Europameisterschaft
EM 2024 - Christian Karembeu im ran-Interview: "Ich tippe auf ein EM-Finale Deutschland gegen Frankreich"
- Aktualisiert: 13.06.2024
- 22:20 Uhr
- Christian Stüwe
Welt- und Europameister Christian Karembeu spielte kürzlich bei der DAZN Infinity League und sprach mit ran über die EM in Deutschland, die Bedeutung des Heimvorteils bei einem großen Turnier und Frankreichs Chancen. Als Sportdirektor von Olympiakos Piräus äußert sich der 53-Jährige auch zur Situation des griechischen Fußballs.
Das Interview führte Christian Stüwe
ran: Christian Karembeu, wie war es, bei der DAZN Infinity League mit anderen Legenden wie Lucio oder Gaizka Mendieta für Global United FC zu spielen?
Christian Karembeu: Es hat Spaß gemacht! Wir kennen uns, wir sind als ehemalige Fußballprofis Teil einer großen Familie. Unsere Karrieren liegen hinter uns, jetzt macht es Spaß, zu so einem Turnier zu kommen und einfach Spaß mit meinen Mitspielerinnen und Mitspielern zu haben. Es war ein tolles Event, mit Fußball und Musik. Es war gut für uns und für das Publikum.
ran: Am 14. Juni startet in München die Europameisterschaft mit dem Spiel Deutschland gegen Schottland. Ist Frankreich als Vize-Weltmeister für Sie der große Favorit?
Karembeu: Frankreich gehört immer zu den Favoriten. Genauso wie Deutschland oder Spanien. Die EM wird mit Sicherheit ein hochklassiges Turnier werden. Ich kenne unseren Nationaltrainer Didier Deschamps sehr gut, er ist sehr ehrgeizig und will natürlich ins Finale kommen. Wenn ich wetten müsste, würde ich auf ein Finale zwischen Deutschland und Frankreich setzen.
Das Wichtigste in Kürze
ran: Einige wichtige Spieler sind nach dem WM-Finale in Katar aus der französischen Nationalmannschaft zurückgetreten. Wie sehr werden sie fehlen?
Karembeu: Natürlich werden sie vermisst werden. Wenn man Spieler wie Karim Benzema, Hugo Lloris, Didier Pogba und noch einige mehr nicht mehr im Kader hat, merkt man das natürlich. Aber Didier hat dafür gesorgt, dass das Skelett der Mannschaft noch da ist, mit Spielern wie Adrien Rabiot, N’Golo Kante oder Olivier Giroud. Und selbstverständlich sind Kylian Mbappe und Antoine Griezmann auch noch da. Es sind also einige Spieler dabei, die schon in großen Spielen auf dem Platz gestanden und ihre Erfahrungen gemacht haben. Dazu kommen Spieler wie Eduardo Camavinga, Aurelien Tchouameni oder Ferland Mendy, die diese Erfahrungen mit Real Madrid auf Klub-Ebene gesammelt haben.
Ich liebe Toni Kroos! Als Spieler und als Mensch.
Christian Karembeu
ran: Toni Kroos hat seine Karriere bei Real Madrid beendet. Denken Sie, es wird der deutschen Mannschaft helfen, dass er für die Europameisterschaft ins Team zurückgekehrt ist?
Karembeu: Ja! Ich denke, es ist absolut verdient, dass er wieder dabei ist. Ich liebe Toni Kroos! Als Spieler und als Mensch. Ich denke, er hat der Welt schon gezeigt, was er alles schaffen kann. Er war beim FC Bayern München schon sehr erfolgreich. Dann ist er zu Real Madrid gewechselt, und zehn Jahre später hat er sich die Anerkennung erarbeitet, einer der besten Mittelfeldspieler in der Geschichte des Fußballs zu sein.
ran: Sie haben 1998 mit Frankreich die Weltmeisterschaft im eigenen Land gewonnen. Wie wertvoll ist der Heimvorteil bei so einem großen Turnier?
Karembeu: Es war fantastisch, phänomenal, eine magische Energie lag in der Luft. Die Stimmung war unglaublich. Wir haben überall Flaggen gesehen und konnten spüren, wie die ganze Nation hinter uns stand. Die Menschen haben uns unterstützt, bis zu den letzten Schritten im Finale. Allerdings war dieses Gefühl zu Beginn der WM noch nicht da. Aber mit jedem Schritt, mit jedem guten Resultat, wurde der Zusammenhalt stärker. Das ganze Land ist trotz aller Unterschiede zusammengerückt. Das war die großartige Botschaft dieser Weltmeisterschaft.
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ran: Sie sind Sportdirektor bei European-Conference-League-Sieger Olympiakos Piräus. Die griechische Nationalmannschaft hat vor 20 Jahren sensationell die Europameisterschaft gewonnen, diesmal aber in den Playoffs gegen Georgien die Qualifikation für das Turnier in Deutschland denkbar knapp verpasst. Wo steht der griechische Fußball derzeit?
Karembeu: Wir bauen derzeit wieder etwas auf. Nach dem wunderbaren Erfolg bei der EM 2004 in Portugal wurde das ein wenig verpasst. In Zusammenarbeit mit den Klubs und dem Verband versuchen wir eine neue Infrastruktur nach europäischen Standards zu schaffen. Das betrifft die Trainingsgelände genauso wie das Personal. Das Ziel ist es, wieder auf höchstem Niveau in Turnieren mithalten zu können. Wir wollen das Level anheben und bessere Fußballer ausbilden. Der Erfolg von Olympiakos Piräus ist ein erstes Resultat, PAOK Saloniki war ebenfalls im Viertelfinale der Conference League. In der kommenden Saison werden wir drei oder vier Mannschaften in die europäischen Wettbewerbe schicken können, was zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es ist nie einfach, so etwas aufzubauen. Aber wir können die ersten Ergebnisse sehen und ich hoffe, dass sich das bald auch im Nationalteam widerspiegelt.
ran: Welcher junge Spieler könnte bei der Europameisterschaft zum Star werden?
Karembeu: Es gibt viele Kandidaten. Für mich ist natürlich Jamal Musiala einer der besten jungen Spieler. Ich würde auch Mathys Tel vom FC Bayern München nennen, aber er steht nicht französischen Kader und wird stattdessen an den Olympischen Spielen teilnehmen. Auch der 18-jährige Warren Zaïre-Emery von Paris Saint-Germain könnte bei der EM zum Star werden. Frankreich hat viele gute junge Spieler, Deutschland auch. Und natürlich England. Wir werden sehen, wer es schafft.