Nationalmannschaft
DFB: Van Gaal wäre der bessere Bundestrainer
- Aktualisiert: 14.09.2023
- 14:42 Uhr
- Martin Volkmar
Nach Rudi Völlers endgültiger Absage spricht vieles für Julian Nagelsmann. Dabei wäre Louis van Gaal nicht nur die billigere Variante.
Rudi Völler will die deutsche Mannschaft also nicht bis zur Heim-EM als Teamchef führen. Das kommt wenig überraschend und ist doch bedauerlich.
Denn der Ex-Nationalspieler und Publikumsliebling ist genau der Typ, den die zuletzt komplett verunsicherte DFB-Auswahl braucht:
Ein anerkannter Fachmann mit einem guten Standing bei Fans und Medien, der mit der Fokussierung aufs Wesentliche und selbstbewusstem Auftreten für eine Aufbruchstimmung sorgt.
Das 2:1 gegen Frankreich hat ja gezeigt, dass ein paar Handgriffe reichen können, um aus einer Ansammlung von talentierten Profis doch wieder ein echtes Team zu machen.
Wer dieses Prinzip in seiner langen Karriere nahezu meisterhaft beherrschte, ist Louis van Gaal. Der 72-Jährige hat das auf allen seinen Stationen bewiesen.
So legte er beim FC Bayern die taktischen Grundlagen für den Offensiv-Fußball, der von seinen Nachfolgern nur noch verfeinert werden musste und bis heute die Basis der Bayern-DNA auf dem Platz bildet.
Das Wichtigste in Kürze
Van Gaal: Niederlande als Blaupause
Sein letzter Posten als Bondscoach könnte als Blaupause für den DFB dienen. In seinem Heimatland sorgte van Gaal zuletzt dafür, dass in der nach dem frühen EM-Aus 2021 ebenfalls stark verunsicherten Elftaal wieder Stabilität und Ordnung zurückkehrte.
Auf dieser Basis kam auch das Potenzial der vielen hochveranlagten niederländischen Offensivkräfte besser zur Geltung und das Selbstbewusstsein stieg mit jedem Erfolg.
Bei der WM in Katar sorgte van Gaal mit seinen One-Man-Shows in den Medien zudem dafür, dass sich die Spieler in Ruhe auf den Sport konzentrieren konnten, auch Nebenschauplätze wie die Diskussionen um die One-Love-Binde räumte er schnell und im Alleingang ab.
So wäre mit etwas Glück im Elfmeterschießen auch ein Sieg im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Argentinien möglich gewesen. Die WM hat jedenfalls gezeigt: Der Privatier van Gaal gehört noch lange nicht zum alten Eisen.
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Van Gaal: Klares Votum seiner Ex-Spieler
Daher wundert es nicht, dass sich zuletzt seine ehemaligen Spieler Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger für den "Tulpen-General" als neuen Bundestrainer aussprachen – und eben nicht für den Topkandidaten Julian Nagelsmann.
Denn während beim Ex-Bayern-Coach nach wie vor unklar ist, ob er den mit hohen Erwartungen verbundenen Job als deutscher EM-Heimtrainer überhaupt haben will und auch ob es sich ansatzweise mit seinen finanziellen Vorstellungen vereinbaren lässt, ist van Gaal nicht nur die billigere, sondern auch die bessere Variante.
Lahm begründete das mit dessen zahlreichen Stärken: Disziplin, Ordnung und Struktur in der Spielweise, klare Ansprache, viel Erfahrung, starke Persönlichkeit, natürliche Autorität.
Van Gaal: Lahms oberstes Ziel ist eine erfolgreiche EM
Diese eindeutige Empfehlung an die DFB-Bosse Bernd Neuendorf, Hans-Joachim Watzke und Rudi Völler macht Lahm nicht, um seinem einstigen Trainer einen Gefallen zu tun. Vielmehr ist er als Turnierdirektor vor allem an einer erfolgreichen Europameisterschaft im eigenen Land interessiert.
Und dieser Erfolg steht und fällt mit Auftreten und Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft.
Van Gaal ist menschlich nicht immer einfach, aber er hat es bislang noch immer geschafft, seine Mannschaften zu überzeugen, hinter sich zu bringen und zum Erfolg zu führen. Und dem extremen Druck ist der mit allen Wassern gewaschene Routinier ohnehin gewachsen.
Daher spricht vieles dafür, ernsthaft mit van Gaal zu verhandeln – gerade, weil er als Bundestrainer die unbequemere Wahl wäre.