26 Spieler berufen
EM-Kader des DFB steht: Darum ist die Hummels-Entscheidung hart, aber richtig - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 16.05.2024
- 15:31 Uhr
- Tobias Hlusiak
Julian Nagelsmann hat in Berlin seinen Kader für die Heim-EM bekantgegeben. Nicht dabei ist Mats Hummels. Der Verzicht auf den Weltmeister von 2014 überrascht viele, ist aber nachvollziehbar. Ein Kommentar.
Von Tobias Hlusiak
Der Kader für die EM im eigenen Land steht.
Und - wie vom Bundestrainer schon vor einigen Wochen angekündigt - unterscheidet er sich kaum von dem, der im März die erfolgreichen Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande bestritt.
Nur minimale Anpassungen hat Julian Nagelsmann vorgenommen. Damals wie heute nicht dabei: Mats Hummels.
Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund wird also trotz zuletzt herausragender Leistungen nicht mit von der Partie sein.
Für viele Beobachter und Fans kommt diese Entscheidung mindestens mal überraschend, einige halten sie gar für falsch.
Dabei sind die Überlegungen des Bundestrainers nachvollziehbar. Die Nichtberücksichtigung des Weltmeisters von 2014 ist ein Härtefall - aber richtig.
Das Wichtigste in Kürze
Nagelsmann sieht "keine schlechten Menschen"
Mehrfach hat Nagelsmann auf der Pressekonferenz zur Kader-Bekanntgabe klar gemacht, dass ihm ein gutes Miteinander in seiner Mannschaft das wichtigste Gut ist.
Im besten Fall bleibt man ja immerhin gut sechs Wochen zusammen - vom ersten Trainingslager in Weimar bis zum Finale.
"Keiner der Spieler, die jetzt zuhause bleiben, ist ein schlechter Mensch", begründete der Bundestrainer offen. "Jeder Mensch hat seinen Charakter und da muss ich entscheiden: Passt das, oder passt es nicht? Übrigens nicht nur mit mir, sondern mit der ganzen Gruppe."
Im Fall von Hummels - und auch von Bayern-Star Leon Goretzka - lautete die Entscheidung offenbar: Passt nicht.
Auch weil der Bundestrainer die Rollen seiner Verteidiger längst vergeben hat.
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DFB-Kader für die Heim-EM 2024: Die Mannschaft von Julian Nagelsmann in der Übersicht
Nagelsmann: "... gibt da einen guten Bahnhof"
Antonio Rüdiger ist als Cornerstone und Führungsspieler absolut gesetzt. Als zweiten Stamm-Innenverteidiger legte sich Nagelsmann früh auf den Leverkusener Jonathan Tah fest.
So ließ er im März erfolgreich spielen. Und so will er es auch im Turnier tun. "Es bringt jetzt nichts, etwas zu ändern, das gerade erst entstanden ist", so Nagelsmann.
Hinter den Startern sind Waldemar Anton, der erstmals von Nagelsmann berufene Hummels-Vereinskollege Nico Schlotterbeck und Robin Koch klare Back-ups. Schlotterbeck ist zudem der einzige des IV-Quintetts mit einem starken linken Fuß.
Da spielt es dann eben keine Rolle, ob Hummels der statistisch beste Innenverteidiger der aktuellen Champions-League-Saison ist und zuletzt in äußerst starker Form war.
Anton, Koch und Schlotterbeck passen schlicht besser ins Gesamtkonstrukt, weil Nagelsmann ihnen eher zutraut, diese Rolle über den ganzen Sommer hinweg ohne Zwischentöne zu akzeptieren und auszufüllen.
"Und wenn in Weimar dann doch einer meint, er müsse immer spielen, dann gibt es da auch einen guten Bahnhof. Dann fährt er halt wieder," meinte der 36-Jährige.
EM-Kader: Darum kommt Schlotterbeck mit
Koch kommt wohl als Sparringspartner
Überhaupt Weimar.
Das Auftakttrainingslager in Thüringen, das vom 26. bis 31. Mai stattfindet, beeinflusste den Kader.
Weil Borussia Dortmund und Real Madrid das Champions-League-Finale am 1. Juni bestreiten, werden die Spieler dieser Mannschaften die komplette Maßnahme verpassen.
Das betrifft besonders den Defensivverbund. Antonio Rüdiger und Nico Schlotterbeck werden nicht da sein. Um dennoch einen geregelten Trainingsbetrieb zu gewährleisten, greift Nagelsmann auf den Frankfurter Koch zurück.
Der hatte schon im März keine Minute Spielzeit gesehen und gehört ohne Frage zu den Wackelkandidaten, was den endgültigen 26er Turnierkader betrifft.
22 Feldspieler und vier Torhüter will der Bundestrainer dann beisammen haben. Bei aktuell 27 Nominierten muss also noch einer gehen.
Höchstwahrscheinlich trifft es Koch oder den Hoffenheimer Stürmer Maximilian Beier. Die Wackelkandidaten seien informiert, erklärte Nagelsmann. Natürlich ohne Namen zu nennen.
Ein unangenehmes Gespräch wird Nagelsmann vor dem Turnierstart also noch führen müssen.
Mit Mats Hummels hat er dies bereits getan.