EM 2024
EM 2024: DFB-Team - Die Krux mit Manuel Neuer: Ist der Bayern-Keeper tatsächlich noch die Nummer eins?
- Aktualisiert: 31.05.2024
- 10:45 Uhr
- Tobias Hlusiak
Manuel Neuer soll bei der EM im deutschen Tor stehen. Doch der Bayern-Keeper hat seit Jahren kein Länderspiel gemacht und fehlte nun auch in den ersten Tagen der Vorbereitung. Ist er dennoch weiterhin die richtige Wahl?
Aus dem DFB-Trainingslager in Blankenhain berichtet Tobias Hlusiak
Als die deutsche Nationalmannschaft am Montagabend mit einem öffentlichen Training im Ernst-Abbe-Sportfeld zu Jena vor 15.000 Zuschauern die heiße Phase vor der Heim-EM eröffnete, war er nicht dabei.
Und trotzdem soll Manuel Neuer bei der am 14. Juni beginnenden Endrunde eine tragende Rolle einnehmen. Das jedenfalls hat Julian Nagelsmann so vorgesehen.
Schon im Frühjahr hatte der Bundestrainer dem Bayern-Keeper das Ja-Wort gegeben. Neuer solle bei der Euro die Nummer eins sein, entschied der 36-Jährige. Zu Ungunsten von Marc-Andre Ter Stegen.
Der Torwart des FC Barcelona hatte sich ebenfalls große Hoffnungen gemacht. Schaut nun aber - wie gewohnt, möchte man fast sagen - in die Röhre.
Das Wichtigste in Kürze
Manuel Neuer: Infekt verzögert Anreise nach Thüringen
In Blankenhain bekräftigte Nagelsmann seine Entscheidung nun erneut.
"Wenn er gesund ist, schon", sagte Nagelsmann zur Position Neuers als Stammtorwart und erklärte im nächsten Satz, warum sein Torwart erneut zunächst nicht mit von der Partie war.
Den 38-Jährigen plagte ein Magen-Darm-Infekt. "Ich erwarte ihn nicht früher als Mittwoch. Noch ist er ein bisschen schlapp. Es geht darum, dass er fit ist und sinnhaft trainieren kann", sagte Nagelsmann.
Eine frühere Anreise des Münchners mache auch keinen Sinn, da dieser dann andere Spieler anstecken könne. Die Erkrankung sei "nichts Dramatisches".
Neuer kam dann doch etwas früher als vom Bundestrainer erwartet. Am Dienstagabend schlug er in Thüringen auf.
Und trotzdem bleibt: Erneut verpasste der Bayern-Star Zeit mit der Mannschaft.
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Neuer vor Rückkehr: Reicht die Zeit?
Sein letztes Länderspiel hat Neuer bei der WM 2022 in Katar gemacht. Es war das dritte Vorrundenspiel gegen Costa Rica.
Danach brach er sich beim Skifahren das Bein, fiel lange aus, kämpfte sich zurück ins Bayern-Tor und auf den Zettel des Neu-Bundestrainers Nagelsmann, der zum Zeitpunkt seiner Verletzung noch sein Vereinscoach gewesen war.
Der Comeback-Versuch beim DFB im März platzte dann kurzfristig wegen einer Muskelverletzung.
Als Neuer nun im Trainingslager eintraf, blieben ihm nur noch genau zwei Wochen und drei Tage bis zum Eröffnungsspiel. Er muss in dieser Zeit in Form kommen und seinen Platz in der Mannschaft finden.
Eine alles andere als ideale Vorbereitungs-Situation für den Bundestrainer, der auf Grund von Verletzungen, diverser europäischer Finals oder Sonderurlaub (ter Stegen) in Blankenhain ohnehin nur eine Rumpftruppe um sich versammelt hat.
Am Dienstag standen nur 13 Feldspieler und zwei Torhüter auf dem Trainingsplatz.
Neuer wird seinen Platz finden
Ein wenig Hoffnung macht, dass ein Spieler wie Neuer nach 117 vorangegangenen Länderspielen nicht lange integriert werden muss.
Der Keeper wird schnell wieder an die Spitze der Hierachie zurückkehren. Das ist auch sein Anspruch. Seine natürliche Ausstrahlung, seine Erfahrung, seine Aura machen es ihm in diesem Punkt einfach.
Die Person Manuel Neuer auf dem Fußballplatz flößt dem Gegner Respekt ein. Es ist ein Hauptargument des Bundestrainers für seine Entscheidung.
Aber wird Neuer auch - wie so häufig in seiner Karriere - mit Leistung vorangehen können? Zuletzt sah es in diese Richtung eher durchwachsen aus.
Statistiken Neuers sind eher schwach
Nur sieben Mal hielt der 38-Jährige seinen Kasten in dieser Bundesliga-Saison bei 23 Einsätzen sauber. Ein eher durchschnittlicher Wert. Gerade wenn man Neuers Anspruch als Gegenwert anlegt.
Gleiches gilt für die Quote abgewehrter Torschüsse. Die liegt bei 66 Prozent. Nur 2018/19 wies Neuer eine schwächere auf (62).
Hinzu kommen schwere Fehler, wie am letzten Spieltag der Saison in Hoffenheim oder kurz zuvor beim bitteren Champions-League-Aus in Madrid.
Neuer ist nicht mehr so stabil wie zu seiner Hochzeit. Und dennoch hat er immer noch die Fähigkeit, sein Leistungsniveau für einen Höhepunkt wie die Euro auf ein Extra-Niveau anzuheben.
Nagelsmann vertraut auf Neuers Stärke
Genau darauf verlässt sich Nagelsmann.
Er weiß, dass sein Torwart zu einem Faustpfand und einem X-Faktor werden kann. Neuer hat das gewisse Etwas, das ter Stegen - trotz seiner ohne Zweife nachgewiesenen Klasse - im deutschen Dress oft gefehlt hat.
"Manuel hat seit seiner Rückkehr im Herbst extrem lange sehr stabil gespielt, sowohl in der Champions League als auch in der Bundesliga. Die Entscheidung steht", so der Bundestrainer.
Ter Stegen - das muss man auch wissen - ist ebenfalls nicht mit dabei in Thüringen. Er spielte noch am Sonntagabend das letzte Saisonspiel mit Barca.
Der Bundestrainer verschrieb ihm daraufhin eine Woche Extra-Freizeit, weil er "wegen seiner Verletzungen den kompletten Winter keine Pause hatte".
Denn auch der 32-Jährige hat keine leichte Spielzeit hinter sich und kann sich nun auch nicht weiter aufdrängen.
Vermutlich aber hätte es ohnehin nichts geholfen. Die Rollen sind bereits verteilt.