EM 2024
EM 2024 - Ein Deutscher, ein Engländer und ein Oldie: Die Elf des Viertelfinals
- Veröffentlicht: 07.07.2024
- 13:16 Uhr
- Andreas Reiners
Die Viertelfinals sind gespielt, die vier Halbfinalisten stehen fest - und damit auch unsere Elf der Runde der letzten Acht. Es ist sogar ein Engländer dabei.
Von Andreas Reiners
Nein, offensive Spektakel hat diese EM vor allem in der K.o.-Runde nicht zu bieten. Für die beste Unterhaltung sorgten im jüngst abgeschlossenen Viertelfinale das DFB-Team und die Spanier, die sich über 120 dramatische Minuten auf Augenhöhe begegneten.
Und sonst? Viel Kampf, jede Menge Krampf und zwei Entscheidungen im Elfmeterschießen gab es, in der regulären Spielzeit in vier Spielen sieben Tore.
Da ist für die Runde der letzten Vier noch Luft nach oben, der bisherige Verlauf des Turniers lässt aber die Hoffnungen schwinden, dass Spanien, Frankreich, England und die Niederlande zwei echte Feuerwerke abbrennen werden.
Und da die klassischen Stürmer bereits in dieser Runde kaum Akzente setzen konnten, haben wir uns beim System unserer Elf des Viertelfinals folgerichtig für ein defensiv ausgerichtetes 4-5-1 entschieden.
Das Wichtigste in Kürze
Bart Verbruggen (Torhüter/Niederlande)
Er hat den Halbfinal-Einzug festgehalten. Er verhinderte nach dem 0:1 zunächst eine höhere Führung der Türken und leitete mit seinen Paraden auch den niederländischen Zwischensprint ein, mit dem "Oranje" das Spiel drehte.
In der Nachspielzeit war er dann erneut zur Stelle, entschärfte einen Abschluss von Semih Kilicsoy aus kurzer Distanz mit einem brillanten Reflex. Er hat erneut unterstrichen, warum es richtig war, bei diesem Turnier auf einen 21 Jahre jungen Schlussmann zu setzen.
Externer Inhalt
Ferdi Kadioglu (Abwehr/Türkei)
Als er im Viertelfinale einen Konter der Niederlande unterband, feierte ihn "RTL"-Kommentator Wolff Fuss als "bei Abpfiff teuersten Spieler der Welt". Das ist der Linksverteidiger vielleicht nicht, aber aktuell einer der besten Abwehrspieler mit Sicherheit. Das unterstrich er bei dieser EM in allen Spielen, auch beim Aus gegen die Niederlande.
Wie es heißt, wollte sein Klub Fenerbahce Istanbul, wo sein Vertrag noch bis 2026 läuft, 35 bis 40 Millionen Euro für ihn haben. Gut möglich, dass Kadioglu den Preis noch einmal hochgetrieben hat.
Pepe (Abwehr/Portugal)
Der alte Mann und die Topleistungen: Es ist beeindruckend, wie er mit seinen 41 Jahren immer noch auf absolutem Top-Niveau agiert. Nach dem leichten Knick im Achtelfinale war Pepe in der Runde der letzten Acht gegen Frankreich wieder voll auf der Höhe und der Turm in der Schlacht.
Schade für ihn, dass gegen die "Equipe Tricolore" Schluss war für Portugal. Im hohen Fußballer-Alter wurde der früher oft so streitbare Abwehrboss fast schon sympathisch – auch wegen seiner beeindruckenden Darbietungen.
William Saliba (Abwehr/Frankreich)
Der Arsenal-Verteidiger hat sich in Deutschland in die Startelf Frankreichs gespielt. Der 23-Jährige zeigte gegen Portugal erneut eine starke Leistung, sorgte mit dafür, dass die Offensive um Superstar Cristiano Ronaldo glücklos blieb. Saliba ist ein wichtiges Puzzlestück, dass die Franzosen im Halbfinale stehen.
Denn ja: Die "Equipe Tricolore" kann offensiv nicht glänzen, hat erst drei Tore auf der Habenseite und noch kein eigenes aus dem Spiel heraus erzielt. Zur Turnier-Wahrheit gehört es aber auch, dass Saliba und Co. in vier von fünf Spielen kein Gegentor zugelassen haben.
Ezri Konsa (Abwehr/England)
Er kam durch die Sperre von Marc Guehi zu seinem ersten Startelf-Einsatz bei der EM, und das zudem nach einer Systemumstellung auf eine Dreierkette. Der 26-Jährige von Aston Villa machte seine Sache im Verbund mit Kyle Walker und John Stones wirklich gut, agierte souverän, mit einer guten Übersicht und Konsequenz in seinen Aktionen, auch im Spiel nach vorne.
Auch mit dem Druck des Viertelfinals und des eigenen Startelf-Debüts ging er beeindruckend gelassen um. Wichtiger Baustein dafür, dass die Engländer im Halbfinale stehen.
Granit Xhaka (Mittelfeld/Schweiz)
Der Kapitän der "Nati" war wie gewohnt der Antreiber im Mittelfeld, war allerdings angeschlagen. Wie er nach dem Spiel verriet, hatte er sich im Achtelfinale gegen Italien früh einen Muskelfaserriss in den Adduktoren zugezogen. "Ich hatte aber das Gefühl, dass die Mannschaft mich braucht", sagte der Leverkusener, der vor dem Viertelfinale nicht trainieren konnte.
Er bewies einmal mehr, wie wichtig er für die Stabilität und die Balance des Schweizer Spiels ist, selbst mit angezogener Handbremse, denn lange Pässe und Torschüsse gingen mit der Verletzung nicht. Doch er sorgte mit dafür, dass im Viertelfinale in regulärer Spielzeit und Verlängerung für England nicht viel ging.
Rodri (Mittelfeld/Spanien)
In einem für Spanien schwierigen und herausfordernden Spiel gegen eine deutsche Mannschaft, die lange viele Lösungen gegen die Iberer fand, wurde er in seinem Aktionsradius eingeengter als gewohnt. Er war trotzdem ein wichtiger Faktor, um in den Drangphasen der DFB-Auswahl zu bestehen.
Bei Rodri kann es nicht immer Weltklasse sein, auf Top-Niveau agiert der 28-Jährige bei diesem Turnier trotzdem durchweg. Er ist das Rückgrat des spanischen Spiels.
N’Golo Kante (Mittelfeld/Frankreich)
Wie erwähnt gehört die Defensive Frankreichs zum Besten, was die EM zu bieten hat. Das liegt auch an N’Golo Kante, der bei dem Turnier seine Form wiedergefunden hat, dem französischen Spiel eine besondere Note verleiht: Neben der Balance auch Mentalität.
Denn der Mittelfeldmann blieb im Viertelfinale auch im 20. Spiel bei einer EM oder WM ungeschlagen. 13 Siege und sieben Unentschieden nach 90 Minuten gab es mit ihm auf dem Platz. Ob die Serie im Halbfinale gegen Spanien hält?
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Florian Wirtz (Mittelfeld/Deutschland)
Er saß gegen Spanien zunächst nur auf der Bank, sorgte dann aber nach der Pause für Leroy Sane für echte Impulse und mehr Tiefe im deutschen Spiel. War es bis zum Viertelfinale nicht sein Turnier, zeigte er gegen die Iberer, warum Bayer Leverkusen so eine starke Saison spielte und warum er einer der Hoffnungsträger für die Zukunft ist.
Füllkrugs Pfostentreffer legte er sehenswert auf, per Dropkick sorgte der 21-Jährige kurz vor Schluss für den Ausgleich (89.). Ein starker Auftritt, leider der letzte bei dieser EM.
Dani Olmo (Mittelfeld/Spanien)
Kam bereits früh für den verletzten Pedri und wurde in der Folgezeit zum Mann des Spiels. Der Leipziger sorgte für die Führung der Spanier, dazu bereitete er den Siegtreffer kurz vor dem Ende der Verlängerung sehenswert per punktgenauer Flanke vor.
Er konnte an diesem Tag dank seiner Technik und seiner Dynamik den Unterschied machen. "Wir mussten ein fantastisches Spiel zeigen - und das ist uns gelungen. Wir sind alle sehr zufrieden und genießen den Moment", sagte der 26-Jährige.
Breel Embolo (Angriff/Schweiz)
Es war nicht seine EM, der Stürmer hatte in Monaco verletzungsbedingt (Kreuzbandriss) eine Seuchensaison erlebt, war zum Turnierstart nicht wirklich fit und fand auch seinen Rhythmus nicht so recht, gehörte aber gegen England erneut zur Startformation.
Gegen England agierte er zwar nicht immer glücklich, brachte aber ein immens wichtiges körperliches Element in das Schweizer Spiel. Dazu traf er zum zwischenzeitlichen 1:0, bewies in der Szene seinen Torinstinkt. Und an Treffern werden Stürmer nun mal in erster Linie gemessen.