Tah gesperrt, Rüdiger fraglich
EM 2024: DFB-Team im Achtelfinale mit Schlotterbeck und Anton? So könnte die Startelf aussehen
- Aktualisiert: 25.06.2024
- 23:22 Uhr
- Martin Volkmar
Im Achtelfinale muss die DFB-Elf womöglich auf beide Innenverteidiger verzichten. Zwei künftige Dortmunder könnten vor heimischer Kulisse eine Chance bekommen, doch auch andere machen sich Hoffnung.
Vom DFB-Team berichten Martin Volkmar, Tobias Hlusiak und Bent Mildner
Als Julian Nagelsmann im März seinen vorläufigen EM-Kader bekannt gab, war Borussia Dortmund der große Verlierer.
Von den elf potenziellen deutschen Nationalmannschafts-Kandidaten berief der Bundestrainer in Niclas Füllkrug nur noch einen Profi des Traditionsvereins, der zudem relativ schnell die Rolle als Ersatzmann hinter Kai Havertz zugeteilt bekam.
Auch der Siegeszug des BVB ins Champions-League-Finale sorgte nicht für ein Umdenken in der Bewertung von Mats Hummels, Julian Brandt und anderen.
Einzige Ausnahme: Nico Schlotterbeck sprang noch auf den EM-Zug.
Mittlerweile ist die schwarz-gelbe Fraktion auf ein Trio angewachsen, nachdem Borussia-Kapitän Emre Can den erkrankten Aleksandar Pavlovic ersetzt hatte.
Waldemar Anton vor Wechsel nach Dortmund
Und in Stuttgarts Kapitän Waldemar Anton gibt es zudem einen Akteur im DFB-Aufgebot, der aller Voraussicht nach in Kürze als Hummels-Nachfolger zum BVB wechseln wird.
In den ersten drei EM-Spielen allerdings stand keiner aus dem Quartett in der Startelf, doch das könnte sich nun pünktlich zum Auftritt in Dortmund ändern.
Im dortigen Stadion bestreitet die deutsche Mannschaft am Samstag gegen Dänemark ihr Achtelfinale und Nagelsmann ist zum Umbau der Anfangsformation gezwungen.
Das Wichtigste in Kürze
ran gibt einen Überblick, warum gleich vier künftige Dortmunder davon profitieren könnten.
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DFB-Abwehr: Schlotterbeck und Anton für Tah und Rüdiger?
Schon während des Spiels gegen die Schweiz (1:1) stand fest, dass Jonathan Tah nach seiner zweiten Gelben Karte gesperrt sein wird. Schlotterbeck ersetzte den Leverkusener nach 61 Minuten und ist auch erster Anwärter auf dessen Position am Samstag.
Der Bundestrainer wollte sich aber zumindest offiziell noch nicht festlegen. "Schlotti hat es gut gemacht, er musste sehr viel Raum verteidigen", sagte Nagelsmann:
"Er und Waldemar Anton haben ein Duell. Wir konnten nicht beide Spieler heute bringen. Beide haben es verdient, weil sie es gut machen. Waldi trainiert herausragend gut. Er hätte schon längst einen Einsatz verdient."
Doch nun könnten beide erstmals zusammen in der Nationalelf spielen, weil auch Antonio Rüdiger ausfallen wird. Am Tag nach dem Spiel wurde bekannt, dass sich der Real-Verteidiger gegen die Schweiz eine Zerrung im hinteren rechten Oberschenkel zugezogen hat.
"Es scheint nichts Dramatisches zu sein. Aber es ist schon eine Tatsache, dass es bis zum Samstag mit einem Einsatz für Toni eng werden könnte", sagte Sportdirektor Rudi Völler der "Bild".
Da Robin Koch offenbar bei den Innenverteidigern nur die Nummer fünf ist, könnte das Duo Schlotterbeck und Anton schon mal im eigenen Stadion zeigen, ob und wie sie auf Topniveau zusammen harmonieren.
Auch wenn ein K.o-Spiel bei einer EM-Endrunde nicht die einfachste Situation für ein solches Debüt ist.
Sturm: Niclas Füllkrug liefert gute Argumente
Auch bei der Frage, wer im nächsten Spiel in der Sturmspitze auflaufen wird, hat sich Nagelsmann offenbar noch nicht entschieden. Füllkrug habe Chancen, "die hat aber Kai Havertz genauso", erklärte er, schließlich habe auch Havertz ein gutes Spiel gemacht.
Und der spätere Torschütze zum umjubelten 1:1 in der Nachspielzeit sei ja gerade von der Bank offenbar am stärksten: "Er liefert Argumente für beide Sachen, als Joker weiter zu fungieren, weil er es super macht oder eben auch mal von Beginn an. Das ist Freud und Leid für ihn zugleich, dass er die Rolle gut erfüllt. Er hat jetzt eine Woche Zeit, Gas zu geben. Wie alle anderen auch."
EM 2024: Füllkrug-Moment vergleichbar mit WM 2006
Füllkrug ist immerhin mit vier Toren bei fünf Einsätzen der erfolgreichste DFB-Einwechselspieler in der EM- und WM-Historie. Doch auch generell hat er mit 13 Treffern in 19 Länderspielen eine herausragende Quote.
Vor allem aber spricht für den 31-Jährigen, dass er im Prinzip der einzige deutsche Offensivspieler ist, der bei hohen Flanken und Standards gefährlich ist.
Trotzdem wollte er keine Ansprüche stellen. "Eigentlich bin ich es nicht gewohnt, als Joker zu spielen", sagte er nur. "Ich freue mich jetzt riesig auf ein Achtelfinale in Dortmund, weil das mit Sicherheit ein riesiger Heimvorteil sein wird."
Mittelfeld: Emre Can sitzt Robert Andrich im Nacken
Auf dieses Heimspiel freut sich auch der Dortmunder Spielführer und insgeheim hofft er sicher auf Einsatzminuten vor heimischer Kulisse, nachdem er gegen die Schweiz 90 Minuten draußen gesessen hatte.
Zuvor allerdings war Can 18 Minuten gegen Ungarn (2:0) und zehn Minuten gegen Schottland (5:1) zum Einsatz gekommen - plus Nachspielzeit, in der er mit einem schönen Distanzschuss den Endstand erzielte.
Da Andrich allerdings am Sonntag nicht überzeugen konnte und ihm obendrein bei einer zweiten Gelben Karte eine Sperre fürs Viertelfinale droht, könnte sich Can in der anstehenden Trainingswoche empfehlen.
Wenn nicht für die Startelf, so doch zumindest für einen Wechsel zur zweiten Hälfte.
Außen: David Raum könnte Maxi Mittelstädt verdrängen
Gelbvorbelastet ist auch Stuttgarts Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt, dem zudem gegen die Schweiz defensiv wie offensiv die fehlende internationale Erfahrung deutlich anzumerken war.
Raum ist zwar kein Dortmunder, doch der Leipziger versteht sich immerhin glänzend mit Füllkrug.
"Ich studiere immer wieder Flanken ein mit Fülle. Es hat sich rentiert", sagte er über seine Maßvorlage auf den Torschützen. "Das war ein brutal geiler Moment. Ich habe gehofft, dass ich einen Turniermoment bekomme."
Ob er nun mehr als diesen Moment bekommt, wollte Nagelsmann auch in diesem Fall nicht verraten: "Wir wissen von David, dass er gut flanken kann. Das ist seine größte Stärke."
Diese Flanken auf Füllkrug aber könnten - je nach Gegner im Achtelfinale - ein wichtiges Element sein, wenn die DFB-Auswahl es nicht schafft, den Kontrahenten mit ihrem Kurzpassspiel auszuhebeln.
"Davids Flanke ist eine Waffe. Seine Flanken sind prädestiniert für den Kopfball. Und wenn du dann eine gute Boxbesetzung hast, dann hilft das", machte Füllkrug Werbung für beide.
Zudem hat Raum im Gegensatz zu Mittelstädt mehr Erfahrung, spielte gerade seine zweite Champions-League-Saison mit RB und stand bei der WM in Katar in allen drei Gruppenspielen in der Startelf.
Und auch das Argument, er habe defensive Defizite, hat er in der abgelaufenen Saison als Stammspieler unter Marco Rose links hinten in der Viererkette widerlegt.
Bleibt abzuwarten, ob das alles bei Nagelsmann zu einem Umdenken und einem größeren Umbau der Startelf führen wird.