Spieler "wünschen", die in seine Vorstellungen passen.
Vielmehr muss er die richtige Taktik für die rund 40 Spieler finden, die grundsätzlich Potential haben, für die Nationalmannschaft zu spielen. Gut möglich also, dass er – wie schon beim FC Bayern – Experimente eingehen muss. Dann muss er sie aber besser verkaufen als noch in Münchner Zeiten.
Streitfall Cancelo: Thema nervt Nagelsmann gewaltig
Als er beim Rekordmeister die Dreierkette einführte, wirkte er nach außen trotzig und verprellte gleichzeitig Joao Cancelo, indem er ihm öffentlich die Fähigkeit absprach, ein "Dreierketten-Spieler" zu sein.
Das sollte ihm bei DFB – wo er sich seine Wunschspieler nicht schnitzen kann – besser nicht passieren.