Europameisterschaft
EM 2024: Gewinner und Verlierer nach dem Achtelfinale: DFB-Star schaut in die Röhre
- Aktualisiert: 03.07.2024
- 17:50 Uhr
- Chris Lugert
Die Achtelfinals bei der EM 2024 sind gespielt. Wir blicken auf die Gewinner und Verlierer der ersten K.-o.-Runde.
Von Chris Lugert
Die EM in Deutschland biegt so ganz allmählich bereits wieder auf die Zielgerade ein. Sieben der 51 Spiele sind noch offen, das Achtelfinale ist komplett gespielt.
Welche Akteure konnten in der ersten K.-o.-Runde besonders glänzen? Und für wen gab es eine böse Überraschung? ran blickt auf die Gewinner und Verlierer des Achtelfinales.
Gewinner: Julian Nagelsmann
Die EM ist schon jetzt ein Erfolg für das deutsche Team, und das geht auf das Konto des Bundestrainers. Innerhalb von neun Monaten hat er eine am Boden liegende, darbende Trümmertruppe zu einem EM-Viertelfinalisten gemacht. Er hat gezeigt, dass sein Weg der richtige ist, trotz einiger riskanter und gewagter Entscheidungen. Der Achtelfinalsieg gegen Dänemark war der entscheidende Schritt, um die EM-Euphorie so richtig anzufachen. Egal, was jetzt noch kommt: Dank Nagelsmann ist Deutschland zurück in der erweiterten Weltspitze - und das in Rekordtempo.
Gewinner: Türkei
Kaum jemand hatte der Türkei gegen Österreich auch nur Außenseiterchancen eingeräumt. Zu klar war die Testspielpleite im Frühjahr, zu gut präsentierten sich die Kicker in Rot-Weiß-Rot bislang bei diesem Turnier. Es schien nur um die Höhe des Ergebnisses zu gehen. Doch dann kam alles anders. Ein Doppelpack von Merih Demiral, eine absurde Parade von Mert Günok kurz vor Schluss - und fertig war die größte Überraschung der bisherigen K.-o.-Runde. Die zahlreichen türkischen Fans deutschlandweit machten die Nacht zum Tag und wurden zum ekstatischen Partyvolk.
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Gewinner: Donyell Malen
Es war noch nicht die EM von Donyell Malen. Nur einmal stand er in der Startelf, gegen Frankreich kam er gar nicht zum Einsatz. Im Achtelfinale gegen Rumänien aber schlug seine große Stunde. Mit einem Doppelpack entschied der zur zweiten Halbzeit eingewechselte BVB-Profi das Spiel und dürfte sich seinen Startelfeinsatz im Viertelfinale gegen die Türkei gesichert haben.
Gewinner: Nico Williams und Lamine Yamal
In der Vergangenheit stand Spanien für Kombinationsfußball durch das Zentrum, jetzt verfügt die Mannschaft über das vielleicht beste Außenstürmerduo dieser EM. Nico Williams (21) lieferte auf der linken Seite gegen Georgien eine überragende Leistung ab, auch der 16-jährige Lamine Yamal spielt bislang ein starkes Turnier. Es scheint, als habe sich hier eine Kombo gefunden, die den Spaniern auf Jahre Freude machen wird.
Gewinner: Diogo Costa
Portugal wackelte gegen den Underdog Slowenien, doch den kompletten Fall verhinderte Torwart Diogo Costa. In der Verlängerung bügelte er zunächst einen schlimmen Patzer von Abwehrroutinier Pepe aus und rettet mit einer Glanztat im direkten Duell gegen Benjamin Sesko das Aus. Im Elfmeterschießen hielt er anschließend alle drei slowenischen Versuche. Nie zuvor bei einer EM hatte ein Keeper im Elfmeterschießen alle Schüsse pariert.
Das Wichtigste in Kürze
Gewinner: Antonio Rüdiger und Nico Schlotterbeck
Nur eine Sperre von Jonathan Tah spülte Nico Schlotterbeck überhaupt in die deutsche Startelf gegen Dänemark. Und besser als der BVB-Profi in seinem sportlichen "Wohnzimmer" kann man eine Chance nicht nutzen. Von einem seiner typischen Aussetzer einmal abgesehen, lieferte der Innenverteidiger ein lupenreines Spiel ab. Gekrönt wurde sein Auftritt durch den Traumpass auf Jamal Musiala vor dessen Treffer zum 2:0. Noch besser war nur Antonio Rüdiger, der bärenstark agierte und sogar Spieler des Spiels wurde. Da hat sich das neue Abwehrduo wohl gefunden.
Gewinner: VAR
Wenn noch jemand an der Sinnhaftigkeit des VAR gezweifelt haben sollte - das Spiel zwischen Deutschland und Dänemark sollte ihn oder sie kuriert haben. Wer es jetzt noch immer nicht verstanden hat, der will es wohl nicht verstehen. Binnen zwei Minuten griff der Videoassistent zweimal korrekterweise und den Regeln entsprechend ein. Statt 0:1 aus deutscher Sicht stand es plötzlich 1:0. Bitter für die Dänen, aber genau dafür wurde die Technik eingeführt.
Gewinner: Dänische Regentänzer
Ein bisschen Regen hält einen echten Fan noch lange nicht vom Feiern ab. Gut, in Dortmund war es etwas mehr Regen. Oder auch ein Sturzbach. Doch während einige Fans in den privilegierten vorderen Reihen im Stadion die Flucht ergriffen, blieben einige hartgesottene dänische Fans und trotzten dem Regen mit ihrem ganz eigenen Regentanz. Einen Nordeuropäer haut so schnell nichts um.
Verlierer: Ralf Rangnick
Nach der Gruppenphase schien es nur eine Frage der Zeit, bis Ralf Rangnick in Österreich eine eigene Statue bekommt. Nur ein Spiel später dürften etwaige Pläne aber wohl erstmal in der Schublade oder gleich im Reißwolf landen. Der Zauber, der den Teamchef des ÖFB-Teams umgab, ist nach dem Aus gegen die Türkei plötzlich verflogen. Er selbst, seine Spieler und die Fans wirkten nach dem Spiel wie in Schockstarre. In seiner langen Karriere dürfte dies eine der schlimmsten Niederlagen gewesen sein.
Verlierer: Jonathan Tah
Über Gewinner Nico Schlotterbeck haben wir oben bereits geschrieben, und des einen Freud ist oft des anderen Leid. Tah musste gelbgesperrt von außen mit zusehen, wie sein Kontrahent wertvolle Pluspunkte sammelte. Es würde nicht überraschen, wenn sein schwacher Auftritt in der Gruppenphase gegen die Schweiz sein letzter bei dieser EM gewesen ist.
Verlierer: Domenico Tedesco
Angetreten war Domenico Tedesco mit der Mission, die "goldene Generation" der Belgier endlich auch zu Titeln zu führen. Doch dieses Vorhaben scheiterte krachend. Und vor allem die Art und Weise, wie die "Roten Teufel" aufgetreten sind, war erschreckend. Tedesco verstand es nicht, seinem offensivstarken Team eine Taktik mitzugeben, die die eigenen Stärken ausspielte. Das Achtelfinale gegen Frankreich wirkte phasenweise wie das ängstliche Kaninchen vor der Schlange. Auch der ehemalige Bundesligatrainer wird sich jetzt Fragen gefallen lassen müssen.
Deutschland vs. Spanien: Die bisherigen großen Duelle vor dem EM-Viertelfinale
Verlierer: Cristiano Ronaldo
Es ist bislang einfach kein gutes Turnier von Cristiano Ronaldo, das Achtelfinale gegen die Slowenen unterstrich das noch einmal deutlich. Kaum ins Spiel eingebunden, Fallsucht bei jeder kleinen Berührung und der Zwang, jeden Standard selbst schießen zu wollen, obwohl Bruno Fernandes in Sachen Freistöße in einer anderen Liga spielt. Der verschossene Elfmeter in der Verlängerung und die theatralische wie tränenreiche Darbietung danach waren das i-Tüpfelchen. So beschädigt der einstige Weltstar nachhaltig sein Ansehen.
Verlierer: Luciano Spalletti
Zugegeben, Roberto Mancini hatte beim Titelgewinn vor drei Jahren noch mehr individuelle Klasse zur Verfügung. Doch das ist keine Entschuldigung für den italienischen Auftritt gegen die Schweiz im EM-Achtelfinale. Mutlos, apathisch, unkreativ - und quasi in jeder Phase des Spiels den Schweizern unterlegen. Mancinis Abgang hat die "Squadra Azzurra" hart getroffen, sein Nachfolger Luciano Spalletti konnte dessen Arbeit nicht fortführen. Im Gegenteil: Spallettis Amtszeit war bislang ein einziger, riesiger Rückschritt.
Verlierer: Wetter
Sommermärchen? Denkste. Das Wetter bei dieser EM weckt eher Erinnerungen an das europäische Wetter während der Winter-WM in Katar. Nachts fallen die Temperaturen örtlich sogar auf einstellige Werte. Und statt Sonne gibt es meist Dauerregen. Wie in Dortmund, als ein Unwetter das Spiel zwischen Deutschland und Dänemark lahmlegte. Da konnte selbst das Dach des Stadions nur kapitulieren. Es war nicht das erste schwere Gewitter, schon zuvor mussten Fanzonen und Public Vewings teilweise geschlossen bzw. abgesagt werden. Es scheint, als hätten die Engländer falsch gepackt und statt ihres guten Fußballs aus Versehen ihr Wetter mitgebracht. Im Namen aller: Herzlichen Dank - nicht.
Verlierer: Joachim Andersen
Wie ein begossener Pudel fühlten sich in Dortmund nicht nur die Fans, sondern wohl auch Joachim Andersen. Der dänische Abwehrspieler hätte der Held des Abends werden können - wenn es den VAR nicht geben würde (siehe oben). Denn Andersen war nicht nur Schütze des schließlich wegen Abseits aberkannten, vermeintlichen Führungstreffers der Dänen. Sondern er verursachte auch noch den Handelfmeter, der Deutschland nach VAR-Check in Führung und damit auf die Siegerstraße brachte. Klassischer Fall von: Im Bett bleiben wäre keine üble Idee gewesen.