Leroy Sane kam in allen drei Gruppenspielen der DFB-Elf bei der Heim-EM zum Einsatz. Überzeugen konnte der Lieblingsjoker des Bundestrainers aber in keinem. Im Gegenteil: Der Bayern-Star spielt bislang unglücklich. Wie kann er noch zu einer Hilfe werden?
27 Minuten gegen Schottland, 32 gegen Ungarn und 14 im abschließenden Gruppenspiel gegen die Schweiz.
Leroy Sane ist bei der Nationalmannschaft in diesen Tagen der Heim-EM kein Stammspieler. Seine Rolle ist eine andere.
Der Bayern-Star ist im weitesten Sinne der Top-Joker von Julian Nagelsmann. Das hatte der Bundestrainer weit vor dem Turnier klar kommuniziert.
Und er hält sich daran. Deshalb kommt Sane Spiel für Spiel immer wieder zum Einsatz.
Rechtfertigen konnte der 28-Jährige dieses Vertrauen bislang noch nicht. In keiner Partie konnte er klare Impulse bringen, meist agierte der 63-malige Nationalspieler eher unglücklich.
Sane war lange Jahre Fixpunkt und Stammspieler beim DFB.
Durch eine langwierige Schambein-Verletzung und eine Drei-Spiele-Sperre, die er nach seiner Roten Karte aus dem Spiel gegen Österreich in Wien im November 2023 verbüßen musste, hat er diesen Status verloren.
Für den Bundestrainer ist er dennoch weiterhin ein "bedeutender Spieler, der enge Spiele durch besondere Momente entscheiden kann".
Über Wochen wiederholte Nagelsmann diese Sätze gebetsmühlenartig - weil er von ihnen überzeugt ist. Daran ändert sich auch nach der eher ernüchternden Vorrunden-Performance Sanes nichts.
Der Bundestrainer hat Hoffnung auf etwas Besonderes.
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Babbel kritisiert Sane bei ran
Ein Vorgehen, das Markus Babbel nicht nachvollziehen kann.
Der Europameister von 1996 äußerte sich schon zu Turnierbeginn im exklusiven ran-Interview kritisch gegenüber Sane.
"Leroy hat natürlich unglaubliche Fähigkeiten. Wenn er seine PS auf den Platz bekommt, kann er der Unterschiedsspieler sein", sagte der 51-Jährige.
Er tue sich aber "immer schwer, wenn ich bei einzelnen Spielern ständig hoffen muss: Hoffentlich kann er es heute! Hoffentlich kommt er an sein Maximum".
Babbel verlasse sich als Trainer lieber auf Spieler, "bei denen ich weiß, was ich bekomme".
Sane war nie einer dieser Spieler. Der 28-Jährige fällt und fiel eher in die Kategorie "Wundertüte". Das war schon immer so. Und im Laufe der Jahre lieferte er immer öfter auch große Klasse ab.
Kann er das auch noch bei dieser EM tun?
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Sane wirkt nicht vollends zufrieden mit sich, seiner Rolle im Kader, seiner Fitness. Man kann fast sagen, die Gesamtsituation ist verbesserungswürdig.
Diesen Eindruck jedenfalls könnte man gewinnen, schaut man sich an, wie sich der Bayern-Star an Spieltagen auf dem Platz gibt. Da hadert er, schleicht mit hängenden Schultern auf dem Platz herum, strahlt kein Selbstvertrauen aus.
Unter der Woche erlebt man im Teamquartier in Herzogenaurach einen anderen Leroy Sane. Auf dem Trainingsplatz ist er meistens bestens gelaunt, scherzt mit den Kollegen und trainiert gut.
Das registriert auch der Bundestrainer.
"Wir haben einen sehr guten Draht zueinander und auch ohne, dass wir zehnmal die Woche sprechen, ein ganz gutes Verständnis", sagt Nagelsmann, der Sane schon im Verein - beim FC Bayern - betreute.
Auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler findet lobende Worte für den Flügelspieler: "Er ist eine große Waffe, die wir haben." Und das obwohl Sane seine Qualitäten in den bisherigen EM-Spielen "nicht unbedingt zeigen konnte."
Das sei auch seiner von Verletzungen gezeichneten Rückrunde beim FC Bayern geschuldet.
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Nagelsmann über Sane: "Würde gern mehr spielen"
Bundestrainer Nagelsmann wird ohnehin weiter versuchen, den Trainings-Sane ins Stadion zu manövrieren, in der Hoffnung auf den einen Moment, in dem bei seinem Schützling der Knoten platzt.
Und Sane wird weiter von der Bank kommen, so wie es seine Rolle vorsieht.
Nagelsmann hält eben an seinem Plan fest.
"Wenn er ausgewechselt wird, das mag er nicht ganz so gerne. Aber eingewechselt - findet er ganz gut. Klar, würde er gerne mehr spielen, wie alle die nicht von Beginn an spielen. Das ist auch normal, aber das ist auch gut so", meint der 36-Jährige.
Vielleicht belohnt sich Leroy Sane schon gegen Dänemark.